Wärmemonitor Haushalte verbrauchen 2022 fünf Prozent weniger Heizenergie

27. September 2023, 14:57 Uhr

Deutsche Haushalte waren 2022 beim Heizen sparsamer. Nach Ergebnissen aus dem jüngsten Wärmemonitor des Deutschen Institus für Wirtschaftsforschung ging Heizenergiebedarf im vergangenen Jahr um fünf Prozent zurück. Auch der Ausstoß des Klimagases CO2 sei entsprechend gesunken. Dennoch seien die Klimaziele verfehlt worden.

Die Privathaushalte in Deutschland haben beim Heizen im vergangenen Jahr erheblich Energie eingespart. Der temperaturbereinigte Verbrauch an Heizenergie lag fünf Prozent unter dem von 2021. Entsprechend ging auch der Ausstoß des Klimagases CO2 zurück. Das sind die Ergebnisse des jüngsten "Wärmemonitors", den das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwoch veröffentlicht hat. Mögliche Gründe für den Rückgang seien Einsparungen als Reaktion auf die stark gestiegenen Energiepreise.

Was ist der Wärmemonitor? Der Wärmemonitor wird jährlich vom DIW auf Datengrundlage des Immobiliendienstleisters Ista erstellt. Er soll nach DIW-Angaben mehr Transparenz über den Heizenergieverbrauch und die Heizkosten in Deutschland schaffen. Für die aktuelle Studie wurden die Heizenergieabrechnungen von bundesweit 150.000 Zwei- und Mehrfamilienhäusern mit rund einer Million Wohnungen ausgewertet.

Ostdeutschland mit geringerem Energiebedarf

Den Studienergebnissen zufolge waren die Einsparungen im Norden sehr viel höher als im Süden. Spitzenreiter war Schleswig-Holstein mit minus 7,3 Prozent. In diesem Bundesland seien auch die Preise für Heizöl und Erdgas deutschlandweit am stärksten gestiegen.

Im Osten sei der Heizenergiebedarf mit 117 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche grundsätzlich immer noch geringer als im Westen mit 125 Kilowattstunden. Grund für den niedrigeren Bedarf könnte die hohe Sanierungsrate in den ostdeutschen Ländern sein, hieß es in der Studie.

Mit den Ergebnissen setze sich der Trend der vergangenen Jahre fort: Seit 2019 sei der Bedarf in jedem Jahr gesunken, wenn auch nicht so stark wie 2022.

Energiesparen begann erst Ende 2022

Bei den Ergebnissen ist den Studien-Autoren zufolge zu berücksichtigen, dass der russische Angriffskrieg in der Ukraine, in dessen Folge die Energiepreise nach oben schnellten, am 24. Februar 2022 begann. Die Menschen in Deutschland hätten sich erst zum Jahresende verstärkt darum bemüht, Gas, Öl und Strom zu sparen. Damals drohte eine Gasknappheit, weil über die Pipelines aus Russland kein Gas mehr nach Deutschland kam.

Das vergangene Jahr hat uns gezeigt, dass bewusstes Heizen einen Unterschied macht.

Hagen Lessing, Ista-Geschäftsführer

"Die Mehrkosten durch stark gestiegene Preise konnten die Haushalte nur dämpfen, indem sie weniger heizten", sagte Studienautorin Merve Kücük aus der Abteilung Klimapolitik im DIW Berlin. Für die kommende Heizperiode sei dies ein wichtiger Trend: "Das vergangene Jahr hat uns gezeigt, dass bewusstes Heizen einen Unterschied macht. Mit Blick auf die startende Heizsaison und den immer noch hohen Erdgaspreisen ist dies wichtiger denn je", so Hagen Lessing, Geschäftsführer bei Ista.

Potenzial zur CO2-Einsparung bald ausgeschöpft

Der tatsächliche CO2-Ausstoß sank den Angaben zufolge durch den milden Winter sogar um 15 Prozent. Dennoch seien die Klimaziele knapp verfehlt worden. So seien im vergangenen Jahr immer noch 112 Millionen Tonnen CO2 emittiert worden – das Klimaziel liegt bei 107 Millionen Tonnen.

Die Sparanstrengungen der Verbraucher hätten ihre Wirkung nicht verfehlt, meint Studienautorin Sophie Behr. "Dieser Trend müsste sich aber weiter fortsetzen, um die Emissionen ausreichend zu reduzieren. Allerdings sind die Einsparpotenziale durch Verhaltensanpassungen in vielen Fällen ausgeschöpft." Ohne Investitionen in die Energieeffizienz, etwa durch Gebäudesanierungen oder Heizungswechsel, würden die Klimaziele auch künftig nicht erreicht werden können.

dpa (smk)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 27. September 2023 | 12:30 Uhr

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