LNG-Terminals Analyse: Offenbar weniger LNG-Kapazitäten für Energiesicherheit notwendig

28. Februar 2023, 20:22 Uhr

Der Ausbau von LNG-Terminals ist notwendig, um die Energiesicherheit in Deutschland zu gewähren. Doch wie viele Terminals werden wirklich gebraucht. Eine interne Analyse aus dem Bundeswirtschaftsministerium, die MDR Investigativ vorliegt, zeigt, dass offenbar weniger Terminals benötigt werden, als bislang angenommen.

Offenbar sind weniger Kapazitäten für Flüssigerdgas (LNG) in Deutschland notwendig als bislang angenommen. Das geht aus einer internen Analyse aus dem Bundeswirtschaftsministerium hervor, die MDR Investigativ exklusiv vorliegt. Zuletzt hatte das Ministerium auf eine kleine Anfrage der Partei DIE LINKE vom 10. Januar 2023 geantwortet, dass bis 2030 für die Energiesicherheit LNG-Kapazitäten von 76,5 Milliarden Kubikmetern geplant werden.

Volle Gasspeicher selbst bei besonders kalten Wintern

In der internen Analyse aus dem Bundeswirtschaftsministerium wird dagegen von nur noch 47,5 Milliarden Kubikmetern LNG ausgegangen. Aufgelistet werden acht schwimmende Terminals und nur ein festes. Bislang war man von drei festen Terminals ausgegangen.

Insgesamt rechnet die Studie drei Szenarien für eine unterschiedlich ausfallende Gasnachfrage durch: Von stark fallend bis zu leicht steigend. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Gasspeicher in den kommenden beiden Jahren bereits im Sommer in allen Szenarien einen Füllstand von 100 Prozent erreichen werden - selbst bei besonders kalten Wintern.  

Zwei der drei Szenarien in der Analyse gehen allerdings implizit davon aus, dass die deutschen Klimaschutzziele dann nicht erreicht werden können. Erstellt wurde die Analyse zur Entwicklung auf den Gasmärkten durch das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI).

Linkenpolitiker fordert LNG-Terminal-Notbremse

Der Linkenpolitiker und umweltpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Victor Perli, kritisiert, dass das Verwirrspiel um die geplanten Terminals weitergehe. Das EWI rechne jedenfalls mit deutlich niedrigeren LNG-Kapazitäten, die notwendig sind, als das Wirtschaftsministerium: "Die Pläne des Wirtschaftsministeriums sind offensichtlich völlig überdimensioniert. Minister Habeck muss endlich einsehen, dass er sich mit den vielen Terminals verrannt hat. Es braucht jetzt eine LNG-Terminal-Notbremse, um die explodierenden Kosten für die öffentliche Hand zu begrenzen und das Klima zu schonen."

Das ist nicht nur teuer und unnötig. Die Terminals sind eine schwere Hypothek für die Klimaziele.

Constantin Zerger Deutsche Umwelthilfe

Der Bereichsleiter für Energie und Klimaschutz bei der Deutschen Umwelthilfe, Constantin Zerger, fordert eine Denkpause und die Absage unnötiger LNG-Projekte, denn die EWI-Analyse zeige deutlich, dass die Bundesregierung massive LNG-Überkapazitäten plane: "Das ist nicht nur teuer und unnötig. Die Terminals sind eine schwere Hypothek für die Klimaziele."

Wirtschaftsministerium hält Frist nicht ein

Bis zum 15. Februar 2023 hätte das Bundeswirtschaftsministerium dem Haushaltsausschuss ein Gesamtkonzept zu den LNG-Plänen der Bundesregierung vorlegen müssen. Die Frist wurde nicht eingehalten. Derzeit ist also unklar, wie viel LNG-Kapazitäten zukünftig genau zur Verfügung stehen werden. Das Bundeswirtschaftsministerium antwortete auf Nachfrage von MDR Investigativ, dass geleakte Dokumente grundsätzlich nicht kommentiert werden.

Quelle: mpö

Dieses Thema im Programm: Das Erste | FAKT | 28. Februar 2023 | 21:45 Uhr

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