Ausgefallene Einheiten Schwere Probleme bei Puma-Schützenpanzer der Bundeswehr
Hauptinhalt
18. Dezember 2022, 22:10 Uhr
Eigentlich will die Bundeswehr den hochmodernen Schützenpanzer Puma für die schnelle Eingreiftruppe der Nato einsetzten. Doch kürzlich kam es zu massiven technischen Problemen. Nun soll ein altes Modell aushelfen. Die Grünen stellen weitere Puma-Beschaffungen in Frage.
- Bei einem Training gab es massive Probleme bei Puma-Schützenpanzern.
- Die Reparaturen dauern wohl mindestens drei Monate.
- Der Puma war schon öfter mit Problemen aufgefallen.
Die Bundeswehr will nach der Pannenserie bei Schießübungen mit dem Schützenpanzer Puma alles für eine schnelle Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft unternehmen. Zusammen mit Spezialisten der Rüstungsindustrie werde es dazu umgehend eine Schadensaufnahme geben, sagte der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn.
Das Beschaffungsamt BAAIN und der Inspekteur des Heeres "werden alles daransetzen, den Klarstand der Puma wieder herzustellen", sagte der General. Und: "Die Verpflichtung gegenüber der Nato werden wir ab dem 1. Januar erfüllen." Die Bundeswehr war bei Übungen für die sogenannte Speerspitze der Nato (VJTF) mit den hochmodernen, aber auch besonders anfälligen Schützenpanzern Puma auf schwere technische Probleme gestoßen.
Puma: Massive Probleme beim Training
Bei einem Training seien binnen Tagen alle 18 Gefechtsfahrzeuge ausgefallen, hatte zuvor der "Spiegel" berichtet. Das Magazin berief sich auf ein internes Schreiben des Kommandeurs der 10. Panzerdivision, Generalmajor Ruprecht von Butler. Das Manöver fand nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Schießübungszentrum der Panzertruppe statt, und der Brief sorgte im Verteidigungsministerium seit Freitag für Wirbel.
Die letzten beiden noch einsatzbereiten Pumas seien bei dem Manöver "nach anderthalb Stunden mit Turmdefekten" auch noch ausgefallen, schrieb von Butler demnach. Die Art der Mängel seien der Truppe bereits bekannt gewesen, sie seien "allerdings noch nie in dieser Häufigkeit" aufgetreten. Bislang seien die Systeme nur auf Schießbahnen in der norddeutschen Tiefebene bewegt und dort "nicht übermäßig beansprucht" worden.
Nach der glaubhaften Einschätzung des Schirrmeisters der betroffenen Kompanie "müssen wir davon ausgehen, dass die volle Einsatzbereitschaft der Kompanie erst wieder in drei bis vier Monaten hergestellt werden kann", erklärte der Generalmajor laut "Spiegel". Die Einsatzbereitschaft des Fahrzeugs "wird trotz aller guten Vorbereitungen zum Lotteriespiel". Dies sei "gerade auch für die mir unterstellte Truppe belastend".
Da der Puma voraussichtlich bis Ende April 2023 nun nicht zur Verfügung stehen werde, werde er ihn bei der Nato-Eingreiftruppe "bis auf weiteres" durch den alten, aber bewährten Schützenpanzer Marder ersetzen, erklärte von Butler.
Krisentreffen mit Lambrecht
Generalinspekteur Zorn sagte nach dem Vorfall: "Die Truppenteile der VJTF haben meine besondere Aufmerksamkeit. Sofort nachdem mich die Meldung über die Ausfälle der Puma nach Abschluss der Übung erreichte, habe ich noch am selben Abend mit der Industrie gesprochen. Sie wird uns mit ihren Teams unterstützen." Die Panzer waren zunächst noch unterwegs zu ihren Heimatstandorten.
Für Montagvormittag ist zudem ein Krisengespräch im Verteidigungsministerium mit Ressortchefin Christine Lambrecht (SPD) angesetzt worden. Ein entsprechender Bericht der Zeitung "Welt" wurde am Sonntag aus Kreisen des Ministeriums bestätigt. Beteiligt sind demnach auch Verteidigungs-Staatssekretär Benedikt Zimmer, Generalinspekteur Eberhard Zorn, Heeres-Inspekteur Alfons Mais und der zuständige Divisionskommandeur, Generalmajor Ruprecht von Butler.
Die Grünen stellten weitere Beschaffungen des Fahrzeugs in Frage. "Wir werden die Frage stellen, ob es weiterhin sinnvoll ist, zusätzliche Puma zu beschaffen", sagte der Grünen-Verteidigungspolitiker Niklas Wagener der "Welt".
Puma machte bereits Schlagzeilen
Der über Jahre von zahlreichen technischen Problemen geplagte Schützenpanzer Puma war erst im vergangenen Jahr für gefechtstauglich erklärt worden. Das von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der Rheinmetall Landsysteme GmbH (RLS) entwickelte und produzierte Gefechtsfahrzeug hatte zuvor als "Pannenpanzer" Schlagzeilen gemacht.
Die Bundeswehr plant derzeit die Anschaffung neuer Puma-Schützenpanzer, sie sollen zum Teil die älteren Marder-Modelle ersetzen. Vorgesehen waren diese offenbar auch für Standorte in Sachsen und Thüringen. Wie viele Fahrzeuge aber genau angeschafft werden, ist noch nicht bekannt.
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte kürzlich gesagt, dass es bei der Bundeswehr auf dem Papier 350 Puma-Schützenpanzer gebe. Tatsächlich seien aber lediglich 150 davon einsatzbereit.
dpa/afp/MDR(gro)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 18. Dezember 2022 | 07:00 Uhr