Vergiftungsgefahr für Kinder Wird das Cannabinoid HHC auch in Deutschland verboten?
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20. Februar 2024, 08:01 Uhr
Hexahydrocannabinol, kurz HHC, ist ein künstlich hergestelltes Cannabinoid mit berauschender Wirkung. Seit 2022 kursiert es in Europa. In einigen Ländern ist HHC mittlerweile verboten. Jetzt auch in Tschechien, nachdem Kinder und Jugendliche wegen Vergiftungen oder Unverträglichkeitsreaktionen nach dem Konsum von Süßigkeiten mit HHC behandelt werden mussten. In Deutschland befindet sich HHC in einer rechtlichen Grauzone – noch, denn Experten rechnen auch hier mit einem baldigen Verbot.
- Da HHC beispielsweise in Form von Bonbons oder Gummibärchen gekauft werden kann, ist die Droge vor allem für Kinder kaum von normalen Süßigkeiten zu unterscheiden.
- Aktuell ist HHC in Deutschland legal, da es weder unter das Betäubungsmittelgesetz noch das Gesetz für neue psychoaktive Stoffe unter Strafe fällt.
- Das Bundesgesundheitsministerium prüft derzeit ein Verbot von HCC.
Wer im Internet nach HHC sucht, wird schnell fündig. Zahlreiche Onlineshops bieten Produkte mit dem künstlich hergestellten Cannabinoid an. Es gibt sie zum Rauchen, als Tropfen, aber eben auch als Bonbons mit Erdbeer- und Cola-Geschmack oder als HHC-Gummibärchen – "vegan und zuckerfrei".
Drogen, die wie ganz normale Lebensmittel daherkommen
Bernd Schäfer betrachtet das mit Sorge. Er leitet die Fachgruppe "Lebensmitteltoxikologie" am Bundesinstitut für Risikobewertung. "Das, was ich am problematischsten finde, sind die Erzeugnisse, die als Lebensmittel daherkommen – was natürlich auch für Kinder eine Verwechslungsgefahr birgt. Wir haben die Datenlage zusammengetragen, weil zu diesen Substanzen praktisch nichts bekannt ist. Denn die sind noch relativ neu auf dem Drogenmarkt."
Strukturell ähnelt das synthetische HHC dem natürlich berauschenden Wirkstoff THC der Cannabispflanze. Deshalb ist HHC wahrscheinlich auch für Kinder so gefährlich. Denn es wirkt toxisch auf das Gehirn, das sich noch entwickelt. Außerdem sind Kinder für Vergiftungen anfälliger. Im Internet reicht es, beim Shoppen von HHC-Süßigkeiten anzuklicken, dass man älter als 18 Jahre ist. Damit ist sind Kauf und Konsum legal.
HHC in Deutschland (noch) legal
Trotzdem ist in Deutschland immer wieder von einer rechtlichen Grauzone die Rede, erklärt die Strafrechtlerin Sonka Mehner: "Wenn von einer rechtlichen Grauzone gesprochen wird, dann ist damit gemeint, dass HHC in Deutschland derzeit legal ist, weil es weder durch das Betäubungsmittelgesetz noch durch das Gesetz für neue psychoaktive Stoffe unter Strafe gestellt ist."
Denn in diesem Gesetz würden nur vollsynthetische Rauschmittel und Betäubungsmittel erfasst, HHC sei aber ein halbsynthetischer Stoff. Der unterfalle dem Gesetz aktuell noch nicht, sagt Mehner und betont dabei das Wort "noch" besonders. Andere Länder sind da schon weiter: Frankreich, Dänemark, Österreich, die Schweiz, jetzt Tschechien: Überall hier ist HHC bereits verboten.
Bundesgesundheitsministerium prüft HHC-Verbot
In Deutschland hat im Dezember ein Sachverständigenausschuss der Bundesregierung empfohlen, HHC explizit in das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz aufzunehmen. Das Bundesgesundheitsministerium teilt MDR AKTUELL dazu mit: "Die Empfehlungen des Sachverständigenausschusses vom 4. Dezember 2023 liegen dem Bundesministerium für Gesundheit vor und werden derzeit geprüft."
Bernd Schäfer vom Bundesinstitut für Risikobewertung geht davon aus, dass ein HHC-Verbot auch in Deutschland bald kommt. Dennoch sagt er: "Ich glaube, was auch ganz wichtig ist, ist gesundheitliche Aufklärung. Und ich glaube, man muss an alle Verantwortlichen, also letztlich auch Hersteller, appellieren, keine Produkte auf den Markt zu bringen, die so wie Lebensmittel daherkommen, damit eine Verwechslungsgefahr insbesondere für Kinder vollkommen ausgeschlossen ist."
Schäfer fürchtet nämlich, dass die synthetische Droge HHC, sobald sie verboten wird, von findigen Leuten einfach chemisch verändert werden könnte und dann wieder legal wäre.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 19. Februar 2024 | 06:52 Uhr