Sonnabend geschlossen steht auf einem Schild
Der Sonnabend verschwindet zunehmend aus dem ostdeutschen Sprachgebrauch. Bildrechte: imago/Steinach

Sprachwandel Wo ist der "Sonnabend" hin verschwunden?

26. Februar 2024, 10:42 Uhr

Sieben Tage hat die Woche und der sechste Tag ist der Samstag. Oder Sonnabend? MDR AKTUELL-Hörer Harald Grätz aus Leipzig fragt sich, warum das Wort Sonnabend zunehmend aus dem Sprachgebrauch verschwindet. MDR-Reporter Niels Bula hat sich auf die Suche begeben.

Sieben Tage hat die Woche. Mit dem Montag beginnt sie und der Sonntag ist ihr letzter Tag. So weit, so unstrittig. Weniger eindeutig ist die Antwort darauf, wie denn der Tag vor dem Sonntag heißt. Manche nennen ihn Samstag, bei anderen heißt er Sonnabend. MDR-AKTUELL-Hörer Harald Grätz aus Leipzig fragt sich jedoch: "Man hört jetzt immer nur Samstag. Mich interessiert, warum es nicht mehr den guten alten Begriff Sonnabend gibt. Warum verschwand der Sonnabend?"

Samstag: Kommt vom altgriechischen "sabbaton" und heißt Ruhetag

Die Antwort darauf ist gar nicht mal so leicht. Seit vielen Jahrhunderten schon gibt es beide Bezeichnungen im deutschsprachigen Raum. Zuerst war aber der Samstag da. Er leitet sich vom griechischen Wort "sabbaton" und dem hebräischen "Sabbat" ab, auf Deutsch: Ruhetag.

Der Sonnabend dagegen ist ein Anglizismus, erklärt Csaba Földes, Sprachwissenschaftler an der Universität Erfurt: "Dieses Wort verdanken wir dem heiligen Bonifatius, dem angelsächsischen Missionar. Dieser angelsächsische Missionar wollte die Germanen in Friesland, Thüringen und Hessen zum Christentum bekehren und brachte das altenglische Wort mit, sunnanaefen."

Der Sonnabend verbreitete sich vor allem im Nordosten Deutschlands

Sunnanaefen wurde zunächst ins Althochdeutsche übersetzt. Später wurde daraus dann der Sonnabend. Anfangs bezeichnete er nur den Abend vor dem Sonntag, bis er zum Begriff für den ganzen Tag wurde. Der Sonnabend verbreitete sich vor allem im heutigen Nordosten Deutschlands, während der Samstag im Süden dominierte.

In der DDR fand der Sonnabend Eingang in die offizielle Sprache wie in Gesetzestexte. Und auch im Westen gab und gibt es immer noch Sprachinseln, wo die Bezeichnung verwendet wird.

Mittlerweile aber sei der Samstag auf dem Vormarsch – vor allem in der offiziellen Sprache, sagt Földes. Das habe verschiedene Gründe. Das Wort Samstag sei schlichtweg kürzer als der Sonnabend: "Und denken wir auch an die Kalenderabkürzung. SA für Samstag und SO für den Sonntag. Wenn wir mit Sonnabend operieren würden, dann wäre das Kürzel auch nicht ganz eindeutig", sagt der Sprachwissenschaftler.

Sprachforscher: Sonnabend wird im Dialekt überleben

Auch zusammengesetzte Wörter, so der Experte, lassen sich mit dem Samstag besser sprechen. Der Samstagabend ist einfacher und klingt besser als der Sonnabendabend. Das alles können Gründe dafür sein, dass sich Samstag immer mehr durchsetzt. Ist das also das Ende für den Sonnabend?

Ganz so pessimistisch blickt Sprachwissenschaftler Földes nicht in die Zukunft. "Wenn man im Dialekt spricht, da bin ich mir so ziemlich sicher, dass in bestimmten Regionen der Sonnabend im Dialekt überleben wird."

Die Verwendung insgesamt wird aber weniger werden, da ist sich der Sprachexperte sicher. Vor allem die Jüngeren im bisherigen Sonnabend-Gebiet sagen schon jetzt eher Samstag.

MDR

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 26. Februar 2024 | 06:17 Uhr

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