Metall-Tarifabschluss Lohn-Plus kommt wohl auch im Osten an
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19. November 2022, 11:20 Uhr
Gewerkschaften und Arbeitgeber haben sich geeinigt: Die Gehälter der Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie werden steigen. Obendrauf kommt eine steuerfreie Einmalzahlung von 3.000 Euro. Der neue Tarifvertrag wurde als Pilotabschluss in Baden-Württemberg ausgehandelt, aber die Lohnerhöhung wird wahrscheinlich auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen übernommen.
- Der Tarifabschluss aus Baden-Württemberg ist richtungsweisend für alle Bundesländer in Deutschland.
- Der Vorstand der IG Metall hat sich dafür ausgesprochen, dass der Abschluss auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen übernommen wird.
- Auch auf nicht tarifgebundene Betriebe der Branche könne der Abschluss eine Sogwirkung haben.
Ihre Trillerpfeifen können die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie nun erstmal wieder wegpacken. Ihren Forderungen sind sie zumindest nahegekommen. In zwei Schritten wollen die Arbeitgeber die Löhne erhöhen. Im Juni 2023 gibt es 5,2 Prozent mehr, im Mai 2024 nochmal 3,3 Prozent.
Der Pilotabschluss aus Baden-Württemberg sei richtungsweisend für alle Bundesländer, sagt Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung Dresden: "Die Gewerkschaften machen es natürlich klug und gehen immer dahin und handeln ihre Modelllohnabschlüsse in den wirtschaftsstarken Ländern aus. Aber meistens wird es dann eben tatsächlich hier übernommen und man kann davon ausgehen, dass das in den nächsten beiden Jahren auch hier der Fall sein wird."
Entsprechende Signale gibt es aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Markus Sievert, Sprecher der sächsischen IG Metall, sagt, dass sich der Vorstand der IG Metall sich bereits dafür ausgesprochen habe, dass dieser Abschluss in allen Bezirken in Deutschland übernommen werden, also auch in Sachsen: "Die sächsischen Arbeitgeber haben sich auch bereits positiv geäußert. Deswegen bin ich zuversichtlich, dass der auch in Sachsen übernommen wird. Unsere Gremien müssen aber noch zustimmen."
Auch die Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt und Thüringen wollen den Tarifabschluss übernehmen. Er sei angesichts der derzeitigen Krisen aber teuer, sagt Frank Aschenbach, stellvertretender Vorsitzender des Verbands der Metall- und Elektroindustrie Sachsen-Anhalt: "Wir werden für Firmen, welche aufgrund der wirtschaftlichen Lage mit diesem Abschluss überfordert sein könnten, auf betrieblicher Ebene Regelungen finden, um den Fortbestand zu sichern und da erwarten wir von der Gewerkschaft ein verantwortungsvolles Miteinander."
Keine Lohn-Preis-Spirale in Sicht
Allerdings: Viele Betriebe der Branche sind nicht tarifgebunden. Man dürfe aber davon ausgehen, dass das beschlossene Entgelt-Plus auch auf sie eine gewisse Sogwirkung entfalte, sagt Wirtschaftsforscher Ragnitz. Er glaubt, dass die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale gebannt sei: "Die Inflationsraten sind viel höher als die Tariflohnabschlüsse. Das würde also bedeuten, dass die Reallöhne sowieso zurückgehen und dadurch hat man keinen preissteigernden Effekt. Da kann man Entwarnung geben. Da ist es ganz gut, dass man die steuerfreien Einmalzahlungen festgelegt hat, denn die erhöhen das Lohnniveau nicht auf Dauer."
Das ist für die Gesamtwirtschaft eine gute Nachricht. Für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie heißt es aber auch: Unterm Strich haben sie trotz höherer Tariflöhne nicht wirklich mehr Geld in der Tasche.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 19. November 2022 | 06:00 Uhr