Ein Schild am Jobcenter Erfurt in der Max-Reger-Straße. 5 min
Audio: Jobcenter geben laut Studie immer mehr Geld für Verwaltung aus. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Arbeitsmarkt Viel Verwaltung, wenig Förderung: Studie kritisiert Jobcenter-Ausgaben

18. März 2025, 07:52 Uhr

Jobcenter sollen Menschen in Arbeitslosigkeit fördern und vermitteln. Doch einer Studie der Bertelsmann-Stiftung zufolge stecken sie immer mehr Geld in die Verwaltung. Die Autoren fordern striktere Vorgaben für die Jobcenter und mehr Sanktionen für die Arbeitslosen.

Die Jobcenter geben laut einer Analyse der Bertelsmann-Stiftung immer mehr Geld für die eigene Verwaltung und deutlich weniger für die Förderung und Vermittlung von Langzeitarbeitslosen aus. Von den 10,7 Milliarden Euro, die 2024 für die Betreuung arbeitsloser Bürgergeld-Empfänger zur Verfügung standen, gaben die Jobcenter demnach 6,5 Milliarden für die Verwaltung aus, fast 40 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Die Mittel zur Förderung verharrten hingegen bei rund 3,8 Milliarden Euro.

Studien-Autor Roman Wink bei MDR AKTUELL, in den Jobcentern würden Schwerpunkte falsch gesetzt. Zwar sei die Ausgabensteigerung maßgeblich auf hohe Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst zurückzuführen. Viel gravierender sei aber, dass die Budgetplanungen unrealistisch seien und die Verwaltungskosten massiv unterschätzt würden. In der Folge müssten deshalb jedes Jahr eine Milliarde Euro aus der Arbeitsförderung umgeschichtet werden, die damit der Qualifizierung von Bürgergeldempfängern fehlten.

Studie: Jobcenter brauchen striktere Vorgaben

Die Stiftung forderte striktere Vorgaben für die Jobcenter. Bisher bleibe es ihnen überlassen, wie sie die Mittel zwischen Verwaltung und Vermittlung aufteilten. Wie viele Menschen die Jobcenter am Ende in Arbeit brächten, spiele eine untergeordnete Rolle. Wink sagte, es gebe weder eine wirkungsorientierte Steuerung noch Transparenz über den Zusammenhang zwischen Mittelausstattung und dem Erfolg der Jobcenter.

Die Autoren der Studie plädierten dafür, bei der Vermittlung von Arbeitslosen mehr auf individuelle Unterstützung zu setzen, zum Beispiel durch Coachings. So hätten rund 1,2 Millionen der 1,9 Millionen arbeitslos gemeldeten Bürgergeldempfänger keinen Berufsabschluss. Auch Sofort-Aktivierungsmaßnahmen wie Angebote für geförderte Arbeit in Voll- oder Teilzeit oder berufliche Qualifizierungen seien ein Ansatz, damit Arbeitslosigkeit sich nicht verhärte.

Studienautoren für Wiedereinführung von Sanktionen

Zudem sprachen sich die Autoren dafür aus, klare Regeln für die Mitwirkung von Arbeitslosen zu setzen. In den letzten Jahren seien Sanktionen kaum genutzt worden. Die Arbeitsaufnahmen würden sich deutlich erhöhen, wenn sie wieder eingesetzt würden. Wink betonte, die Sanktionen müssten frühzeitig und konsequent, aber auch moderat sein.

AFP, DPA, MDR (kos)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 17. März 2025 | 14:48 Uhr

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