Arbeitskräftemangel Weihnachtsmärkte sind eröffnet, doch Personal wird dringend gesucht

27. November 2023, 18:51 Uhr

Glühwein, Pilzpfanne und Kinderkarussell: In dieser Woche startet in Mitteldeutschland die Weihnachtsmarktsaison. Doch Besucher könnten mancherorts länger auf den Glühwein warten. Denn vielen Händlern und Betreibern fehlt das Personal. Nach den letzten drei Krisenjahren wanderte das in andere Branchen ab. Mit verschiedenen Aktionen versuchen Städte, Betreiber und Arbeitsagenturen die Lücken zu schließen.

In vielen Städten Mitteldeutschlands startet diese die Weihnachtsmarktsaison. Doch Hüttenbetreiber und Händler von Weihnachtsmärkten klagen über Personalmangel. Für manche Schausteller in der Region ist es sogar schwierig die Märkte zu bestücken.

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Schaustellerbundes, Frank Hakelberg, sagte, vereinzelt hätten Betreiber von Buden oder Fahrgeräten wegen fehlenden Personals bereits attraktive Plätze absagen müssen. Auch könne es sein, dass Besucher in diesem Jahr länger auf ihren Glühwein oder ihren Bratapfel warten müssten.

Gründe für Arbeitskräftemangel auf deutschen Weihnachtsmärkten

Ein Grund für den Personalmangel ist die Abwanderung von Arbeitnehmern in andere Branchen. Während der Jahre der Corona-Pandemie fanden Weihnachtsmärkte nicht oder nur in kleinem Umfang statt. Deshalb schauten sich viele Arbeitskräfte in dieser Zeit nach anderen Jobs um und blieben dort.

Laut dem Bundesverband der Schausteller hat die Branche durch die Coronapause 80 Prozent des Personals verloren. Vor allem ins Gast- oder Baugewerbe, so Hakelberg.

Außerdem ist die Arbeit im Schaustellergewerbe körperlich anstrengend. Glühwein-Tassen spülen und im starken Rauch Bratwürste braten, und das auch mal zwölf Stunden ohne Pause bei Minusgraden, ist für viele Arbeitnehmer nicht sonderlich attraktiv. Die Arbeit im Schaustellergewerbe sei hart, müsse bei jedem Wetter geleistet werden und sei geprägt von ständigen Umzügen, bestätigt Hakelberg.

Um gegenüber anderen Branchen attraktiver zu sein und neues Personal anzuwerben, wurde laut Hakelberg nachgesteuert. "Wir zahlen deutlich über dem Mindestlohn", sagt er. Doch die Personalnot bleibe dennoch.

Das wirkt sich wiederum auf die verbleibenden Personen aus, welche die Lücken mit Mehrarbeit schließen müssen. "Die Weihnachtsmärkte sind wichtig für uns", so der Hauptgeschäftsführer. Mit dem dabei verdienten Geld müsse die einkommenslose Zeit zu Jahresbeginn bis zur Volksfest-Saison überbrückt werden.

Lange habe man mit polnischen oder rumänischen Kräften gearbeitet. Aber die langwierige Bürokratie, um ein Visum und Arbeitserlaubnis zu beantragen, schreckt Betreiber ab. Hakelberg sagt, Flüchtlinge oder Menschen aus der Ukraine seien als Arbeitskräfte auf den Weihnachtsmärkten hoch willkommen.

Märkte in Mitteldeutschland

Die Lage in Mitteldeutschland ist unterschiedlich. Manche Betreiber leiden massiv unter dem Personalmangel und mussten vereinzelt begehrte Plätze auf Weihnachtsmärkten absagen. Bei anderen ist die Situation entspannter.

Absagen in Thüringen

Ein Grund, warum es für die Händler in Thüringen manchmal schwer ist, genug Personal zu finden, ist die Dauer der Weihnachtsmärkte. Die großen Märkte im Freistaat dauern vier Wochen und länger. Das schreckt einige Arbeitnehmer ab.

Saalfelder Weihnachtsmarkt
In Saalfeld etwa hat ein Händler abgesagt und als Grund dafür ausschließlich Personalmangel angegeben. Bildrechte: Stadt Saalfeld

In Saalfeld etwa hat ein Händler abgesagt und als Grund dafür ausschließlich Personalmangel angegeben. Auch in Sonneberg und Weimar hätten Händler bereits aufgrund von Personalengpässen ihre Teilnahme absagen müssen, sagten die Sprecher.

