Vor Gesundheitsministerkonferenz Lokführergewerkschaft gegen Maskenpflicht auf Arbeit
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05. Dezember 2022, 13:32 Uhr
Corona-Masken werden im Alltag immer seltener – im öffentlichen Nahverkehr sind sie dagegen nach wie vor verpflichtend. Doch auch hier könnte die Pflicht bald fallen. Darüber wollen sich am Montag die Gesundheitsminister verständigen. Im Vorfeld des Treffens positioniert sich die Lokführergewerkschaft GDL gegen die Maskenpflicht, andere möchten sie dagegen beibehalten.
- Die Eisenbahner-Gewerkschaft GDL fordert ein Ende der Maskenpflicht im Nahverkehr.
- Virologe Alexander Kekulé hingegen plädiert dafür, die Maskenpflicht als Zeichen der Rücksichtnahme beizubehalten.
- Vor der Entscheidung der Gesundheitsministerkonferenz hält sich Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerium bedeckt.
Für den Bundesgesundheitsminister ist die Sache klar: "Masken schützen erwiesenermaßen vor Infektionen", so eine Sprecherin von Minister Karl Lauterbach auf Nachfrage: "Deswegen bleibt die Maskenpflicht ein wichtiges Werkzeug im Instrumentenkasten der Gesundheitspolitik."
Eisenbahner-Gewerkschaftsboss Weselsky gegen Maskenpflicht in Bus und Bahn
Claus Weselsky ist von diesem Instrument nur noch wenig begeistert. Denn, so der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL): "Sicherlich hat es sich in den heißen Phasen der Pandemie bewährt und war in der Zeit auch sinnvoll. Jetzt beginnt es groteske Züge anzunehmen, weil meine Kolleginnen und Kollegen die einzigen sind, die sich auf Grund der Verpflichtung von ihrer Arbeit her noch strikt daran halten müssen."
Weselsky sagt, er nehme zunehmend wahr, dass die Menschen sich der Maskenpflicht verweigerten. "Und ich sage: Es muss irgendwann mal gut sein. Wir sind als Eisenbahn das einzige Verkehrsmittel, in dem die Maskenpflicht im Fern- und Nahverkehr noch besteht", beklagt Weselsky.
Virologe Kekulé: Maske zur "Geste des sozialen Entgegenkommens" machen
Also weg mit der Maske in Bus und Bahn? Und wenn ja, wann? Ende Januar? Oder im Frühjahr? Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) beredet das am Montag ab 16 Uhr – die Drähte der Schalte laufen in Magdeburg zusammen. Denn den Vorsitz der GMK hat in diesem Jahr Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne.
Aus Sicht des Virologen Alexander Kekulé gibt es aber nur wenig Spielraum für Entscheidungen: "Ich meine, es wäre der richtige Schritt, die Maskenpflicht bundesweit beizubehalten, und zwar einheitlich für die Verkehrsmittel des Nah- und Fernverkehrs." Allerdings brauche man keine FFP2-Masken, meint Kekulé – es genügten die normalen OP-Masken. Es gehe jetzt nicht mehr darum, die Corona-Fallzahlen zu drücken, sondern eher darum, andere, insbesondere Ältere, zu schützen.
Es wäre der richtige Schritt, die Maskenpflicht bundesweit beizubehalten, und zwar einheitlich für die Verkehrsmittel des Nah- und Fernverkehrs.
Wir müssen, empfiehlt Virologe Kekulé, die Maske entpolitisieren: "Die Menschen, die das nicht mehr machen wollen, für die ist das ein Symbol der staatlichen Unterdrückung und Bevormundung. Wenn wir das aber als Geste des sozialen Entgegenkommens unseren Mitmenschen gegenüber sehen, so wie man Älteren über die Straße hilft, dann kann man diesen Vorbehalt gegen die Maske aufheben."
Stadt Jena will Maske in Straßenbahnen beibehalten
Die Stadt mit der längsten Erfahrung ist Jena – als bundesweit erste Kommune führte Jena die Maske im April 2020 ein. Und natürlich wird die Pflicht auch hier kontrovers diskutiert, sagt Sprecher Kristian Philler: "Die Menschen schauen sich lieber ins Gesicht, nicht in die Maske. Deshalb ist die Akzeptanz gefallen."
Philler rät den Gesundheitsministern dennoch zur Beibehaltung der Maskenpflicht: "In Jena sehen wir schon, dass in den Straßenbahnen weiter Masken getragen werden. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Es gibt zwei Seiten der Maskenpflicht, es wird immer kontrovers bleiben, wir setzen aber weiter darauf und würden empfehlen, dass die Maskenpflicht nicht aufgehoben wird."
Gesundheitsministerium in Magdeburg verweist auf Gespräche zur Maskenpflicht
Was nach einem guten Argument für die Gesundheitsministerkonferenz klingt, lässt Eisenbahngewerkschafter Weselsky nicht gelten. Sein Wunsch an die Runde: "Dass sie sich ein Herz fassen und ihre Entscheidung auch aus der Sicht der Beschäftigten im Eisenbahnsystem treffen und sie nicht zwingen, in einer Zeit, in der sie überall weggefallen sind, Masken zu tragen."
Das Gesundheitsministerium in Magdeburg wollte sich vorab nicht festlegen: Dort hieß es: "Die Ergebnisse der Beratungen bleiben abzuwarten."
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 05. Dezember 2022 | 06:00 Uhr