Versicherungswesen Verbraucherschützer kritisieren Schließung hunderter Allianz-Standorte im Osten
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06. September 2024, 12:32 Uhr
Die Verbraucherzentrale Sachsen hat die geplante Schließung hunderter Standorte der Allianz-Versicherung in Ostdeutschland kritisiert. Sprecher Fabian Herbolzheimer sagte MDR Aktuell, gerade im ländlichen Raum würden sie gebraucht. Vor allem ältere Menschen schätzten persönliche Beratung. Telefongespräche könnten das nicht ersetzen.
- Vorstand der Allianz: Filialen werden vor allem auf dem Land abgebaut, wo Banken bereits lange weg sind – in Ballungszentren werden neue errichtet.
- Weiterer Grund für den Abbau ist, dass viele Menschen Versicherung über das Internet abschließen, sagt der Präsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute.
- Die Verbraucherzentrale kritsiert, dass vor allem für ältere Menschen eine Beratung vor Ort sehr wichtig sei.
Die Allianz hatte 1990 die Staatliche Versicherung der DDR übernommen und ist damit für viele Menschen in den neuen Bundesländern noch immer ein wichtiger Partner. Zum 1. Januar 2025 werden im Osten nun aber 430 Standorte geschlossen, vor allem auf dem Land. Denn dort geht die Bevölkerung immer weiter zurück, erklärt der zuständige Vertriebsvorstand der Allianz, Andreas Schmid. "Deshalb haben wir heute schon den Zustand, dass in vielen Gemeinden, wo es heute keinen Konsum und Banken mehr gibt, die sich bereits zurückgezogen haben, wir als Allianz immer noch präsent sind und nicht selten mit mehr als einer Agentur." Aus diesem Grund straffe die Allianz ihr Agenturnetz insbesondere in den ländlichen Regionen, erklärt Schmid.
Immer mehr Menschen schließen Versicherung über das Internet ab
Der demografische Wandel ist aber nicht der einzige Grund für die Schließungen. Auch das veränderte Nutzerverhalten ist ein Faktor. Denn inzwischen schließen immer mehr Menschen ihre Versicherungen über das Internet ab. Das führt dazu, dass weniger Kunden in die Versicherungsbüros der verschiedenen Anbieter kommen. "Das merken wir deutlich", sagt der Präsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute, Michael Heinz. "Wir waren bis vor einigen Jahren in Deutschland bis zu 200.000 Vermittler. Wir haben in den letzten vier, fünf, sechs Jahren einen Abrieb an Vermittlern von etwa 20.000, 30.000."
Dass die Allianz Vermittlungsagenturen schließt, sei ihr gutes Recht. Heinz geht davon aus, dass von den Schließungen vor allem Standorte betroffen sind, die wirtschaftlich nicht gut laufen. "Wenn die Agenturen prosperieren und die Menschen nutzen es, in der Beratung, in der Abschlusssituation, in der Betreuung, dann wird niemand, keine Allianz und niemand herkommen und sagen, dann schließen wir so eine Geschäftsstelle, so eine Agentur.", erklärt Heinz.
Verbraucherzentrale: Ältere Menschen brauchen Beratung vor Ort
Den von der Schließung betroffenen Vermittlern will die Allianz andere Jobs anbieten, zum Beispiel als Agenturpartner oder Kundenberater im Vertrieb. Die berufliche Zukunft der Vermittler sei auch nicht das große Problem, sagt Heinz. "Vermittler werden heute gesucht, Vermittler finden bei anderen Gesellschaften eine gute berufliche Zukunft." Man müsse allerdings berücksichtigen, dass dann möglicherweise 500 regionale Ansprechpartner für die Bevölkerung im ländlichen Raum fehlen würden.
Und gerade da werden sie gebraucht, erklärt Fabian Herbolzheimer von der Verbraucherzentrale Sachsen. Denn vor allem ältere Menschen würden Wert auf persönliche Beratung legen. Gespräche am Telefon könnten das nicht ersetzen. "Da haben wir nicht wenig Beschwerden über lange Zeiten in Warteschleifen. Es ist einfach etwas Anderes, ob man vorbeifahren kann zu den Öffnungszeiten oder ob man darauf angewiesen ist, dass auf der Gegenseite auch jemand abnimmt."
Allianz-Vorstand Schmid ist sich sicher, dass der persönliche Kundenkontakt im ländlichen Raum auch mit 2.000 Standorten weiter gesichert ist. Das Agenturnetz im Osten sei damit immer noch größer als in anderen Regionen. Trotzdem will sich die Versicherung künftig stärker auf die Ballungszentren konzentrieren. In den ostdeutschen Großstädten sollen 40 bis 50 neue Standorte entstehen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 06. September 2024 | 06:21 Uhr
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