Arbeiter in einer PKW-Fertigungshalle
Während die deutsche Industrie schwächelt, sehen die Aussichen in anderen Branchen rosiger aus. Bildrechte: imago images/Westend61

Krise IWH sieht Zweiteilung der Wirtschaft bei Konjunktur

19. Dezember 2024, 12:25 Uhr

Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle sieht derzeit eine Zweiteilung der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Während die Industrie ächzt, gibt es im Dienstleistungsbereich sogar Beschäftigungsaufbau, analysiert IWH-Ökonom Oliver Holtemöller.

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
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Es gibt sie noch, Unternehmer mit Optimismus, Unternehmer wie Torsten Stolte von der Firma Dormakaba. "Es lief dieses Jahr gut und wir gehen auch zuversichtlich ins nächste Jahr."

Stoltes Firma baut Sicherheitstüren, Schlösser und Zutrittssysteme, zum Beispiel für Flughäfen. Noch vor einem reichlichen Jahr drohte dem Werk im thüringischen Bad Berka die Schließung. Nun, sagt Stolte, laufe es wieder gut: "Wir haben eben nicht nur das Bruttoinlandsprodukt als unseren Wachstumsmotor, sondern wir haben noch viele andere Motoren. Und was immer wichtiger wird, ist das Thema Schutz für Gebäude kritischer Infrastruktur." Das seien zum Beispiel: Wasserwerke, Stadtwerke, aber auch Hersteller von Nahrungsmitteln. Seine Firma helfe mit, deren Gebäude sicherer zu machen, sagt Stolte.

Ute Zacharias 2 min
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Aufschwung in der Diensleistungsbranche

Oliver Holtemöller
Oliver Holtemöller hat nicht nur schlechte Nachrichten aus der Wirtschaft, gut laufe es bei den Dienstleistungen. Bildrechte: IMAGO / Future Image

Dormakaba bedient eine Nische. Andere Firmen haben es in Konjunkturflauten deutlich schwerer. Doch der öffentliche Eindruck, dass die gesamte Wirtschaft daniederliegt, ist in dieser Absolutheit zu einfach: Es gebe auch zwischen den Branchen Unterschiede, sagt Oliver Holtemöller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle. "Ja, es gibt eine gewisse Zweiteilung der Wirtschaft. Wirklich schlecht läuft es insgesamt in der Industrie, aber die Dienstleistungsbereiche laufen besser. Dort haben wir sogar Beschäftigungsaufbau."

Ein Beispiel dafür ist die Firma TecArt in Erfurt. Marketingmanager Ardjuna Arndts sagt, das Unternehmen entwickle Software für andere Firmen. Der Umsatz sei ziemlich stabil geblieben – im Vergleich zu den letzten Jahren immer leicht nach oben. "Was besonders gut lief: unsere Kundenprojekte. Wir helfen denen dabei, ihre Prozesse zu digitalisieren. Und sorgen dafür, dass andere Unternehmen glücklich sind", sagt Arndts.

Reallöhne sind höher als vor Inflation

Glücklich ist derzeit ein selten gehörtes Wort. Dabei könnten auch zahlreiche Angestellte zufriedener sein als noch vor zwei Jahren. Denn die Einkommen sind seitdem im Durchschnitt gestiegen. Und das ist ja auch eine gute Nachricht. Wirtschaftsforscher Holtemöller sagt: "Wir haben ja mit dem Energiepreisanstieg und der auch sonst hohen Inflation eine Belastung der Kaufkraft gehabt. Das ist mittlerweile in der Gesamtwirtschaft vollkommen ausgeglichen." Die Reallöhne lägen sogar höher als vor dem Inflationsschub. Die Haushalte hätten also einen deutlichen Zuwachs an Einkommen, argumentiert Holtemöller. "Das könnten sie auch ausgeben, tun sie aber im Moment nicht. Sie halten sich zurück."

Der Grund: Die weit verbreitete Unsicherheit. Wenn Firmen Arbeitsplätze abbauen, wie zum Beispiel Volkswagen, legen viele lieber Geld zurück und sparen. Doch die steigende Sparquote gehört womöglich bald der Vergangenheit an, denn die Zinsen sinken wieder. Für die Sparer mag das ärgerlich sein, in der Baubranche sorgt das aber für Aufbruch. Denn es sinken auch die Zinsen für Baukredite. "Die Bauwirtschaft ist besonders zinsreagibel, sodass die Bauwirtschaft von dieser Seite ein wenig stimuliert werden dürfte", erklärt Holtemöller.

Eine Firma, die baut, ist Aryzta. Die Großbäckerei will heute in Eisleben den ersten Kranaushub für einen riesigen Steinofen machen. Es wird in Ostdeutschland also noch investiert. Und das ist vielleicht die wichtigste gute Nachricht inmitten der Krise.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 19. Dezember 2024 | 06:03 Uhr

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