Mathe-Lehrer Tobias Weidenhöffer-Griese (hinten l) leitet den digitalen Mathe-Unterricht in der Klasse 5f in der Lessing-Stadtteilschule in Harburg-Wilstorf.
Bund und Länder bringen sie ein milliardenschweres Förderprogramm für Brennpunkt-Schulen an den Start. Bildrechte: picture alliance/dpa | Marcus Brandt

Brennpunkt-Schulen Hunderte mitteldeutsche Schulen erhalten Geld aus Milliarden-Programm

04. Juni 2024, 17:34 Uhr

Aufgrund von wiederholten schlechten Pisa-Ergebnissen der letzten Jahren wollen Bund und Länder die Bildungschancen von sozial schwächeren Kindern stärken. Deshalb bringen sie ein milliardenschweres Förderprogramm für Brennpunkt-Schulen an den Start. Bis zum Schuljahr 2026/27 sollen bundesweit tausende Schulen gefördert werden. Das Geld soll etwa in Baumaßnahmen und Schulsozialarbeit fließen. Über 380 Schulen in Mitteldeutschland erhalten in den kommenden Jahren Millionen Euro an Zuschüssen.

Bund und Länder haben am Dienstag in Berlin ein Bildungsförderprogramm an den Start gebracht. Mit dem sogenannten Startchancen-Programm erhalten Schulen in sozialen Brennpunkten milliardenschwere Unterstützung.

Bettina Stark-Watzinger (FDP, r), Bundesministerin für Bildung und Forschung, steht nach der Unterzeichnung des Startchancen-Programms neben Christine Streichert-Clivot (SPD), Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Bildungsministerin im Saarland.
Mit ihrer Unterschrift haben Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Christine Streichert-Clivot (SPD), am Dienstag in Berlin den offiziellen Startschuss für das wichtigste bildungspolitische Vorhaben der Ampel gegeben. Bildrechte: picture alliance/dpa | Michael Kappeler

In den nächsten zehn Jahren sind dafür 20 Milliarden Euro vorgesehen. Das Geld soll etwa in Baumaßnahmen und Schulsozialarbeit fließen. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sprach von einem Meilenstein. Selbst heute hänge der Bildungserfolg noch von der sozialen Herkunft ab. Das wolle man ändern. Stark-Watzinger beschrieb das Programm als "größtes und langfristigstes Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik".

Jede zehnte Schule soll Startchancen-Schule werden

Ab kommendem Schuljahr sollen bundesweit zunächst rund 2.000 und bis zum Schuljahr 2026/27 4.000 Schulen in sozial schwierigen Lagen eine spezielle Förderung bekommen. Die Hilfe soll zu 60 Prozent an die Grundschulen gehen, da sich in Bildungsstudien zunehmende Defizite beim Lesen, Schreiben und Rechnen gezeigt hatten.

Etwa jede zehnte Schule des Landes soll den Plänen zufolge eine Startchancen-Schule werden. Entscheidend sind vor allem der Anteil ärmerer Kinder und Jugendlicher und der Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund. Die konkrete Auswahl treffen die Bundesländer.

Ziel: Mehr Chancengleichheit und Potentiale nutzen

Das Geld ist für Baumaßnahmen wie zum Beispiel Lernlabore, Multifunktionsräume, Werkstätten, Ateliers oder für Sport- und Erholungsangebote im Außenbereich gedacht. Außerdem soll Geld in zusätzliches Personal wie Sozialarbeiter investiert werden. Zudem erhalten die Schulen ein Budget zur freien Verwendung. Turnhallen- oder Toiletten-Sanierungen, die sowieso notwendig wären, sind laut dem Plänen nicht mit einberechnet.

Stark-Watzinger gab eine "bildungspolitische Trendwende" als Ziel aus. Es solle mehr Chancen für Schüler geben und die Potenziale junger Menschen sollten nicht liegen bleiben, betonte sie, "wir wollen sie entwickeln". So soll bis zum Ende der Programmlaufzeit 2034 die Zahl der Schüler, die die Mindeststandards in Mathematik und Deutsch verfehlen, an den Startchancen-Schulen halbiert werden.

Zudem geht es um eine Förderung der sogenannten sozio-emotionalen Kompetenz, der Fähigkeit zu angemessenem Verhalten im Umgang mit anderen Menschen und in verschiedenen Situationen.

Hunderte Schulen in Mitteldeutschland gefördert

Über 380 Schulen in Mitteldeutschland erhalten in den kommenden Jahren Millionen Euro an Zuschüssen, um sozial benachteiligte Schüler zu fördern.

In Sachsen werden im kommenden Schuljahr 60 und inklusive der weiteren Schuljahre 183 Schulen gefördert, für sie gibt der Bund jährlich 43 Millionen Euro an Zuschüssen. "Ein Hauptfokus des Programms liegt auf der Vermittlung der Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen sowie der Stärkung der sozialen und emotionalen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler", sagte Kultusminister Christian Piwarz (CDU). 

In Thüringen profitieren rund 100 Schulen von dem Programm. In Sachsen-Anhalt profitieren 97 Schulen mit 28.000 Schulkindern.

Bildungsstudien wie die Pisa-Studie zeigen, dass in Deutschland der Bildungserfolg stark von sozialen Herkunft abhängt. Das wolle man mit dem Programm ändern. Bund und Länder hatten sich Anfang Februar auf das Programm geeinigt.

dpa, AFP (lmb)

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 04. Juni 2024 | 16:09 Uhr

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