Der Fichtelberg im Winter - aus der Vogelperspektive.
Wie entwickelt sich der Wintersportourismus in Mitteldeutschland? Bildrechte: imago images/Christian Grube

Mitteldeutschland Wintersportgebiete in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vor ungewisser Zukunft

06. November 2022, 05:00 Uhr

Heizen, tanken und der Einkauf im Supermarkt ist teurer. Viele Menschen prüfen derzeit, wo sie sparen können und müssen. Ist da noch der Winterurlaub im Budget drin? Die Tourismusbranche blickt noch nicht pessimistisch auf die Wintermonate, auch wenn die Buchungszahlen bislang verhalten sind. Denn der Trend, sich erst kurzfristig für einen Urlaub zu entscheiden, hält an.

Die Energiepreise steigen, viele Menschen haben schon eine höhere Abschlagszahlung von ihrem Energieversorger erhalten. Auch die Lebensmittelpreise haben angezogen. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im September will deswegen jeder vierte Befragte in diesem Jahr nicht in den Winterurlaub fahren. Andere erklärten, sie wollten im Urlaub weniger Geld ausgeben. So möchten Einige zum Beispiel auf Besuche im Restaurant verzichten oder lieber Wandern, statt mit dem Lift zum Skilaufen zu fahren. Aber wie ist die Situation in Mitteldeutschland?

"Das werden wir erst am Ende der Saison wissen", erzählt Jürgen Wolf, der die Bergvilla im Skigebiet Silbersattel leitet. Es ist das größte Skigebiet in Thüringen: Insgesamt 4,5 Pistenkilometer in allen Schwierigkeitsgeraden können dort gefahren werden. "Die Leute buchen ihren Urlaub nicht mehr wie früher lange im Voraus", erklärt Wolf und bleibt dennoch positiv. "Das kann auch ein Vorteil für unsere Region sein. Wenn die Menschen zum Skifahren sich nun spontan für die kurzen Wege hier nach Mitteldeutschland entscheiden." Ob für die eigenen oder ausgeliehenen Skier, die Bergvilla ist mit einem eigenen Skiraum ausgestattet. Für die Silvestertage hingegen sieht es für den Hotelier gut aus. Alle Zimmer sind ausgebucht.

Sebastian Kleiner von Nordheim, Skilanglauf-Trainer des DSV am Sportgymnaiusm Oberhof 14 min
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14 min

Sebastian Kleiner von Nordheim ist Ski-Langlauf-Trainer des DSV am Sportgymnasium in Oberhof. Er fürchtet, dass durch den Klimawandel erst der Schnee und dann auch der Nachwuchs ausbleibt.

MDR THÜRINGEN - Das Radio Di 05.07.2022 08:40Uhr 14:20 min

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Kurze Anreise nach Mitteldeutschland

In Oberhof merkt Juliane Arndt von der Tourismus GmbH, dass viel weniger Buchungsanfragen in den Hotels und Pensionen einlaufen als in den Vorjahren. Wenn durch die allgemeine Teuerung, die Inflation sowie durch die stark ansteigenden Energiekosten ein immer größerer Anteil des monatlichen Einkommens beansprucht werde, bleibe für alles andere weniger Geld zur Verfügung. "Die Menschen wissen nicht, was auf sie zukommt und halten ihr Geld zusammen", erklärt Arndt. So hoffe man in Oberhof auf einen schneereichen Winter.

Auch wenn bei vielen Menschen sparen angesagt ist, müsse es nicht heißen, den Winterurlaub komplett zu streichen, meint Mirko Jakob, Betriebsleiter der Skiarena am Silbersattel. Er gehe davon aus, dass mehr Gäste nach Mitteldeutschland fahren. "Die Winterfans könnte die lange Fahrt bis nach Österreich, Italien oder in die Schweiz und damit auch die hohen Benzinpreise abschrecken. Ich kann mir gut vorstellen, dass wenn die Wintersportfans in diesem Jahr Skifahren wollen, sie die kurzen Wege nach Mitteldeutschland schätzen. Ob für eine Woche, ein Wochenende oder auch für einen Tagesausflug."

