MDR data Neuer Datenüberblick: Wo die Autoversicherung wie viel kostet
Hauptinhalt
08. Februar 2023, 08:55 Uhr
Die Beiträge für eine Autoversicherung unterscheiden sich regional in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt deutlich. Besonders zwischen Stadt und Land gibt es große Unterschiede: Die höchsten Beiträge werden jedoch in einer eher ländlichen Region fällig.
- Autoversicherungen in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen sind günstiger als der deutschlandweite Durchschnitt.
- Wo mehr Unfälle stattfinden, muss mehr für die Versicherung gezahlt werden. Das ist vor allem in großen Städten der Fall.
- Ob Personen bei den Unfällen zu Schaden kommen, hat keinen direkten Einfluss auf die Kfz-Beiträge einer Region.
Die Beiträge für eine Autoversicherung liegen in Mitteldeutschland unter dem bundesweiten Durchschnitt. Das zeigt ein Datensatz vom Vergleichsportal Verivox, der MDR SACHSEN-ANHALT vorliegt. Ein entscheidender Faktor dafür ist die sogenannte Regionalklasse. Damit stuft der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) jeden der über 400 Kfz-Zulassungsbezirke Deutschlands in eine Risikoklasse ein, an der die Versicherer sich für ihre Beiträge orientieren können.
Welchen Einfluss die Region auf die Beiträge der Autoversicherungen tatsächlich hat, geht aus den Daten hervor, die Verivox dem MDR in anonymisierter Form zur Verfügung gestellt hat. In den Zahlen berücksichtigt sind alle Vertragsabschlüsse, die für private Pkw im Jahr 2022 über das Portal getätigt wurden.
Mitteldeutschland kommt dabei gut weg: Im Bundesvergleich zahlen Fahrzeughalter in Sachsen-Anhalt und Thüringen durchschnittlich sieben Prozent weniger. Günstiger ist die Versicherung nur in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Sachsen liegt sechs Prozent unter dem Durchschnitt. Am meisten zahlen Autobesitzer und –besitzerinnen im Schnitt in Berlin: Hier kostet die Kfz-Versicherung im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt 23 Prozent mehr.
In großen Städten ist es teurer
Besonders teuer ist die Autoversicherung in den großen Städten: Leipzig liegt neun Prozent über dem bundesweiten Schnitt und ist damit Kfz-versicherungstechnisch die teuerste Großstadt Mitteldeutschlands. Dresden liegt acht Prozent über dem bundesweiten Schnitt, genau wie Sachsen-Anhalts Landshauptstadt Magdeburg. Halle (Saale) liegt sechs Prozent darüber, genauso wie Erfurt und Weimar in Thüringen.
Am höchsten ist die Kfz-Versicherung durchschnittlich aber nicht etwa in einer der Städte, sondern im Unstrut-Hainich-Kreis in Thüringen: 15 Prozent mehr als im bundesweiten Durchschnitt zahlen Fahrzeughalter hier. Im Nordosten Thüringens kann es aber auch günstig sein: Im Landkreis Nordhausen liegt der durchschnittliche Kfz-Versicherungsbeitrag 27 Prozent unter dem Bundesschnitt, in Eisenach 23 Prozent.
Woran diese extremen Schwankungen innerhalb einer Region genau liegen, kann der GDV auf Anfrage des MDR nicht konkret beantworten. Die dafür benötigten Informationen lägen nicht detailliert genug vor, sagt GDV-Sprecherin Kathrin Jarosch. Berücksichtigt würde für die Haftpflichtversicherung die Anzahl der Schäden, die die im Zulassungsbezirk angemeldeten Fahrzeuge verursachen, bezogen auf die Anzahl der dort zugelassenen Fahrzeuge und die durchschnittliche Schadenhöhe. Für die Kaskoversicherungen sind außerdem Diebstahlzahlen, Wildunfälle sowie Hagel- und Sturmschäden relevante Faktoren.
Was tun gegen hohe Versicherungsbeiträge?
