Kitas, Kliniken, Müllabfuhr Erste Tarifrunde im öffentlichen Dienst ergebnislos – Gewerkschaften kündigen Protest an

24. Januar 2023, 22:46 Uhr

Nach erfolglosen ersten Tarifverhandlungen in Potsdam für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes haben die Gewerkschaften Verdi und dbb Protest angekündigt. Hauptforderung sind 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro mehr Gehalt. Die Arbeitgeber haben die Forderungen bereits als überhöht zurückgewiesen.

Die erste Runde der Tarifverhandlungen für Bund und Kommunen ist am Dienstag in Potsdam ohne ein Angebot der Arbeitgeber ergebnislos vertagt worden. Die Tarifparteien seien weit auseinander, sagte der Bundeschef der Gewerkschaft Verdi, Frank Werneke, nach den Verhandlungen, "weil die Arbeitgeber die Notwendigkeit, die gestiegenen Preise auszugleichen, nicht anerkennen".

Gewerkschaften kündigen Protestaktionen an

Verdi fordert für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im Öffentlichen Dienst 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr. Profitieren sollen unter anderem Menschen, die das Leben vor Ort aufrechterhalten: im Kindergarten, in Entsorgungsanlagen oder Krankenhäusern.

Für die kommenden Wochen kündigte Verdi Protestaktionen an. In welchem Umfang diese notwendig seien, hänge vom Verlauf des zweiten Verhandlungstermins am 22. und 23. Februar ab, so Werneke: "Einzelne Aktionen wird es sicherlich bereits im Vorfeld des zweiten Verhandlungstermins geben."

Auch der Chef des Beamtenbunds dbb, Ulrich Silberbach, sagte: "Wir werden Begleitmusik starten. Deswegen bitten wir heute schon um Verständnis, wenn es an der einen oder anderen Stelle Beeinträchtigungen geben wird."

Verdi begründet Forderung mit Inflation

Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte schon vor Beginn der ersten Runde schwierige Gespräche erwartet. "Die Forderungen der Gewerkschaften sind hoch", sagte die SPD-Politikerin in Potsdam am Rande der Verhandlungen. "Wir haben eine angespannte Haushaltslage, insbesondere gerade in den Kommunen", so Faeser. Deswegen würden es "schwierige Verhandlungen".

Die Verdi-Bezirksgeschäftsführerin in Sachsen-Anhalt, Annett Kannenberg-Bode, sagte dem MDR, die steigenden Preise belasteten vor allem Haushalte mit geringem und mittlerem Einkommen. Sie gäben einen großen Teil ihres Nettogehaltes für Energie, Nahrungsmittel und Kraftstoff aus. Daher müssten es für sie mindestens 500 Euro mehr Gehalt sein.

Rund 190.000 Beschäftigte in Mitteldeutschland

Nach Angaben von Verdi sind rund 35.000 Beschäftigte bei den Thüringer Kommunen von den Verhandlungen betroffen. In Sachsen-Anhalt waren laut Landesstatistik 2021 mehr als 47.000 Menschen im kommunalen Bereich beschäftigt, in Sachsen nach Angaben der Landesstatistik rund 80.000. Im Bundesbereich sind in allen drei Bundesländern laut Verdi insgesamt fast 31.000 Menschen beschäftigt.

Kommunen lehnen Forderung als überhöht ab

Die kommunalen Arbeitgeber befürchten Mehrkosten von gut 15 Milliarden Euro und nennen das nicht leistbar. Die Geschäftsführerin des Kommunalen Arbeitgeberverbands (VKA) Sachsen-Anhalt, Diana Häseler-Wallwitz, wies die Forderung als überhöht zurück. Die Wirtschafts- und Finanzlage von Krankenhäusern, Verwaltungen und anderen kommunalen Unternehmen gebe eine solche Steigerung bei weitem nicht her.

Kritik an angedrohten Warnstreiks

Verbandspräsidentin Karin Welge kritisierte zudem die Streikankündigungen der Gewerkschaften. Angesichts des Krieges in Europa verböten sich "verbal überzogene Eskalationen", sagte Welge der "Stuttgarter Zeitung". Es gebe keinen Grund, auf diese Weise mobil zu machen. Verdi-Chef Frank Werneke hatte zuvor der "Süddeutschen Zeitung" gesagt: "Wenn es nötig ist, dann streiken wir." Wie wahrscheinlich das sei, hänge von den Arbeitgebern in Bund und Gemeinden ab.

AFP/dpa (kkö,jan)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 24. Januar 2023 | 06:00 Uhr

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