NDR-Recherche Deutsche Bahn zahlt Boni trotz Milliardenverlust
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19. April 2024, 20:03 Uhr
Die Deutsche Bahn will ihren 42.000 Beschäftigten eine "Erfolgsbeteiligung" für das vergangene Jahr zahlen. Nach NDR-Recherchen sollen die Boni in Gesamthöhe eines mittleren dreistelligen Millionenbetrags Ende April ausgezahlt werden. Dabei hatte die Deutsche Bahn im vergangenen Jahr einen Verlust von 2,4 Milliarden Euro verbucht.
Profitieren davon sollen rund 34.700 Tarifbeschäftigte, 4.100 leitende Angestellte und 3.400 sogenannte außertariflich Beschäftigte der Deutschen Bahn AG. Dem NDR-Bericht zufolge erhalten die meisten zwischen 15 und 35 Prozent ihres Jahresgehalts als Bonus. Im Schnitt sei das eine niedrige fünfstellige Summe.
Pro und Contra Bonuszahlungen
DB-Sprecher Achim Stauß verteidigte die Bonuszahlungen als tariflich vereinbart und gerechtfertigt. Mitarbeitende, die sich das ganze Jahr lang für die Bahn einsetzten und unter schwierigen Bedingungen arbeiteten, hätten Anspruch auf finanzielle Belohnung.
Das Milliardenminus der DB führt Stauß vor allem darauf zurück, dass die Bahn 2023 "erheblich in Vorleistung für den Bund gegangen" sei. Dafür dürften jedoch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht bestraft werden. Hintergrund ist, dass die Bahn derzeit das marode Schienennetz sanieren muss. Die zusätzlichen Baustellen sorgen für mehr Verspätungen.
Dagegen kritisiert der Grünen-Verkehrspolitiker Stefan Gelbhaar, der im Aufsichtsrat der Bahn sitzt, die Boni als kaum nachvollziehbar. Es gebe hohe Verluste, die Pünktlichkeit sei nicht gut und die Kundenzufriedenheit sinke. Gelbhaar zufolge "löst das natürlich schon Fragezeichen aus". Die Boni stiegen dennoch, weil die Ziele bei der Kundenzufriedenheit und Pünktlichkeit nach unten korrigiert worden seien.
Spitzenmanager gehen diesmal leer aus
Die Bilanz der Bahn fiel 2023 schlechter aus als im Vorjahr. Der Staatskonzern verbuchte ein Minus von 2,4 Milliarden Euro. Und im Gegensatz zu den Beschäftigten muss der DB-Vorstand auf Boni verzichten. Grund ist, dass der Konzern die staatliche Strompreisbremse in Anspruch genommen hat. Das Gesetz sah für diesen Fall vor, dass "Geschäftsleitung und Aufsichtsorgane" dann keine Boni bekommen. Im Jahr 2022 hatten die Spitzenmanager noch hohe Bonuszahlungen erhalten, was seinerzeit ebenfalls für Kritik gesorgt hatte.
NDR (ans)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 19. April 2024 | 16:20 Uhr