Welt-Aids-Konferenz in München Unaids meldet weltweit 1,3 Millionen HIV-Neuinfektionen
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22. Juli 2024, 11:45 Uhr
Weltweit haben sich im vergangenen Jahr rund 1,3 Millionen Menschen mit HIV infiziert. Das geht aus dem neusten Report hervor, den die Welt-Aidshilfe Unaids zum Auftakt der Welt-Aids-Konferenz in München veröffentlicht hat. Einen besonders starken Anstieg verzeichneten die UN-Experten in Osteuropa und Zentralasien.
- Starker Anstieg in Osteuropa und Zentralasien
- Ungleiches Epidemie-Geschehen in Europa
- Aids-Krankheit schwächt Immunsystem
Im vergangenen Jahr haben sich weltweit rund 1,3 Millionen Menschen neu mit HIV infiziert. Wie aus dem zum Auftakt der Welt-Aids-Konferenz in München veröffentlichten neusten Report des UN-Aidsprogramms Unaids hervorgeht, starben 2023 weltweit 630.000 Menschen an der vom HI-Virus ausgelösten Immunschwächekrankheit Aids. Das seien zwar nur halb so viele wie 2010 gewesen, dennoch sterbe jede Minute ein Mensch an der Krankheit.
Unaids zufolge sollte die Zahl der Neuinfektionen bis 2025 auf unter 370.000 gesenkt werden. Im Jahr 2023 sei die Zahl aber immer noch 3,5-mal so hoch gewesen. Die Welt sei nicht auf Kurs, um das Zwischenziel für 2025 zu erreichen, die Aids-bedingten Todesfälle auf unter 250.000 zu reduzieren, hieß es.
Starker Anstieg in Osteuropa und Zentralasien
Den UN-Experten bereiten vor allem die HIV-Zahlen in Osteuropa und Zentralasien besonders große Sorgen. 2023 wurden dort 140.000 Neuinfektionen gemeldet. Das sei ein Anstieg um 20 Prozent im Vergleich zu 2010. Die weitaus meisten der neuen HIV-Infektionen konzentrieren sich auf Russland, die Ukraine, Usbekistan und Kasachstan. Auch die Zahl der Aids-bedingten Todesfälle erhöhte sich in der Region und erreichte im Jahr 2023 mit 44.000 Toten um 34 Prozent verglichen mit 2010.
In München beginnt am Montag die 25. Welt-Aids-Konferenz. Bei der größten Fachveranstaltung zum Thema HIV und Aids wollen sich bis Freitag mehr als 15.000 Experten über den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit austauschen. Der Sprecher der Deutschen Aidshilfe, Holger Wicht, sagte MDR AKTUELL, man brauche dringend ein starkes Signal von dieser Konferenz, um beim Kampf gegen Aids wieder in die Spur zu kommen. Ziel sei, dass bis 2030 niemand mehr an Aids erkranke. Derzeit gehe es in einigen Ländern, so in Osteuropa, wieder rückwärts.
Ungleiches Epidemie-Geschehen in Europa
Vor dem Hintergrund steigender Neuinfektionen und Todesfälle in Europa rief der Regionaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Hans Kluge, im Vorfeld der Münchner Konferenz zu einem entschlossenen Kampf gegen HIV und damit verbundene Stigmata in Europa auf. In der Region Europa sei das Epidemie-Geschehen sehr ungleich verteilt, sagte Kluge. Manche Länder hätten die Übertragung von HIV fast vollständig gestoppt und stünden kurz davor, sagen zu können, dass das Ende von Aids in Sicht sei. In anderen Ländern blieben die Sterberaten dagegen weiterhin inakzeptabel hoch.
Zur WHO-Region Europa zählen 53 Länder. Der Gesundheitsorganisation zufolge lebten im Jahr 2022 drei Millionen Menschen mit HIV in dieser Region. Die Zahl der weltweit infizierten Menschen schätzt WHO-Regionaldirektor Kluge auf 39 Millionen. In Deutschland liegt die Diagnose-Rate deutlich unter dem Durchschnitt. Das Robert Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass sich im vergangenen Jahr 2023 rund 2.200 Menschen in Deutschland mit HIV infiziert haben und damit in etwa so viele wie 2019. Insgesamt lebten dem RKI zufolge Ende vergangenen Jahres knapp 96.700 Menschen mit einer HIV-Infektion in Deutschland.
Krankheit schwächt Immunsystem
Eine Infektion mit dem HI-Virus greift das Immunsystem betroffener Menschen stark an. Bei einer Aids-Erkrankung erleiden Infizierte häufiger schwere Erkrankungen wie Lungenentzündungen oder Pilzinfektionen. Inzwischen ist die Krankheit mithilfe antiviraler Medikamente gut behandelbar.
Eine HIV-Diagnose kam jahrzehntelang für Millionen von Menschen einem Todesurteil gleich. Dann erwies sich die Antiretrovirale Therapie (ART) Experten zufolge als "Game-Changer". Die Zahl der weltweiten Neuinfektionen nahm den offiziellen Angaben zufolge zwischen 2000 und 2021 um 49 Prozent ab, die der HIV-bedingten Todesfälle um 61 Prozent.
MDR/dpa (mbe,dni)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 22. Juli 2024 | 10:18 Uhr