Reisende gehen über einen Bahnsteig zu einem geparkten ICE am Münchner Hauptbahnhof.
Die Arbeitszeit bei der Deutschen Bahn soll bis 2029 stufenweise auf 35 Stunden reduziert werden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Balk

Tarifkonflikt Einigung zwischen Bahn und GDL: 35-Stunden-Woche ab 2029

26. März 2024, 22:32 Uhr

Nach monatelangem Tarufstreit hat die Deutsche Bahn eine Einigung mit der Lokführergewerkschaft GDL erzielt. Die Bahn ist der Gewerkschaft insbesondere bei deren Kernforderung nach einer 35-Stunden-Woche entgegengekommen. Diese soll nun stufenweise bis 2029 eingeführt werden.

Der monatelang andauernde Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL ist beendet. Bereits am Montag konnten beide Seiten eine Einigung erzielen. Die Bahn ist der Gewerkschaft insbesondere bei deren Kernforderung nach einer 35-Stunden-Woche für Schichtarbeiter entgegengekommen. Diese soll stufenweise bis 2029 bei gleichbleibendem Lohn eingeführt werden.

"Die Auseinandersetzung war hart, aber wir konnten uns nun auf einen intelligenten Kompromiss einigen", sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler am Dienstagvormittag. Kernelement sei ein innovatives Optionsmodell, mit dem Mitarbeitende im Schichtdienst künftig selbst über ihre Wochenarbeitszeit entscheiden können. Der Korridor gehe dabei bis 2029 von 35 bis 40 Stunden. "Dabei gilt das Leistungsprinzip: Wer mehr arbeitet, verdient entsprechend mehr", so Seiler. Die entsprechenden Verträge seien bereits unterzeichnet, erklärte der Personalvorstand in Berlin. "Ich bin überzeugt davon, dass viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch durchaus mehr arbeiten wollen – zumindest sind das die Signale, die wir erhalten."

Erste Reduzierung der Arbeitszeit ab 2026

Seiler zufolge sollen die Mitarbeiter im kommenden Jahr gefragt werden, ob sie ab Januar 2026 37 Stunden oder mehr arbeiten wollen, wer nicht antwortet, geht automatisch auf 37 Stunden. In den nachfolgenden Jahren ist es anders herum: Wer sich nicht meldet, bleibt bei der höheren Wochenstundenzahl, erhält aber auch entsprechend mehr Geld. Die "Referenzarbeitszeit" sinkt somit 2026 erstmals auf 37 Stunden pro Woche, 2027 auf 36 Stunden und 2028 auf 35,5 Stunden.

Nach Angaben der Bahn vereinbarten die Tarifpartner auch eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2.850 Euro. Diese soll in zwei Tranchen ausgezahlt werden. Weiterhin einigten sich beide Seiten auf eine Lohnerhöhung um 420 Euro pro Monat in zwei Schritten – eine in diesem und eine im kommenden Jahr. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags beträgt 26 Monate – rückwirkend zum 1. November 2023. Anschließend gilt noch eine zweimonatige Verhandlungsphase mit Friedenspflicht ohne Streiks. Somit würden bis mindestens Ende Februar 2026 keine Streiks der Lokführer bei der Deutschen Bahn möglich sein, sagte Seiler.

Weselsky: Auseinandersetzung mit DB noch lange nicht zu Ende

Trotz der Einigung erklärte GDL-Chef Claus Weselsky den Konflikt mit der DB nicht für beendet. "Die Außeinandersetzung mit der DB AG ist noch lange nicht zu Ende." Martin Seiler habe verkündet, dass er das Tarifergebnis in nur 18 Betrieben anwenden werde. "Das bedeutet für zehntausende Eisenbahnerinnen und Eisenbahner, dass sie die mit uns gemeinsam erkämpften Verbesserungen nicht erhalten sollen", so Weselsky. Dies sei die Wirkung eines Tarifeinheitsgesetzes (TEG).

Das TEG besagt, dass in einem Betrieb nur noch die Tarifverträge einer Gewerkschaft gelten und zwar derjenigen, die in dem Betrieb die meisten Mitglieder hat. Nach Angaben der Bahn war das zuletzt in 282 der 300 Betriebe bei der Bahn die EVG und in 18 Betrieben die GDL. Die nun erzielte Einigung bezeichnete der GDL-Chef aus Sicht der Gewerkschaft als "Erfolg, fast auf der ganzen Linie."

Fahrgastverband Pro Bahn erleichtert

Der Fahrgastverband Pro Bahn lobte die Einigung. "Das ist für die Fahrgäste eine ausgesprochene Erleichterung", sagte der Vorsitzende des Verbands, Detlef Neuß, der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Allerdings hätte die Einigung auch "ohne so viele Streiks" erzielt werden können. Die Umsetzung des Wahlmodells bei der Arbeitszeit bezeichnete Neuß als schwierig. Allerdings sei die Übergangszeit bis 2029 relativ lang, sodass das Unternehmen nun Zeit habe, neue Mitarbeiter anzuwerben.

Monatelanger Tarifkonflikt

Die Gewerkschaft GDL hatte in den vergangenen Monaten immer wieder den Bahnverkehr weitgehend lahmgelegt. Auch Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen waren von den Ausständen der Lokomotivführer betroffen. Neben Hunderttausenden Berufspendlern und anderen Reisenden war durch den Ausfall von Güterzügen auch die Industrie betroffen.

dpa, AFP, Reuters (mbe)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 26. März 2024 | 10:30 Uhr

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