Captagoon-Tabletten in einem schwarzen Sack.
Captagon-Tabletten in einem schwarzen Beutel. Bildrechte: Zoll

Größter Captagon-Fund Prozess gegen Captagon-Dealer beginnt am 24. Juli

05. Juli 2024, 17:29 Uhr

Am 24. Juli 2024 soll in Aachen der Prozess gegen vier Syrer starten, denen bandenmäßiger Handel mit der Droge Captagon vorgeworfen wird. Es geht um gewaltige Mengen Amphetamin-Tabletten. Die Spuren führen zum syrischen Assad-Regime und in den arabischen Raum.

Am 24. Juli beginnt am Landgericht Aachen der Prozess gegen vier Syrer, denen bandenmäßiger Handel mit der Droge Captagon "in nicht geringer Menge" vorgeworfen wird. Das Landgericht teilte dem Recherchenetzwerk von BR, MDR, RBB, SWR, "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und Mediengruppe Bayern mit, dass insgesamt drei Fälle angeklagt werden. Die Prozesstermine seien bis Mitte November geplant.

Captagon-Tabletten im Wert von 60 Millionen Euro beschlagnahmt

Die Staatsanwaltschaft Aachen wirft den Männern vor, sich zwischen Oktober 2021 und Oktober 2023 mindestens 480 Kilogramm Captagon-Tabletten beschafft zu haben, um damit Handel zu treiben. Den größten Teil des illegalen Aufputschmittels beschlagnahmten die Ermittler, bevor die Ware ins Ausland verschickt werden konnte. Der geschätzte Straßenverkaufswert im bislang größten Fall von Captagon-Schmuggel auf deutschem Boden liegt bei rund 60 Millionen Euro.

Die vier Angeklagten, die sich aktuell in Untersuchungshaft befinden, wollten laut Anklage die Captagon-Tabletten nach Saudi-Arabien, Katar, Bahrain sowie Australien schmuggeln. Wie das Landgericht Aachen auf gemeinsame Anfrage des Rechercheverbunds weiter mitteilte, ist noch unklar, woher genau die Drogen stammen.

 

Amphetamin-Tabletten in Bremszylindern und Duftkerzen versteckt

Die Tabletten sollen als legale Exportware deklariert und in sogenannten Tarnwaren versteckt worden sein. Beamte des Zollfahndungsamts Essen hatten Ende 2022 mit den Ermittlungen begonnen. Ausgangspunkt war die Kontrolle mehrerer Pakete mit Bremszylindern am Flughafen Köln/Bonn. Da diese nicht durchleuchtet werden konnten, schraubten die Kontrolleure sie auf und fanden mehr als zehn Kilogramm Captagon. Bei ihren Ermittlungen stießen die Zollfahnder auch auf Captagon-Tabletten, die in Duftkerzen, Luftreinigern und einem Kamin versteckt waren.

Die Ermittlungen führten zu den 33 bis 46 Jahre alten Syrern, die mehrere Lagerräume im Raum Aachen angemietet hatten. Dort sollen die Captagon-Tabletten aufbewahrt und umverpackt worden sein. Beim Zugriff Anfang Oktober 2023 entdeckten Einsatzkräfte versandfertige Ware, die in Sandsäcken versteckt war.

Spuren führen zum Assad-Regime in Syrien

Die Recherchen des Investigativnetzwerks zeigen, dass internationale Drogenschmuggler Deutschland offenbar mehr und mehr als Transitland nutzen. So soll die Wahrscheinlichkeit von Kontrollen in den Zielländern minimiert werden, da Waren aus Deutschland laut Experten weniger verdächtig sind. Seit 2021 wurden in Deutschland Tabletten und Chemikalien zur Herstellung von Captagon im Straßenwert von einer halben Milliarde Euro sichergestellt.

Captagon besteht hauptsächlich aus Amphetamin, unterdrückt Müdigkeit und Ängste, wirkt aufputschend und macht hochgradig abhängig. Es wird vor allem in Syrien und im Libanon in illegalen Produktionsstätten hergestellt und überwiegend in den arabischen Raum geschmuggelt. Das syrische Regime steht im Verdacht, an diesem milliardenschweren Geschäft beteiligt zu sein. In vielen Fällen erreicht die Ware Europa auf dem Land- oder Seeweg, wo die Täter die Drogen in "Tarnwaren" neu verpacken und dann per Schiff oder Flugzeug weiterschicken.

Zuletzt geriet die Droge weltweit in die Schlagzeilen, nachdem israelische Medien berichtet hatten, einige der Hamas-Terroristen hätten bei ihrem Angriff am 7. Oktober Captagon-Tabletten bei sich gehabt.

MDR INVESTIGATIV (ans)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 05. Juli 2024 | 15:00 Uhr

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