Tagesvater Franz Paschmann (75) in seiner Großtagespflege Flohnest in Düsseldorf spielt mit einem Kind.
Viele Tagesväter und -müttter in Sachsen müssen sich wegen des sinkenden Bedarfs nach anderen Einkommensmöglichkeiten umschauen. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Funke Foto Services

Kinderbetreuung Vielen Tagesvätern und -müttern mangelt es an Kindern

12. März 2024, 10:04 Uhr

In Sachsen ist die Zahl der Tagesmütter und -väter in den vergangenen vier Jahren um fast ein Viertel gesunken. Simone Kühnert von der sächsischen Informations- und Koordinierungsstelle Kindertagespflege sagte MDR AKTUELL, Hauptgrund sei der Geburtenrückgang. Wie die Vize-Landeschefin der Bildungsgewerkschaft GEW, Astrid Axmann, sagte, wird sich das aber in zwei bis drei Jahren wieder ändern. Einige Einrichtungen in Sachsen bieten den Tagesmüttern oder -vätern eine Stelle an.

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Torsten Strohbach arbeitet seit 14 Jahren als Tagesvater in Kohren-Sahlis im Landkreis Leipzig. Wie in der Kindertagespflege üblich, hat er lange Zeit eine Gruppe von fünf Kindern betreut. Er sagt, dass die Nachfrage bei ihm und vielen seiner Kollegen aber inzwischen massiv nachgelassen hat. "Seit einem halben Jahr betreue ich leider nur noch drei Kinder. Das ist natürlich schwieriger, weil die laufende Geldleistung dadurch auch geringer ist."

Weniger Kinder bei bleibenden Fixkosten für Tagesmütter und -väter

Und die Kosten für Heizung und Strom beispielsweise sind, wie Strohbach erklärt, durch zwei Kinder weniger in der Gruppe nicht deutlich geringer geworden. "Bei drei Kindern ist das noch halbwegs ertragbar. Aber sollte das weniger werden, müsste ich das aufgeben – leider."

Solche Fälle hat Simone Kühnert in den letzten Jahren häufiger erlebt. Sie ist Projektleiterin bei der Informations- und Koordinierungsstelle Kindertagespflege in Sachsen. "An der Stelle ist das für eine Tagesmutter oder einen Tagesvater besonders dramatisch. Weil sie geben ihre Existenz auf, in die sie vorher sehr viel investiert haben und stehen danach vor dem Nichts. Da sie selbständig sind, haben sie danach keine Absicherung."

In den letzten vier Jahren ist die Zahl der Tagesväter und Tagesmütter in Sachsen um fast ein Viertel gesunken – von 1.700 auf 1.300. Das ist auch kein reines Großstadtphänomen, erklärt Kühnert. "Wir haben natürlich die größte Anzahl an Kindertagespflegestellen in Leipzig und Dresden. Deshalb ist dort der Rückgang besonders intensiv. Aber insgesamt im ganzen Freistaat, auch in den ländlichen Regionen, geht die Kindertagespflege zurück."

Weniger Geburten, weniger Nachfrage nach Tagesvätern und -müttern

Der Hauptgrund ist der Geburtenrückgang im Freistaat, der 2022 mit weniger als 30.000 Geburten einen neuen Tiefststand erreichte. Entsprechend gering ist aktuell die Nachfrage nach Betreuungsplätzen. Das werde sich in den kommenden Jahren aber wieder ändern, prognostiziert die stellvertretende Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW in Sachsen, Astrid Axmann. "Diese Talsohle, die wir jetzt durchschreiten, mit diesem Geburteneinbruch, die ist irgendwann überwunden. In zwei bis drei Jahren reden wir wieder von einem zunehmenden Platzbedarf."

Da es soweit aber noch nicht ist, müssen sich viele Tagesväter und Tagesmütter nach Alternativen umsehen. Eine Möglichkeit wäre, in einer Kita zu arbeiten. Einige Einrichtungen in Sachsen setzen bereits Tagesmütter oder Tagesväter als Hilfskräfte ein oder bilden sie zu Erziehern aus.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 12. März 2024 | 06:17 Uhr

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