Nach Trumps Amtsantritt Mögliche US-Zölle bereiten Exportwirtschaft Sorgen
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23. Januar 2025, 10:14 Uhr
Die deutsche Exportwirtschaft blickt mit Sorge auf die von US-Präsident Donald Trump ins Spiel gebrachten Zölle. Dem Hauptgeschäftsführer des Groß- und Außenhandelsverbands zufolge ist die deutsche Außenwirtschaft nicht ausreichend wettbewerbsfähig. Jedoch dürfe man sich nicht verrückt machen lassen. CDU-Außenpolitiker und SPD-Europapolitiker plädieren für Verhandlungen mit Washington.
- Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion hält Deals mit Trump für möglich.
- Der Vorsitzende des Handelsausschusses im Europäischen Parlament plädiert für einen Dialog mit Washington.
- Trump droht Zölle auf europäische Produkte zu erheben.
Die deutsche Exportwirtschaft blickt mit Sorge auf die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle. Der Hauptgeschäftsführer des Groß- und Außenhandelsverbands, Antonin Finkelnburg, sagte MDR AKTUELL, die deutsche Außenwirtschaft sei nicht ausreichend wettbewerbsfähig, um in einem Zollwettbewerb mithalten zu können.
Man dürfe sich aber nicht verrückt machen lassen. Er glaube, dass es Trump im Handelsstreit eher um China gehe, weniger um Europa. Dennoch müssten die Verhandlungen über ein transatlantisches Freihandelsabkommen wiederbelebt werden.
CDU-Außenpolitiker und SPD-Europapolitiker plädieren für Verhandlungen
Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt, sagte im Deutschlandfunk, dass er für die EU Möglichkeiten sieht, angemessen auf die Drohungen von US-Präsident Trump zu reagieren, höhere Zölle zu verhängen.
Der CDU-Politiker zog einen Vergleich zur ersten Amtszeit Trumps. Damals habe der ehemalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker höhere Zölle auf europäische Automobile abwenden können, indem er Trump zusicherte, mehr Soja aus den USA zu importieren. Die EU solle sich auf diese Trumpsche "Deal-Politik" vorbereiten und überlegen, was man diesmal anbieten könne. Wichtig sei dabei, dass Europa an einem Strang ziehe, betonte Hardt.
Auch der Vorsitzende des Handelsausschusses im Europäischen Parlament, Bernd Lange, hält Verhandlungen mit Trump für möglich und plädiert für einen Dialog mit Washington. Lange riet im Deutschlandfunk zu dem Prinzip: verhandeln, wo möglich und verteidigen, wo nötig. Die Europäer hätten Optionen bei Einkäufen von Militärtechnik, Flüssiggas oder auch im Agrarsektor, um das Handelsbilanzdefizit zur USA zu reduzieren. Zudem könne man einige europäische Regelungen und Zölle überdenken. Das gelte auch für Mexiko und Kanada, von wo aus ebenfalls viele europäische Unternehmen Produkte in die USA brächten.
Im Fall einer Eskalation des Handelsstreits mit den USA verwies der SPD-Politiker darauf, dass die EU besser gerüstet sei, als bei Trumps erster Amtszeit. Man habe neue Regeln geschaffen, um auf unfaire Zölle reagieren zu können.
Als Beispiel nannte er das sogenannte Anti-Coercion-Instrument, das Ende 2023 eingeführt wurde. Es sieht neben Zöllen weitere Gegenmaßnahmen bei wirtschaftlichem Zwang vor.
Trump will Zölle auf europäische Produkte erheben
Nach seinem Amtsantritt am Montag hat US-Präsident Donald Trump der EU erneut mit Zöllen gedroht. Trump kritisiert, die Europäer kauften zu wenig Produkte aus den Vereinigten Staaten. Zölle seien der einzige Weg, um das Handelsdefizit auszugleichen und für Gerechtigkeit zu sorgen.
MDR (lmb)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 23. Januar 2025 | 08:48 Uhr