"Fakt ist!" Umfassendere Datenerhebung für bessere Bildung
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12. März 2024, 10:56 Uhr
Vertreter aus Politik und Wissenschaft fordern für eine bessere Bildung eine umfassendere Datenerhebung. Allerdings gebe es immer wieder Konflikte mit Datenschützern. Die Daten seien aber wichtig, um Probleme schneller zu erkennen. Laut Pisa-Studie sind deutsche Schüler so schlecht wie seit 20 Jahren nicht.
Für eine bessere Bildung braucht es mehr Daten über Bildung. Das haben Vertreter aus Politik und Wissenschaft am Montagabend in der MDR-Sendung "Fakt ist!" vorgeschlagen.
Kerstin Schneider, Bildungsökonomin von der Bergischen Universität Wuppertal und des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen, sagte, man mache viele Dinge ständig anders, wisse aber nie, was wirklich gut funktioniere, weil die Daten fehlten. Und jedes Mal sei man aufs Neue überrascht, wenn einem die Pisa-Studie und andere Bildungstrends attestierten, dass es nicht besonders gut laufe.
Regelmäßigere Testung fehlt
"Da fragt man sich schon manchmal: Wieso muss man da drei bis fünf Jahre warten, bis wir das wieder gezeigt kriegen? Wieso wissen wir so etwas nicht einfach regelmäßig? Wieso testen wir die Kompetenzen der Schüler nicht regelmäßig?" Als Beispiel nannte Schneider die Niederlande. Dort habe man unter anderem zeitnah in der Corona-Pandemie gewusst, wie sie sich auf das Lernen der Schüler auswirke. In Deutschland sei das bis heute nicht klar.
Feußner plädiert für bessere Datenerhebung
Auch Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) sprach sich in der MDR-Sendung für eine "evidenzbasierte Datenerhebung" aus. Man brauche diese vom Kindesalter bis in die Berufsschulen und darüber hinaus. Hier habe man aber immer ein bisschen einen Konflikt mit den Datenschützern. "Alleine wenn wir die Daten von der Kita in die Schule übertragen wollen, gibt es immer Probleme, wo es heißt: Das darf nicht mit übertragen werden, da könnte eine Diskriminierung vonstattengehen. Ich halte das für falsch und daran arbeiten wir auch." Daten seien wichtig, um Probleme schneller zu erkennen.
Pähle fordert konstruktives Konzept von Sprachbildung
Die Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt, Katja Pähle, verwies auf die mangelnden Sprachkenntnisse sowohl bei Kindern aus Migrantenfamilien als auch aus sozial schwachen Familien. "Wir brauchen ein konstruktives und durchgängiges Konzept von Sprachbildung und Sprachförderung und das muss Schule mit einschließen."
Amy Kirchhoff, Schülervertretung der Freien Werkschule Meißen in Sachsen, forderte, Schule insgesamt neu zu denken. "Die Grundkompetenzen fehlen vorne und hinten. Ich würde das nicht nur auf Lesen, Schreiben und Rechnen begrenzen, sondern zum Beispiel auch auf Moral und Ethik-Verständnis ausweiten. Und die Demokratiebildung muss stärker gefördert werden."
Schulabbrecher kosten den Staat
Und auch hier, so noch einmal die Bildungsökonomin Kerstin Schneider, müsse man wieder Daten erheben. Nur dann erkenne man, wo die Probleme seien und könne gezielt helfen. Denn am Ende seien Schulabbrecherinnen und Schulabbrecher teuer für den Staat, weil er ihnen Geld zahlen müsse, sie aber gleichzeitig nicht produktiv sein könnten. "Es ist das Teuerste, was man machen kann: Menschen durchs Raster fallen zu lassen."
Laut der Pisa-Studie vom vergangenen Dezember sind deutsche Schülerinnen und Schüler so schlecht wie seit 20 Jahren nicht. Ein Viertel aller Jugendlichen kann demnach bei Schulabschluss nicht richtig lesen, schreiben oder rechnen.
MDR (Marcel Knop-Schieback, Cornelia Winkler)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Fakt ist! | 11. März 2024 | 22:10 Uhr
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