Gesundheit Mehrheit der Deutschen arbeitet auch krank
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03. Februar 2025, 14:10 Uhr
Hohe Arbeitsbelastung oder kaum Personal: Die Mehrheit der deutschen Arbeitnehmer geht krank zur Arbeit. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Demnach gaben fast zwei Drittel der Beschäftigten an, 2024 mindestens einen Tag trotz starker Krankheit gearbeitet zu haben – manche sogar teilweise über Wochen. Dabei arbeiten vor allem Frauen krank. Auch bei den Berufsbranchen gibt es starke Unterschiede.
- Die Mehrheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland haben im vergangenen Jahr krank gearbeitet.
- Dabei gibt es starke Unterschiede in den Berufszweigen.
- Gründe für krankes Arbeiten sind vielfältig.
- Allianz-Chef löste Debatte zu Lohnfortzahlung im Krankheitsfall aus
Die Mehrheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland ist im vergangenen Jahr krank zur Arbeit gegangen. Wie aus einer aktuellen Untersuchung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervorgeht, gaben fast zwei Drittel (63 Prozent) der Beschäftigten an, 2024 mindestens einen Tag trotz starker Krankheit gearbeitet zu haben.
Weniger als ein Viertel waren demnach eine bis drei Wochen krank auf Arbeit. Dagegen hätten 37 Prozent im vergangenen Jahr nie krank gearbeitet. Generell seien zudem Frauen mit 67 Prozent eher krank zur Arbeit erschienen als Männer (60 Prozent).
Starke Unterschiede in Berufszweigen
Starke Unterschiede gibt es laut der Untersuchung auch in den Berufszweigen. So hätten in Reinigungsberufen 77 Prozent der Beschäftigten im vergangenen Jahr krank gearbeitet, ähnlich viele in sozialen und kulturellen Dienstleistungsberufen, etwa das Personal an Kitas und Schulen (76 Prozent) und in Gesundheitsberufen wie der Pflege (69 Prozent). Im Berufsfeld IT- und Naturwissenschaft habe hingegen die Mehrheit von 54 Prozent angegeben, nie krank gearbeitet zu haben.
Vielfältige Gründe: Mehrheit der Menschen arbeitet krank
Der Umfrage zufolge gingen Arbeitnehmer vor allem wegen der Sorge um den Arbeitsplatzverlust (82 Prozent), einer hohen Arbeitsbelastung (78 Prozent) sowie einem schlechten Betriebsklima (81 Prozent) krank zur Arbeit. Zudem mache es mangelnde Planung und fehlendes Entgegenkommen der Vorgesetzen den Arbeitnehmern schwer, sich ausreichend Genesungszeit zu nehmen.
Die Untersuchung beruht den Angaben zufolge auf Daten der Beschäftigtenbefragung für den DGB-Index "Gute Arbeit". Dafür wurden knapp 7.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer telefonisch befragt.
Allianz-Chef löst Debatte zu Lohnfortzahlung im Krankheitsfall aus
Anfang Januar hatte der Chef der Allianz, Oliver Bäte, mit seinem Vorschlag, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall einzuschränken, scharfe Kritik und eine lebhafte Debatte ausgelöst. Bäte hatte seinen Vorschlag mit dem hohen Krankenstand begründet. Deutschland sei inzwischen Weltmeister bei den Krankheitstagen. Beschäftigte seien im Schnitt 20 Tage pro Jahr krankgeschrieben, während der EU-Schnitt bei acht Krankheitstagen liege.
Die DGB reagierte damals mit heftiger Kritik. Gewerkschafts-Chefin Anja Piel sagte, schon jetzt gebe es die Tendenz, dass Beschäftigte trotz Krankheit arbeiteten. Niemand brauche Vorschläge, um das noch zu verstärken. Die IG Metall bezeichnete es als unverschämt und fatal, den Beschäftigten Krankmacherei zu unterstellen.
KNA/dpa/AFP(lmb)