Auch generell sei der Urlaub in der Region günstiger, etwa die Restaurantbesuche und die Lebensmittelpreise. Da die Skigebiete kleiner sind, sind auch die Pässe für die Lifte nicht so teuer. Mirko Jakob und sein Team blicken hoffnungsvoll auf den Start der Saison am 10. Dezember und wünschen sich einen Winter mit genügend Schnee.

Winterferien und Schneekanonen

Aktuell laufen die Buchungen eher verhalten ein, sagt Martin Lenssner, Geschäftsführer des IFA Hotels in Schöneck im Vogtland. "Wir haben jetzt noch viele Gäste, die hier im Herbst nochmal raus in die Natur wollen." Für den typischen Skiurlaub sind die Buchungen aber noch verhalten. Die Saison gehe erst vor Weihnachten los, um den 20. Dezember je nach den Temperaturen und Schneefall.

Falls es nicht genügend natürlichen Schnee gebe, habe die Stadt die Erlaubnis gegeben, die Anlage in Schöneck zu beschneien. "Wenn die Bedingungen gut sind, werden die Gäste wieder kurzfristig buchen. Dieses Buchungsverhalten hält seit der Corona-Pandemie an", sagt Lenssner und blickt dennoch optimistisch auf die nächsten Monate. Vor allem auf die Winterferien setzt er große Hoffnungen. "Die Urlauber bleiben dann auch gerne eine Woche statt nur für ein verlängertes Wochenende."

Wann das größte Skigebiet in Sachsen in Oberwiesenthal seine Tore öffnet, ist noch nicht klar. In der letzten Saison hieß es erst Mitte Januar freie Fahrt für die Pisten am Fichtelberg.

Mehr Lücken im Buchungskalender

Momentan sei man in Wernigerode im Harz mit der Situation zufrieden. "Die Vorweihnachtszeit ist bereits gut gebucht, vor allem an den Wochenenden", erklärt Roman Müller von der Wernigerode Tourismus GmbH. In den Wochen gebe es noch einige Lücken im Buchungskalender. Die mittelalterliche Stadt mit Schloss ist ein beliebtes Reiseziel für Kurzurlauber.

Wintersportfans können auf der zehn kilometerlangen Stadtwaldloipe fahren, zudem gibt es Rodelpisten und Routen zum Schneeschuhwandern und einen kleinen Abfahrtshang. Wer kein Fan von Höhenmetern ist, für den hat Roman Müller von Wernigerode Tourismus noch einen Tipp. Am 26. November startet im Ortsteil Schierke auch die Eislaufsaison in der Feuerstein Arena mit der Eisdisco.

Liftbetreiber von gestiegenen Kosten betroffen

Wegen der gestiegenen Energiekosten hat ein Skigebiet im Harz bereits verkündet, dass sie die Preise für diese Saison nicht beibehalten können. "Wir werden die Preise voraussichtlich um etwa zehn Prozent anheben", sagte etwa der Betriebsleiter der Wurmbergseilbahn in Braunlage, Fabian Brockschmidt. Damit folge das Skigebiet an der niedersächsischen Grenze zu Sachsen-Anhalt den Plänen der Liftbetreiber in den deutschen und österreichischen Alpen.

Eine Tageskarte für das Skifahren am höchsten Berg Niedersachsens würde somit um gut zwei Euro teurer werden – so zumindest die aktuelle Planung. Wie viel Pistenkilometer dann im Winter zur Verfügung stehen werden, kann Brockschmidt noch nicht sagen. "Ich hoffe auf einen richtig guten Winter mit viel Naturschnee", sagte der Liftbetreiber. Denn: Schneekanonen sollen in Braunlage weniger genutzt werden als im vergangenen Jahr, um Energie zu sparen:

"Wir werden alles tun, damit auf jeden Fall Ski gefahren werden kann."

dpa

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 10. Oktober 2022 | 10:15 Uhr

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