
Beschäftigung Nur jeder Zweite arbeitet mit Tarifvertrag – Schlusslicht Sachsen
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21. März 2025, 13:05 Uhr
Mehr als jeder zweite Beschäftigte in Deutschland arbeitet ohne Tarifvertrag. Zum Teil deutliche Unterschiede gibt es zwischen einzelnen Branchen und den Bundesländern. Schlusslicht in der Tarifbindung ist Sachsen.
- Sachsen ist Schlusslicht bei Tarifverträgen
- In der Verwaltung gibt es 100 Prozent Tarifbindung, in der Fischerei sind es elf
- Der DGB fordert mehr Einsatz der Politik
Weniger als die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland waren im vergangenen Jahr in einem tarifgebundenen Betrieb beschäftigt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, waren es 49 Prozent, etwa so viele wie in den Vorjahren.
Unterschiede gibt es zwischen den Bundesländern. Die wenigsten Beschäftigten mit Tarifvertrag gibt es mit 42 Prozent in Sachsen. Auch Thüringen liegt mit 45 Prozent unter dem Durchschnitt. In Sachsen-Anhalt sind es 50 Prozent. An der Spitze liegen Bremen mit 56 Prozent und das Saarland mit 54 Prozent.
Unterschiede auch zwischen den Branchen
Noch größer sind die Unterschiede zwischen einzelnen Branchen. Die höchste Tarifbindung hat die öffentliche Verwaltung mit 100 Prozent. Auch Energieversorger (84 Prozent), Erziehungs- und Bildungseinrichtungen (80 Prozent) und Finanz- und Versicherungsdienstleister (72 Prozent) haben zumeist Tarifverträge. Die wenigsten Betriebe mit Tarifbindung gibt es in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei. Hier arbeiten nur elf Prozent der Beschäftigten mit Tarifvertrag, zwei Prozentpunkte weniger als im Jahr zuvor. Auch bei Kunst, Unterhaltung und Erholung sowie im Gastgewerbe gibt es mit 20 bzw. 23 Prozent wenig Tarifbindung.
Gewerkschaft fordert mehr Einsatz der Politik
Der Deutsche Gewerkschaftsbund forderte die Politik auf, durch Rahmenbedingungen für mehr Tarifverträge zu sorgen, etwa durch Vergabegesetze und Wirtschaftsförderung. Sachsens DGB-Vize Daniela Kolbe sagte: "Die Instrumente liegen auf dem Tisch und müssen umgesetzt werden." Es sei nicht erklärbar, warum in Sachsen noch immer mit öffentlichem Geld die Billigangebote von Unternehmen ohne Tarifvertrag finanziert würden.
Auch Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter (SPD) wirbt für mehr Tarifverträge. Sie sie seien eine wichtige Säule für eine faire und stabile Arbeitswelt. Durch sie würden auch der sozialen Frieden und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft gestärkt.
Die Vorgänger-Landesregierung aus CDU, SPD und Grünen hatte zwar ein neues Vergabegesetz mit konkreten Bedingungen für öffentliche Aufträge im Koalitionsvertrag zu stehen. Die Umsetzung scheiterte aber an der Union. Die CDU führte an, das würde unnötig mehr Bürokratie nach sich ziehen.
MDR (dko)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 21. März 2025 | 11:00 Uhr