Der Historiker und Leiter des Karl May Museums in Hohenstein-Ernstthal, Andre Neubert, aufgenommen am 08.02.2012 in seinem Büro in der westsächsischen Stadt. Am 25. Februar jährt sich sein Geburtstag zum 170. Mal, sein Todestag fünf Wochen später zum 100. Mal. Foto: Hendrik Schmidt/lsn/lth (zu dpa Themenpaket Karl May vom 10.02.2012) +++(c) ZB-FUNKREGIO OST - Honorarfrei nur für Bezieher des ZB-Regiodienstes+++  - Weniger lesen Aufnahmedatum 08.02.2012  Bildnachweis picture alliance / ZB | Hendrik Schmidt 4 min
Nach 30 Jahren: André Neubert verlässt das Karl-May-Haus. Mehr im Audio von Mario Süßenguth. Bildrechte: picture alliance / ZB | Hendrik Schmidt
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André Neubert kann auf die Arbeit von 30 Jahren zurückblicken: Der Direktor des Karl-May-Hauses Hohenstein-Ernstthal geht in Rente. Mario Süßenguth hat mit ihm gesprochen.

MDR KULTUR - Das Radio Di 25.02.2025 15:35Uhr 04:22 min

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Hohenstein-Ernstthal Karl-May-Haus: Scheidender Museumsdirektor hinterlässt moderne Forschungsstätte

28. Februar 2025, 03:00 Uhr

André Neubert, Direktor des Karl-May-Hauses in Hohenstein-Ernstthal, geht nach über 30 Jahren in den Ruhestand. Unter seiner Führung verwandelte sich das Geburtshaus von Karl May samt Anbauten in ein modernes Museum und eine Forschungs- und Begegnungsstätte. Sein Blick auf einen der erfolgreichsten Schriftsteller aller Zeiten habe sich im Laufe seiner Tätigkeit verfeinert, sagte der scheidende Direktor MDR KULTUR. Und: Diskussionen wie "Darf man noch Indianer sagen?" belebten das Geschäft.

  • Vor über 30 Jahren kam Museumsdirektor André Neubert als Karl-May-Fan nach Hohenstein-Ernstthal.
  • Unter seiner Leitung entwickelte sich das kleine Museum zu einer modernen Forschungsstätte.
  • Eine neue Ausstellung im Karl-May-Haus beleuchtet die Verbindungen des Schriftstellers nach Chemnitz.

Das Geburtshaus von Karl May ist ein schmales Häuschen. Die Adress-Bezeichnung aus Mays Geburtsjahr 1842 erzählt davon: "Ernstthal, Niedergasse". Die Weberstube im Haus ist der Lieblingsort des scheidenden Museumsleiters André Neubert: Weil Karl May nicht nur Literatur-, sondern auch Alltagsgeschichte sei, betont er. Der Ort zeige, wie früher gelebt worden sei. Selbst die Rute, mit der Karl May vom Vater versohlt wurde, ist zu sehen.

Karl May und die sächsische Mund- und Lebensart

Museumsleiter André Neubert wurde 1960 in Karl-Marx-Stadt geboren. Vor mehr als drei Jahrzehnten kam er als Karl-May-Fan nach Hohenstein-Ernstthal – seitdem habe sich sein Blick auf den Abenteuer-Schriftsteller verfeinert. Zwar sei Karl May nicht unbedingt berühmter geworden, aber Diskussionen wie "Darf man noch Indianer sagen?" belebten das Geschäft.

Dem sächsischen Museumschef ist anzumerken, dass er mit der Schlitzohrigkeit Karl Mays eine ganze Menge anfangen kann. Neubert ist Sachse wie May, und die sächsische Mund- und Lebensart verbindet über die Zeiten. "Besser an der Sprache erkannt zu werden als am schlechten Charakter", sagt er. Mit dieser Lebensart hat André Neubert auch das Karl-May-Haus geleitet.

Vom Literaturmuseum zur Karl-May-Forschungsstätte

Als der studierte Historiker 1993 das Ruder übernahm, war es ein reines Literatur-Museum. Nachdem ein Begegnungszentrum und ein neues Depot dazu gebaut worden waren, ist es eine Forschungsstätte geworden – und, sagt Neubert, "auch eine pädagogische Einrichtung für die junge Generation, die mal wieder ein Buch lesen soll."

Für das neue, architektonisch moderne Depot mussten zwei alte Häuser weichen. Hier gibt es nun neue Räume und den Museumsshop, und alle Sammlungsstücke lagern seit 2022 optimal. Das sind Waffen, Kostüme, Medaillen oder 8.500 Bücher von und über Karl May. "Es gibt keine Devotionalien über Karl May, die es nicht gibt", sagt Neubert. Immer wieder werden Stücke für Sonderausstellungen als Leihgaben verschickt.

Straßenansicht in Hohenstein-Ernstthal, links das moderne  Depot-Gebäude, rechts das kleine grüne Häuschen, in dem Karl May aufwuchs.
Nachdem ein Begegnungszentrum und ein neues Depot dazu gebaut wurden, ist aus dem kleinen, alten, grünen Karl-May-Häuschen eine Forschungsstätte geworden. Bildrechte: Karl-May-Haus / Tittmann

Im originalen Geburtshaus, das Dank des modernen Anbaus auch barrierefrei erreichbar ist, sind Stücke und Schrift-Dokumente aus Mays Leben zu sehen, zum Beispiel Teile seines vermeintlichen Diebesgutes: eine Taschenuhr und Billardkugeln. Deswegen saß der Junglehrer May nicht nur einmal im Gefängnis, unter anderem in Chemnitz, wovon auch die neue Sonderausstellung erzählt. Insgesamt verbrachte May siebeneinhalb Jahre in Haft. Doch Neubert meint, dort habe er sich sammeln und sich aus der Misere bringen können, bevor er zum meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache wurde.

André Neubert wird Karl Mays Leben auch im Ruhestand nicht loslassen. Das Museum übergibt er als moderne Einrichtung, die auch junge Generationen begeistern kann.

Ausstellung über Karl Mays Verbindungen zu Chemnitz

Zusammen mit Jörn Richter hat André Neubert eine neue Sonderausstellung im Karl-May-Haus kuratiert. Unter dem Titel "Karl May und Chemnitz" sollen anlässlich des Kulturhauptstadtjahres die vielfältigen Verbindungen von Karl May, Hohenstein-Ernstthal und Chemnitz beleuchtet werden. Denn im Laufe von Karl Mays Leben habe Chemnitz "zweifellos eine beachtenswerte Rolle" gespielt, sagen die Ausstellungsmacher. Sie verweisen darauf, dass May in Chemnitz als Fabrikschullehrer arbeitete und später im Chemnitzer Bretturm in Haft saß. Anhand von Akten, Dokumenten und Bildern gebe es viel zu berichten.

Informationen zur Ausstellung

"Karl May und Chemnitz"
Sonderausstellung vom 22. Februar 2025 bis zum 15. Februar 2026

Karl-May-Haus
Karl-May-Straße 54
09337 Hohenstein-Ernstthal

Geöffnet: Dienstag bis Sonntag 10–17 Uhr

Quellen: MDR Sachsen, MDR KULTUR (Mario Süßenguth)
Reaktionelle Bearbeitung: kk, jb

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 22. Februar 2025 | 19:00 Uhr

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