Inflation Studie: "Profit-Hunger" treibt Lebensmittelpreise nach oben
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24. April 2023, 15:47 Uhr
Die Lebensmittelpreise steigen seit Monaten: Ein Kreditversicherer hat nun analysiert, dass die Teuerung nicht nur mit teueren Rohstoffen und Energie zu begründen ist. Auch die Hersteller seien hungrig nach Profiten, berichtet die Allianz Trade. Zugleich machen die Experten Verbrauchern wenig Hoffnung, dass die Preise demnächst wieder fallen. Lediglich die Teuerung verlangsamt sich im kommenden Jahr, so die Prognose.
Der "Profit-Hunger" der Hersteller trägt einer Untersuchung zufolge zu den stark steigenden Preisen für Lebensmittel bei. Mehr als ein Drittel der jüngsten Preissteigerungen in Deutschland sei nicht auf Faktoren wie gestiegene Energie- oder Lohnkosten zurückzuführen, heißt es in einer am Montag vorgestellten Studie des Kreditversicherers Allianz Trade. Dieser Trend zu "übermäßigen Gewinnmitnahmen" ist demnach überall in Europa zu beobachten, in Deutschland sei er aber besonders "eklatant".
Die Lebensmittelpreise sind mittlerweile zum Inflationstreiber geworden. In Europa machen Preissteigerungen in dem Bereich der Studie zufolge fast ein Drittel der Teuerung aus, in Deutschland sogar fast 40 Prozent.
Hersteller verteuern Produkte deutlich stärker als Händler
Der Untersuchung zufolge haben die Lebensmittelproduzenten in Deutschland im vergangenen Jahr rund 18,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr aufgeschlagen, der Lebensmitteleinzelhandel dagegen "nur" 12,6 Prozent. Viele Einzelhändler hätten offenbar nicht alle gestiegenen Kosten an die Kunden weitergegeben, sagt der Inflationsexperte Andy Jobst.
Europaweit lagen die Lebensmittelpreise Allianz Trade zufolge im ersten Quartal um knapp 15 Prozent über dem Vorjahresniveau, in Deutschland sogar um rund 22 Prozent.
Experte: Preiserhöhungen werden nur selten zurückgenommen
Mit einem schnellen Ende der Preissteigerungen bei Lebensmitteln rechnen die Allianz Trade-Experten nicht. Sie erwarten, dass sich Nahrungsmittel in Deutschland in diesem Jahr noch einmal um mehr als zwölf Prozent verteuern. Für kommendes Jahr seien die Aussichten bei der Teuerung von Lebensmittel besser, sagte Jobst. Allerdings bedeute das in vielen Fällen eher eine Stagnation der Preise. "Durchgesetzte Preiserhöhungen werden erfahrungsgemäß nur selten zurückgenommen".
AFP/dpa (kkö)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | 19. April 2023 | 11:00 Uhr