Frustrierte Geschäftsfrau sitzt am Schreibtisch im Büro
Wegen wechseljahrsbedingten Symptomen fühlen sich viele Frauen am Arbeitsplatz weniger leistungsfähig. Dadurch treffen sie Entscheidungen, die sich negativ auf ihre Karriere auswirken. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Berufsleben Eine von zehn Frauen kündigt wegen der Wechseljahre ihren Job

04. August 2024, 05:00 Uhr

Die Wechseljahre führen dazu, dass sich Frauen oft weniger leistungsfähig fühlen. Daher kündigen viele ihren Job oder reduzieren auf weniger Stunden. Einer Unternehmensberaterin zufolge könnten schon kleine Änderungen helfen, das zu vermeiden. Tatsächlich nehmen sich mehr Unternehmen dem Problem an.

Weniger wertgeschätzt, weniger leistungsfähig und damit weniger selbstbewusst – so fühlen sich viele Frauen in den Wechseljahren am Arbeitsplatz. Das hat das Forschungsprojekt "MenoSupport" der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin ermittelt. Eine von zehn Frauen kündigt aufgrund der Beschwerden ihren Job. Jede dritte bis vierte Frau in der Altersgruppe zwischen 45 und 55 überlegt, die Berufstätigkeit aufzugeben, die Arbeitszeit zu reduzieren oder einen schlechter bezahlten Job anzunehmen.

Frauen verschweigen oft die Wechseljahre

Um daran etwas zu ändern, hat Anke Sinnigen vor zweieinhalb Jahren das Unternehmen "wexxeljahre" gegründet. Sie berät Betroffene und Unternehmen. Die größte Herausforderung, sagt sie, sei immer noch, das Thema überhaupt anzusprechen. "Dreh- und Angelpunkt ist die offene Kommunikation. Das fängt dann eben oft mit einer Aufklärungsveranstaltung an – dass Männer wie Frauen überhaupt erstmal erfahren, wie die Beschwerden aussehen." Viele wüssten gar nicht, dass Sexualhormone einen immensen Einfluss auf viele Stoffwechselprozesse hätten. Außerdem sagt sie: "Frauen machen dabei berufliche Rückschritte und sagen auch nicht, warum sie eine Beförderung nicht annehmen." Viele könnten nicht offen über ihre Herausforderungen sprechen.

Unkonzentriertheit zum Beispiel sei kein vorsätzliches Desinteresse, sondern oft der Effekt von wechseljahrebedingtem Schlafmangel. "Ein Symptom, dass auch vielen Frauen zu schaffen macht, ist eine erhöhte Reizbarkeit." Die betreffe im direkten Umfeld dann Kolleginnen oder Kollegen oder auch Vorgesetzte, erklärt Sinnigen.

Nach der Aufklärungsarbeit ermittelt Anke Sinnigen den konkreten Bedarf. Oft stelle sich heraus, dass schon kleine Anpassungen ausreichen könnten. Das seien strukturelle Themen wie flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice-Möglichkeiten – aber auch Hygieneartikel in Waschräumen, bei Konzentrationsschwierigkeiten oder sogenanntem "brain fog" Protokolle in Meetings oder auch einfach mal ein Ventilator oder der Schreibtisch am Fenster.

Mehr Unternehmen nehmen sich des Themas Wechseljahre an

Auch unternehmensinterne ärztliche Beratungen seien ein tolles Signal an die Betroffenen, so Sinnigen. Beim Technologiekonzern SAP gebe es diese schon seit 25 Jahren, so Betriebsärztin Lea Scheid. Dazu noch viele andere Angebote. Ein großes Vorbild sei außerdem die Leiterin des SAP-Gesundheitswesens, Natalie Lotzmann, die mit ihren eigenen Symptomen ganz offen umgehe.

Das zahle sich aus, so Scheid. "Was wir zurückkriegen an Resonanz ist unfassbar positiv und das auch bei der jüngeren Generation und auch bei den Männern." Die jüngeren Frauen wüssten, worauf sie sich einstellen müssten oder wie sie ihre Kollegin unterstützen könnten. Männer hätten Rückmeldungen gegeben, dass sie ihre Fürsorge im Team viel besser ausleben könnten, wenn sie verstünden, worum es eigentlich geht. Sie wüssten nun, was bei ihren Kolleginnen in den Wechseljahren "das Thema" sei und was sie bräuchten.

Noch sind es in Deutschland nur wenige Unternehmen, die sich des Themas annehmen. Aber es machen sich immer mehr auf den Weg – zum Beispiel das Leipziger Unternehmen Spreadshirt. Dort gibt es immerhin schon eine Taskforce zum Thema. Anke Sinnigen hat mittlerweile Policen mit Unternehmen erarbeitet, die sich damit ganz besonders attraktiv für Frauen 45 plus präsentieren wollen. Vielleicht haben sie damit zukünftig einen Wettbewerbsvorteil.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 04. August 2024 | 07:11 Uhr

404 Not Found

Not Found

The requested URL /api/v1/talk/includes/html/139bf2a2-e5e4-4708-8c9b-442fcdca61a9 was not found on this server.

Mehr aus Wirtschaft

Mehr aus Deutschland

Unfallstelle 1 min
Massenunfall auf der A2 Bildrechte: MDR
1 min 09.09.2024 | 14:11 Uhr

Bei drei Unfällen auf der A2 zwischen dem Kreuz Bielefeld und Gütersloh sind insgesamt neun Menschen verletzt worden. Die Autobahn war für mehrere Stunden gesperrt.

Mo 09.09.2024 10:49Uhr 00:28 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/video-unfall-autobahn-zwei-bielefeld-guetersloh-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video