Fahrgäste betrachten die Anzeigetafel im Kölner Hauptbahnhof.
Die GDL streikt und streikt – wer füllt ihre Streik-Kassen und wie voll sind die? Bildrechte: IMAGO / Panama Pictures

Bahnstreik Wie gut ist die Streikkasse der GDL gefüllt und wer füllt sie?

08. März 2024, 05:00 Uhr

Seit vier Monaten keine Einigung und es ist kein Ende in Sicht im Tarifstreit zwischen Bahn und Lokführergewerkschaft. Heute geht der fünfte Streik der GDL in diesem Konflikt zu Ende. Für die Gewerkschaft könnte es teuer werden, denn sie zahlt den Streikenden eine Art Lohnersatz. Aber wo kommt das Geld her und wie lange reicht es noch?

Astrid Wulf, Moderatorin und Autorin
Bildrechte: MDR/Karsten Möbius

Es gilt in den meisten Gewerkschaften als gut gehütetes Geheimnis, wie viel Geld die Streikkasse bereithält. Auch die GDL hält sich bedeckt. Auf eine kurzfristige Anfrage von MDR AKTUELL konnte die kleine Lokführergewerkschaft keine Auskunft geben.

GDL-Chef Claus Weselsky sagte aber einen Tag vorher im Interview mit MDR AKTUELL zum fünften Streik in dem seit November schwelenden Tarifkonflikt: "Unsere Kolleginnen und Kollegen wissen aus der Erfahrung der vergangenen Auseinandersetzungen, dass die manchmal lang sind und anstrengend. Aber sie wissen auch, dass am Ende ein Ergebnis steht, das beim Entgelt alles schlussendlich wieder geraderückt. Natürlich verlieren unsere Leute während der Phase Geld. Wir zahlen zwar Streikgelder, aber die kompensieren nicht komplett, was sie an Lohn verlieren."

Wie hoch ist das Streikgeld?

Vom letzten Tarifkonflikt vor zweieinhalb Jahren ist bekannt, dass das Streikgeld zehn Euro pro Stunde, maximal 100 Euro pro Schicht betrug. Abzüge gab es davon nicht. Wie viele der rund 10.000 GDL-Beschäftigten bei der Bahn aktuell streiken, ist nicht bekannt. Ausgehend von Berechnungen des Handelsblatts bei einem ähnlich langen Streik 2021 dürften beim aktuellen Konflikt mehrere Millionen Euro Streikgeld zusammenkommen.

Woher kommt das Streikgeld?

Der Streikfonds wird anteilig aus den Beiträgen der Mitglieder gespeist. Über die Jahre dürfte einiges in den Fonds geflossen sein, sagt Hagen Lesch, Tarifexperte beim Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln: "Die GDL streikt ja nur tagesweise, insofern ist das nie eine exorbitante Belastung ihrer Streikkasse. Was noch interessant ist bei der GDL: Sie ist Mitglied im Beamtenbund."

Damit hat die GDL einen großen Unterstützer. Die Dachgewerkschaft Beamtenbund und Tarifunion hat rund 1,3 Millionen Mitglieder, knapp 40.000 davon gehören zur GDL. Der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach positioniert sich klar und teilt schriftlich mit: "Wie alle Gewerkschaften unter dem Dach des dbb kann die GDL einen Zuschuss zum Streikgeld, das sie ihren Mitgliedern im Arbeitskampf zahlt, beantragen. Die dbb-Gremien stehen in dieser Auseinandersetzung solidarisch an der Seite der GDL."

Wie die GDL weiter streiken will

Die GDL will nun ohne großen Vorlauf und nicht überall gleichzeitig streiken. Damit könne sie sehr viel Verwirrung stiften und die Streikkasse schonen, sagt der Kölner Tarifexperte Lesch. Wie viel Geld noch da ist, ist unbekannt. "Die Gewerkschaft wird ihre Streikkasse niemals veröffentlichen, weil sonst der Gegner, in diesem Fall die Deutsche Bahn, ja theoretisch abschätzen kann, wann die Streikkasse zu Ende ist und der Streik dann auch nicht mehr finanzierbar ist und dann zusammenbricht."

Wie lange die GDL noch weiterstreikt, hängt aber nicht nur von der Reserve in der Streikkasse ab, meint Lesch. Die Streikenden verlieren Einkommen und die Bereitschaft könnte sinken, wenn der Streik zu lange dauert.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 08. März 2024 | 06:08 Uhr

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