Demonstranten der "Letzten Generation" haben sich in Erfurt auf einer Straße festgeklebt.
Demonstranten der "Letzten Generation" haben sich in Erfurt auf einer Straße festgeklebt. Bildrechte: MDR/Martin Wichmann

Klimaprotest "Letze Generation" will sich nicht abschrecken lassen

26. Dezember 2023, 05:00 Uhr

Die "Letzte Generation" ist auch 2023 mit ihrem Protest aufgefallen. Ihre Forderungen hat die Politik jedoch nicht umgesetzt. Zugleich werden die Strafen für die Klimaprotestler härter. Ein Konfliktforscher sieht die Bewegung dennoch nicht müde werden und konstatiert einen Strategiewechsel.

Lennart Wenzel ist Klimaaktivist der "Letzten Generation". 2023 hat er zwei Mal zehn Tage in Präventivhaft verbracht. Er sagt: "Das ist eins der schlimmsten Erlebnisse, die ich, glaube ich, so machen konnte. Einfach meiner Autonomie komplett beraubt zu sein und dann in so einer Zelle zu sitzen und gleichzeitig so absurd zu sehen, dass ich weggesperrt werde, dafür, dass ich mich friedlich auf die Straße setze und dagegen protestiere, dass die Bundesregierung unser Gesetz bricht."

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Strafen wie diese werden Lennart Wenzel nicht davon abhalten weiterzumachen. Er sagt: "Für mich ist ganz klar, dass ich mich auch einfach nicht einschüchtern lassen möchte. Wie könnte ich irgendwie mit ansehen, wie wir als Gesellschaft gerade darin versagen, unsere Politik zu korrigieren?"

Konfliktforscher: "Letzte Generation" wird so schnell nicht müde

Doch wie viel können und wollen die Aktivisten und Aktivistinnen wegstecken? Eine junge Berlinerin musste acht Monate in Haft und wegen der Blockaden der Flughäfen drohen der "Letzten Generation" Schadenersatzforderungen im hohen sechsstelligen Bereich.

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Trotz dieser Strafen werde die "Letzte Generation" als Bewegung sicher so schnell nicht müde. Das sagt Vincent August. Er leitet seit Mai die Forschungsgruppe Ökologische Konflikte an der Humboldt Universität Berlin. Dabei schaut er sich auch die "Letzte Generation" als Bewegung genau an: "Die 'Letzte Generation' hat einen hohen Grad von interner Solidarität und interner Bindung an das Ziel und an die Sache, die sie verfolgen. Und wenn Bewegungen solche starke Bindung haben, können sie Protest häufig auch auf längere Dauer stellen. "

Kein erfolgreiches Jahr für Klimaprotestler

Und trotzdem war es inhaltlich kein erfolgreiches Jahr für die "Letzte Generation". Politische Forderungen hat die Politik bislang nicht umgesetzt. Wie etwa das 9-Euro-Ticket oder das Tempolimit. Aber auch davon lässt sich die "Letzte Generation" nicht entmutigen.

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"Letzte Generation"-Specherin Lina Johnsen (Archivbild 2022) Bildrechte: IMAGO/aal.photo

Lina Johnsen ist eine der Sprecherinnen der "Letzten Generation". Sie sagt, dass der Erfolg sowieso erst auf lange Sicht gemessen werde: "Denn der einzige Erfolg ist, wenn die Bundesregierung sich an die geltenden Gesetze hält und angemessene Klimaschutzpolitik macht."

Und das sei nicht passiert, sagt Johnsen: "Deswegen würde ich als größten Erfolg von uns nennen, dass wir krasse Bildungsarbeit geleistet haben. Immer mehr Menschen stehen auf, organisieren sich und setzen sich ein. "

Vincent August von der Humboldt Universität Berlin sagt wiederum, dass 2023 auch strategisch eher durchwachsen gelaufen ist für die "Letzte Generation": "In der ersten Jahreshälfte ist es noch relativ gut gelungen, das Thema mit ihren konfrontativen Aktionen immer wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Man konnte aber beobachten, dass das ab Mitte des Jahres erkennbar nachlässt."

"Letzte Generation" vor Strategiewechsel

Der Sozialwissenschaftler meint, das habe auch damit zu tun, dass die "Letzte Generation" dann begonnen habe, ihre Strategie zu wechseln. Ihr Ziel sei es jetzt, viele Menschen zu erreichen und auf die Straße zu bekommen. Das sei neu, denn anfangs habe sie nicht darauf gesetzt, beliebt zu sein in der Bevölkerung. Da sei es hauptsächlich darum gegangen, Aufmerksamkeit zu generieren.

"Und diese Strategie kann erfolgreich sein", sagt August: "Aber wenn man dann versucht, das umzustellen auf 'Wir möchten die Breite der Zivilgesellschaft mobilisieren', wird das schwierig sein."

Auch Lina Johnsen weiß, dass das nicht leicht wird. Schaffen möchten sie es vor allem, in dem sie sich weiter mit anderen gesellschaftlichen Gruppen vernetzen. Dazu zählen zum Beispiel die Kirche, Landwirtinnen und Landwirte oder Menschen aus der Wissenschaft und Medizin.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 26. Dezember 2023 | 06:00 Uhr

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