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Ärger bei der Feuerwehr Warum sich Feuerwehrkameraden in Erbenhausen Einsätzen verweigern
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01. März 2025, 05:00 Uhr
Die Feuerwehr ist im Notfall für uns da. In der Gemeinde Erbenhausen in der Rhön ist diese Selbstverständlichkeit gerade in Gefahr. Es herrscht großer Unmut, Kameraden verweigern sich. Der Grund besitzt auch politischen Sprengstoff.
Die kleine Rhöner Gemeinde Erbenhausen besteht aus drei Ortsteilen: Erbenhausen, Schafhausen und Reichenhausen. Insgesamt leben dort ungefähr 560 Menschen. Jeder Ort hat eine eigene Feuerwehr. Zu Einsätzen gerufen, werden die Kameraden jedoch selten. Eigentlich. Denn in den vergangenen Monaten war das anders.
Allein in den ersten zwei Januarwochen musste die Feuerwehr acht Mal ausrücken. Das Problem: Alle acht Einsätze stellten sich am Ende als falsche Alarme heraus. Betroffen sind jeweils an die 30 Kameraden aus allen drei Ortsteilen, wie der Schafhäuser Feuerwehr-Chef Daniel Thomas berichtet. Insgesamt sprechen er und der Bürgermeister von 22 Einsätzen in den vergangenen Monaten, die nicht nötig gewesen wären.
Viele haben die Lust verloren, das merke ich ganz deutlich. Es werden immer weniger, die zu den Einsätzen kommen.
Ausgelöst wurden die Fehlalarme immer an der gleichen Adresse: der Flüchtlingsunterkunft in Schafhausen. Hintergrund ist kein technisches Problem, sondern dass Bewohner in ihren Zimmern kochen oder rauchen und dadurch die Rauchmelder anschlagen.
Ganzes Dorf in Aufruhr
Gerade nächtliche Fehlalarme seien ärgerlich und belastend, so Ortsbrandmeister Daniel Thomas: "Die Kameraden sind ja allesamt berufstätig, müssen also am nächsten Tag früh raus". Große Sorge bereite ihm, dass die Motivation bei den Kameraden infolge der vielen Fehlalarme nachgelassen hat: "Viele haben die Lust verloren, das merke ich ganz deutlich. Es werden immer weniger, die zu den Einsätzen kommen".
Wenn nachts die Sirenen gehen, dann ist sofort das ganze Dorf munter und natürlich auch die Kinder.
Unmut kommt auch aus der Bevölkerung, wie Bürgermeister Tino Scherer berichtet, der selbst auch bei der Feuerwehr ist: "Wenn nachts die Sirenen gehen, dann ist sofort das ganze Dorf munter und natürlich auch die Kinder." Am nächsten Tag kämen dann immer die Fragen, was denn schon wieder losgewesen sei.
Ihnen gehe es nicht darum, Ressentiments zu schüren, aber es brauche eine wirksame Lösung. Schon vor Monaten hat sich die Gemeinde daher an das Landratsamt als die für die Flüchtlingsunterkunft zuständige Behörde gewendet.
Landratsamt beruft Krisentreffen ein
Das Landratsamt nimmt das Problem nach eigenen Angaben ernst. Demnach wurde ein Krisentreffen einberufen und ein strikteres Vorgehen implementiert. Der Ansatz sei eine Kombination aus Aufklärung, Kontrollen und Sanktionen. Wer sich nicht an die Regeln hält, müsse mit einem Bußgeld rechnen.
Die Belehrungen werden demnach regelmäßig in Zusammenarbeit mit den Sozialarbeitern wiederholt, zusätzlich gebe es Brandschutz- und Evakuierungsübungen. Dennoch sei es nach der Serie Mitte Januar bedauerlicherweise noch mal zu zwei Vorfällen gekommen - beide wurden laut Landratsamt durch Rauchen im Gebäude ausgelöst. Der Verursacher dieser Fehlalarme sei ein einzelner Bewohner, der bereits in der Vergangenheit gegen die Hausordnung verstoßen habe.
Er sei inzwischen in eine andere Gemeinschaftsunterkunft "für problematische Asylbewerber" verlegt worden. Gegen ihn laufen den Angaben zufolge auch Bußgeldverfahren. Susanne Reich, Vize-Landrätin und Fachdienstleiterin für Sicherheit und Ordnung sagte MDR THÜRINGEN, sie sei zuversichtlich, dass sich die Lage jetzt beruhigt. Andernfalls sei sie jederzeit gesprächsbereit, sollten die Lösungen nicht die erhoffte Wirkung zeigen.
Ansonsten keine Probleme mit den Flüchtlingen
Mitte Februar gab es im Zusammenhang mit der Flüchtlingsunterkunft auch einen regulären Einsatz. Ein Akku hatte in einer Mülltonne einen Schwelbrand verursacht. Eine Situation, die glücklicherweise glimpflich verlief.
Dennoch bekommt Feuerwehr-Chef Daniel Thomas bei dem Gedanken daran ein mulmiges Gefühl. Wenn die Kameraden zu einem Einsatz gerufen werden, sehen sie die Adresse.
Und viele seien durch die Fehlalarme so gepolt, dass sie bei der Flüchtlingsunterkunft automatisch einen Falschalarm vermuten und es nicht für nötig erachten, zum Einsatz zu kommen. Sie seien ja eine Freiwillige Feuerwehr, auch als Chef könne er seine Kameraden nicht zwingen, so Daniel Thomas.
Er und der Bürgermeister hoffen nun, dass die Maßnahmen des Landratsamtes schnell wirken und sich der Ärger bei den Kameraden bald legt. Wichtig ist ihnen am Ende nochmals zu betonen: Abseits der Fehlalarme gebe es mit den Flüchtlingen keine Probleme.
MDR (med/jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 28. Februar 2025 | 18:00 Uhr
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