Viel Handlungsspielraum haben Fahrzeughalter bei der Anmeldung ihres Autos nicht: Ein Fahrzeug muss immer dort angemeldet werden, wo der Halter seinen Erstwohnsitz hat. Ausweichen auf günstigere Nachbar-Landkreise ist also keine Option. Wer bei der Kfz-Versicherung sparen möchte, sollte das also auf anderen Wegen versuchen: Die Verbraucherzentrale weist beispielsweise darauf hin, dass es insbesondere für Fahranfänger günstig sein kann, wenn ein Fahrzeug als Zweitfahrzeug der Eltern zugelassen wird. Auch ein regelmäßiger Wechsel der Versicherung könne helfen, die Beiträge niedrig zu halten.
Innenstädte als Unfall-Hotspots
Ein Blick auf die amtliche Unfallstatistik bestätigt das Bild: Dort, wo es 2021 öfter zu Unfällen gekommen ist, zahlen Fahrzeughalter im Jahr 2022 mehr. In allen drei Bundesländern passieren die meisten Unfälle in der jeweiligen Landeshauptstadt. Insgesamt gab es 2021 94.529 polizeilich erfasste Unfälle in Sachsen. In Sachsen-Anhalt waren es 66.841, in Thüringen 47.714. In diesen Städten liegt der Versicherungsbeitrag jeweils über dem Bundesdurchschnitt. Beim Großteil der Unfälle handelt es sich um Sachschadensfälle ohne besondere Härte oder Personenschaden. Bei den Unfällen mit Personenschaden zeichnet sich ein leicht anderes Bild.
Beispielhaft lässt sich das an Sachsen-Anhalt aufzeigen: Bei etwa jedem zehnten Unfall (6.764) kamen hier Menschen zu Schaden. Die meisten Unfälle davon fanden in der Landeshauptstadt Magdeburg statt, 806 an der Zahl. Größter Unfall-Hotspot ist der Universitätsplatz. Zu schweren Unfällen kommt es allerdings besonders in den ländlicheren Gebieten.
In den kreisfreien Städten Sachsen-Anhalts liegt der Anteil der Unfälle ohne Schwerverletzte bei rund 85 Prozent – in den übrigen Landkreisen nur bei etwa 71 Prozent. Deutlich häufiger gibt es hier Schwerverletzte oder Tote. Im Jahr 2021 wurden 1.865 Personen schwer verletzt, 113 weitere sind bei Unfällen verstorben.
Außerorts sind die Unfälle verheerender
Über 70 Prozent der Todesfälle im Straßenverkehr ereigneten sich in Sachsen-Anhalt im Jahr 2021 außerorts, am häufigsten auf Bundesstraßen. Doch nicht nur der Unfallort, auch Wochentag und Jahreszeit haben einen Einfluss auf das Unfallrisiko. Die meisten Unfälle mit Personenschaden ereigneten sich 2021 im Sommer, in den Monaten von Juni bis Oktober. Der Jahresbeginn war dagegen deutlich ruhiger.
Auch an Wochenenden passieren grundsätzlich weniger Unfälle als an Werktagen – dafür steigt der Anteil an schweren Unfällen an. An Sonntagen gibt es bei jedem dritten Unfall Schwerverletzte oder Tote. Unter der Woche ist es eher jeder vierte oder fünfte Unfall. Die Zahl der Todesopfer ist 2022 angestiegen: Bis Oktober waren bereits 136 Personen tödlich auf Sachsen-Anhalts Straßen verunglückt. Auf die Versicherungsbeiträge haben diese Zahlen jedoch keinen direkten Einfluss. Lediglich die Schadenssumme fließt in die Berechnung der Regionalklassen mit ein.
Über die Daten
Die Auswertung berücksichtigt alle über Verivox getätigten Vertragsabschlüsse im Bereich Kfz-Versicherungen für privat genutzte PKW in einem Zeitraum von zwölf Monaten – Januar bis Dezember 2022. Für die Beiträge wurde einen Index gebildet. Der Indexwert 100 steht für den Durchschnittbeitrag aller Versicherungsabschlüsse bei Verivox im Untersuchungszeitraum. Sachsen-Anhalt hat beispielsweise einen Index von 93, liegt also sieben Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt.
Die Unfalldaten stammen von den Statistischen Landesämtern und werden im Unfallatlas vom Statistischen Bundesamt gesammelt. Der Unfallatlas beinhaltet Metadaten zu allen Unfällen mit Personenschaden, die von der Polizei registriert wurden.
MDR (Marie Gundlach)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 08. Februar 2023 | 19:00 Uhr