Hilfsangebote nach Erdbeben Drei-Monats-Visum vermutlich nicht für Menschen aus Syrien
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15. Februar 2023, 05:00 Uhr
Menschen, die vom Erdbeben betroffen sind, können mit einem Visum für drei Monate nach Deutschland kommen. Das gilt allerdings nur für Menschen aus der Türkei und voraussichtlich nicht für Menschen aus Syrien. Pro Asyl und der Verband Deutsch-Syrischer-Hilfsverein kritisieren das und fordern, dass auch für syrische Menschen eine Lösung gefunden werden muss.
- Für vom Erdbeben betroffene Menschen aus Syrien wird es das Drei-Monats-Visum wahrscheinlich nicht geben.
- Sofuoğlu, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde, fordert, dass Städte und Kommunen die vom Erdbeben betroffenen Menschen in Deutschland finanziell unterstützen werden.
- Der Verband Deutsch-Syrischer-Hilfsverein und Pro Asyl kritisieren, dass das Visum nicht für Menschen aus Syrien gilt.
Für drei Monate sollen Menschen aus dem Erdbebengebiet nach Deutschland kommen können. Dann müssen sie wieder zurück. Alle Kosten, die während ihres Aufenthaltes hier anfallen, tragen die Verwandten. So hat es Bundesinnenministerin Nancy Faser vor zwei Tagen verkündet.
Heute ist klar: Für Betroffene aus Syrien kann das Auswärtige Amt dieses Angebot wahrscheinlich nicht machen. Neben fehlenden Pässen fehlt hier auch die erwartete Garantie, nach der Zeit wieder in das zerstörte Gebiet zurückzukehren.
Lina Fustock vom Verband Deutsch-Syrischer Hilfsvereine fordert andere Unterstützung für Betroffene in Syrien: "Wir plädieren in jedem Fall für eine Luftbrücke aus Nordwest Syrien. Gerade auch die Menschen, die am verletzlichsten sind, müssen wir unbedingt rausholen. Das sind Frauen, das sind Kinder, das sind ältere Menschen und verletzte Menschen. Das sind humanitäre Notfälle. Für diese Menschen brauchen wir ganz dringend eine Lösung." 3,5 Millionen Menschen hätten in Syrien durch das Erdbeben ihr Zuhause verloren, betont Fustock.
Finanzielle Hilfe von Städten und Kommunen erforderlich
Für türkische Menschen könne das Drei-Monats-Visum erst einmal eine Ruhepause sein, sagt Gökay Sofuoğlu, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde. Allerdings hofft er auf finanzielle Unterstützung der Stadtverwaltungen: "Da weiß ich von einigen Städten und Kommunen, dass sie sich gerade Gedanken darüber machen, dass sie konkrete Maßnahmen für den Aufenthalt der Angehörigen aus dem Erdbebengebiet treffen. Das wäre jetzt sehr wichtig für die Menschen und auch für die Angehörigen. Wir wissen, dass die Angehörigen auch nicht so viel Geld haben, auch wenn sie sich verpflichten, für den Unterhalt aufzukommen."
Das gilt auch für jeden Arztbesuch. Gökay Sofuoğlu spricht in den letzten Tagen mit vielen, die das Kurzvisum beantragen wollen, für das Antragsteller zehn Dokumente vorlegen müssen: "Ich habe zum Beispiel einen nahen Bekannten, der mehrere Familienangehörige verloren hat. Jetzt möchte er Schwester und seine Neffen gerne nach Deutschland holen." Ihr Haus wird nach drei Monaten allerdings nicht wiederaufgebaut sein.
Pro Asyl: Selektive Solidarität
Lina Fustock vom Verband Deutsch-Syrischer Hilfsvereine findet den gewählten Zeitraum nicht nachvollziehbar: "Der große humanitäre Wurf ist das für alle nicht." Es müsste auch für syrische Staatsangehörige eine passende Lösung gefunden werden, sagt Fustock.
Da das Drei-Monats-Visum möglicherweise nur türkischen Betroffenen hilft, spricht Pro Asyl von einer selektiven Solidarität gegenüber den türkischen und syrischen Erdbeben betroffenen Menschen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Februar 2023 | 06:00 Uhr
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