Eine junge Frau blickt auf einen positiven Schwangerschaftstest
Auffällig ist insbesondere der überproportionale Rückgang der Geburten in den ostdeutschen Ländern. Bildrechte: picture alliance/dpa Themendienst/Mascha Brichta

Geburtenrate Weniger Neugeborene in Deutschland – Geburtenrückgang trifft Osten besonders

23. Oktober 2024, 18:21 Uhr

Dem Dresdner Ifo-Institut zufolge ist die Zahl der neugeborenen Kinder in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Vor allem in Ostdeutschland würden weitaus weniger Kinder geboren als früher. Die zahlreichen Krisen – von Corona bis zum Ukraine-Krieg – hätten Familien dazu bewogen, Kinderwünsche aufzuschieben. Das Ifo-Institut fordert Reaktionen aus der Politik.

Deutschland erlebt dem Dresdner Ifo-Institut zufolge angesichts zahlreicher Krisen einen massiven Rückgang der Geburten – vor allem in den ostdeutschen Bundesländern. Demnach habe sich die Geburtenrate in den vergangenen drei Jahren massiv verändert. Sie liege aktuell nur noch bei 1,35 Kindern je Frau, 2021 habe sie noch 1,58 betragen.

Forscher Joachim Ragnitz von der Ifo-Niederlassung Dresden sagte, ganz offenbar hätten die Coronakrise, der Ausbruch des Krieges in der Ukraine und die nachfolgenden Realeinkommenseinbußen aufgrund hoher Inflation viele junge Familien dazu bewogen, mögliche Kinderwünsche erst einmal aufzuschieben.

Rückgang der Geburten vor allem in Ostdeutschland

Wurden im Jahr 2021 den Daten des Ifo-Instituts zufolge noch 795.500 Kinder geboren, waren es im Jahr 2023 nur noch 693.000 Kinder, also knapp 13 Prozent weniger. Auffällig ist dabei insbesondere der überproportionale Rückgang in den ostdeutschen Ländern (minus 17,5 Prozent). Damit setze sich ein Trend fort, der bereits 2016 eingesetzt habe, während in den westdeutschen Flächenländern die Zahl der Geburten von 2015 bis 2020 annähernd konstant geblieben sei.

Die regional unterschiedliche Dynamik erklärt sich den Daten zufolge zum Teil durch die Entwicklung der Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter (15 bis 50 Jahre). In Ostdeutschland verringerte sich insbesondere die Zahl der Frauen mit der höchsten Fertilitätsrate (27-36 Jahre) seit 2015 stark, während sie in den anderen Landesteilen bis zuletzt weiter zu nahm.

Ifo-Institut fordert Reaktionen aus der Politik

Ob es sich um vorübergehende oder dauerhafte Veränderungen der Familienplanung handelt, lässt sich dem Ifo-Institut zufolge anhand der bislang vorliegenden Daten nicht sagen. "Die Politik wäre aber gut beraten, diese Entwicklungen genauer zu beobachten, auch um mögliche Fehlentscheidungen beim Ausbau von Kita-Betreuung und Schulversorgung zu vermeiden", sagte Ragnitz.

MDR/rtr/epd/KNA (mze)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 23. Oktober 2024 | 11:00 Uhr

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