Schulabschluss Abitur-Bewertung wird in Mitteldeutschland nicht nachträglich gelockert
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05. Juli 2023, 05:00 Uhr
Das Bildungsministerium in Mecklenburg-Vorpommern hat entschieden, dass Abiturientinnen und Abiturienten im Fach Mathematik einen Zusatzpunkt bekommen, weil die Ergebnisse in diesem Jahr besonders schlecht ausfielen. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist das keine Option.
- Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft äußerte Verständnis für die Entscheidung Mecklenburg-Vorpommerns, die Bewertung des Mathe-Abiturs im Nachhinein zu lockern.
- Die mitteldeutschen Länder sehen keinen Grund, Abiturnoten nachträglich anzuheben.
- Die Ausbildungsabteilung der IHK kritisiert die Korrektur von Noten, weil die Zeugnisse für Unternehmen dann nicht mehr vergleichbar seien.
Die Beschwerde einer Schülerin aus Wismar über eine Prüfungsaufgabe war es, die erst zu einer Petition geführt hat und dann dazu, dass nun alle Prüflinge im Fach Mathe einen zusätzlichen Punkt bekommen. Auch Eva Gerth kennt als Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Sachsen-Anhalt solche Diskussionen. An zwei Jahrgänge könne sie sich erinnern, in denen es die Forderung gab, die Prüfungsergebnisse im Mathe-Abi nach oben zu korrigieren.
Gerth hält es für richtig, dass das in Mecklenburg-Vorpommern jetzt passiert: "Ich kann mir vorstellen, dass die Landesregierung den Schülerinnen und Schülern entgegenkommen wollte aufgrund der letzten Jahre, also wegen des Distanzunterrichts bei Corona und vielleicht auch aufgrund des Lehrkräftemangels." Das sei eine vernünftige Entscheidung.
Diese Entscheidung gab es in Mecklenburg-Vorpommern vor zwei Jahren schon einmal. Damals wurde das Mathe-Abi sogar um zwei Punkte angehoben. Sollte es das in ihrem Bundesland, also Sachsen-Anhalt irgendwann einmal geben, dann wäre das eine Ausnahmeerscheinung, schätzt Gerth.
Keine Verbesserungen des Abiturs in Mitteldeutschland
Zumindest dieses Jahr bleibt auch alles wie es ist: "Ein nachträgliches Anheben von Abiturnoten wie in Mecklenburg-Vorpommern war und ist in Sachsen-Anhalt nicht geplant", sagt Elmer Emig, Sprecher im Bildungsministerium des Landes.
Dabei ist Sachsen-Anhalt das Land in Mitteldeutschland, in dem man eine solche Initiative am ehesten erwarten könnte. Denn hier sind vergangenes Jahr verhältnismäßig viele Prüflinge durchs Abitur gefallen: Fünf Prozent und damit drittletzter Platz im Ländervergleich. Mehr waren es nur in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Sachsen liegt genau im Mittelfeld, Thüringen auf Platz eins.
So sieht man dort auch keinen Grund, Abiturnoten nachträglich zu verbessern. Das schreiben die zuständigen Ministerien der beiden Länder MDR AKTUELL. In Thüringen seien die Zeugnisse weitestgehend verteilt, heißt es in der Mail und weiter: "Eine nachträgliche Anpassung ist in Thüringen in diesem Jahr in keiner Weise auch nur am Horizont irgendeiner Debatte gewesen. Das Thüringer Abitur ist reibungslos und weitestgehend beschwerdefrei verlaufen, auch in Mathe."
Kritik an der Punkteerhöhung
Die Bildungsministerin in Mecklenburg-Vorpommern erntet auch Kritik für ihre Entscheidung. Durch den geschenkten Punkt sei das dortige Mathe-Abi nicht mehr mit dem im Rest Deutschlands vergleichbar, so die Meinung des Deutschen Lehrerverbandes.
Genau das macht auch dem Leiter der Abteilung Aus- und Weiterbildung bei der IHK Erfurt, Thomas Fahlbusch, große Sorge, wie er sagt. Die Unternehmen seien nicht in der Lage, für jedes Bundesland mitzuschreiben. Wenn es in einem Punkteerhöhungen und in dem anderen Zeitverlängerungen gebe, seien die Noten für die Unternehmen nicht mehr vergleichbar: "Wie soll ich dann, wenn ich im Auswahlprozess bin, mir ein Bild darüber machen?"
Dass es keine einheitlichen Prüfungsaufgaben gebe, verstehe Fahlbusch, aber: "Zumindest das Niveau sollte schon einheitlich sein, damit man von gleichen Standards ausgeht." Wenn man im Nachgang an diesen Standards herumschraube, sei keine Gleichbehandlung mehr möglich.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 05. Juli 2023 | 06:00 Uhr
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