In Jena und Schmalkalden werde es schwieriger, genügend Personal für über die gesamte Dauer des Marktes zu finden. Absagen habe es aber bisher nicht gegeben. Beim umsatzstarken Erfurter Markt stellten Personalengpässe bislang kein Problem dar, so ein Sprecher. Auch die Stadt Sömmerda teilte mit, dass ausreichend Personal organisiert wurde - ebenso in Zeulenroda-Triebes.

Schwierige Schaustellersuche in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt wird zwar nach dem Ausfall des Weihnachtsmarktes 2020 und den folgenden Krisenjahren dieses Jahr endlich wieder mit einem normalen Weihnachtsmarkt gerechnet. Doch auch hier berichten die Veranstalter von Problemen bei der Suche nach Saison-Kräften.

Besonders die Arbeit am Wochenende und im Freien schreckt viele Menschen ab. Der Sprecher des Schaustellerverbands in Halle, Sebastian Meyer, sagte MDR AKTUELL, es komme zwar langsam wieder Personal aus den Vorjahren zurück. Dennoch fehle die Bereitschaft, auch am Wochenende im Verkauf zu arbeiten.

Generell gebe es den größten Personalschwund beim Kunsthandwerk, da viele Ältere aufgehört hätten und es keine Nachfolger gebe.

Nach Aussage vom Magdeburger Weihnachtsmarkt-Betreiber Paul-Gerhard Stieger ist die Suche von Schaustellern und Markthändlern "wie überall in den vergangenen Jahren" schwieriger geworden. Derzeit gehe man für Magdeburg aber nicht von Einschränkungen aus.

In Quedlinburg sind nach Angaben der Stadt frühzeitig Verträge mit Marktbetreibern geschlossen worden, sodass diese langfristige Planungssicherheit hätten.

Sachsen: Betreiber verloren Personal an andere Branchen

Sachsenweit haben die Standbetreiber vor allem in den Coronajahren Personal an andere Branchen verloren. Bereits im Jahr 2022 fehlten Mitarbeitende für die großen Weihnachtsmärkte.

Laut Chemnitzer Stadtverwaltung ist die Personalsituation im Vergleich zum Jahr 2022 entspannt. Bei einer Umfrage habe nur ein Händler Bedarf angemeldet.

Mit Jobbörsen und Wechselhütten gegen Personalnot

Im Kampf gegen Personalmangel versuchen einige Städte und Betreiber unterschiedliche Lösungen zu finden. Schausteller und Händler arbeiten dabei teilweise mit den örtlichen Arbeitsagenturen zusammen.

Die Städte Dresden und Leipzig richteten sechs Wochen vor Beginn ihrer Weihnachtsmärkte eine Online-Jobbörse in Koopertation mit der Arbeitsagentur und dem Jobcenter ein. Hier konnten sich Händler und Arbeitsuchende unkompliziert kennenlernen.

Außerdem könnten die Händler über Aushänge an ihren Ständen um Arbeitskräfte werben.

Eine ähnliche Lösung hatte die Stadt Quedlingburg gefunden. Sie betreibt seit Jahren eine Art Vermittlungsbörse für Saisonkräfte. Außerdem hatte sie nach eigenen Angaben schon früh Verträge mit Marktbetreibern geschlossen, sodass diese langfristige Planungssicherheit hätten.

Auch die Händler in Halle suchen über Börsen des Jobcenters oder Personalagenturen nach Arbeitnehmern. Wird kein Personal gefunden, müssten sich die Betriebe eben verkleinern, sagt Sebastian Meyer aus Halle.

In Thüringen haben sich die Betreiber eine andere Alternative ausgedacht, um Personalmangel auszugleichen. So wird es in Nordhausen und in Weimar eine Wechselhütte geben. Hier wechseln die Händler und damit das Angebot immer wieder.

Damit können nicht nur Händler, die nicht für die ganze Dauer genug Personal finden, teilnehmen. Auch für die Besucher wird das Angebot interessanter.

mit Material von KNA.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL Fernsehen | 27. November 2023 | 19:30 Uhr

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