Haselnuss-Kätzchen
Die Pollen der Hasel hängen immer früher an den Ästen – zum Leidwesen der Allergiker. Bildrechte: IMAGO/Eckhard Stengel

Länger Heuschnupfen durch Klimawandel Pollensaison beginnt immer früher – warum Stadtmenschen stärker leiden

20. Februar 2024, 23:03 Uhr

Wer gegen Frühblüher wie Hasel und Erle allergisch ist, dem triefen wahrscheinlich jetzt schon Nasen und Augen. Die Pollensaison hat längst begonnen – und das hängt auch mit den klimawandelbedingt steigenden Temperaturen zusammen. Christina Endler, Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst, sagte MDR AKTUELL, dass es Pollen bereits Ende Dezember gebe. Stadtmenschen trifft es besonders stark. Doch auch die Mittel gegen Heuschnupfen haben sich weiterentwickelt.

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Aus den letzten Jahrzenten lasse sich ein eindeutiger Trend ablesen, erklärt Susanne Dunker vom Umweltforschungszentrum in Leipzig. Die Biologin befasst sich seit Jahren mit Pollen und leitet eine Forschungsgruppe: "Wir beobachten, dass durch die erhöhten Temperaturen die Pollen immer früher im Jahr freigesetzt werden."

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Pollenflug der Hasel bereits Ende Dezember

Diesen Trend bestätigt Christina Endler, Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst - und dort tätig am Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung: "Im Vergleich: Von 1961 bis 1990 hat die Hasel im Durchschnitt Anfang März angefangen zu blühen. Und von 1991 bis 2020 blühte die Hasel im Mittel ab Mitte Februar. Was wir aber in den letzten zehn Jahren noch sehen, ist, dass wir nochmal einen deutlich früheren Start haben. Also nicht mehr Mitte Februar. Sondern die ersten Meldungen sind teilweise auch schon Ende Dezember bzw. Anfang Januar eingetroffen."

Das führe dazu, dass Betroffene kaum noch eine allergiefreie Zeit hätten, sagt Susanne Dunker vom UFZ. "Und teilweise durch nicht-heimische Arten, die im Stadtbild gepflanzt werden, um eine Klimaanpassung zu erreichen, haben wir da auch nochmal eine frühere Belastung, als man sie bei heimischen Arten hätte."

Stadtmenschen sind stärker belastet

Generell hätten Stadtmenschen das Nachsehen, wenn es um die Pollenbelastung geht, erklärt Karl Christian Bergmann – Allergologe an der Charité und Chef der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst. Bei "Stadt-Pollen" beobachte man Veränderungen in der Pollenstruktur, sodass sie allergener, also heftiger, wirkten.

Außerdem gingen sie eine unheilige Allianz mit Feinstaub & Co. ein: "Also, wenn Sie in einer Stadt sind, wo 100 Birkenpollen sind – wie auch an den Vortagen – aber heute würde ein höherer Feinstaub sein, weil mehr Autoverkehr ist oder weil es wärmer ist – dann haben Sie mehr Beschwerden. Weil der Feinstaub dazu führt, dass die Wirkung der Pollen erhöht wird."

Dass mehr Menschen von Allergien betroffen sind, kann Bergmann nicht bestätigen: "Es sieht so aus, als wenn wir ein Plateau erreicht haben. Ein sehr hohes Plateau. Aber wir sehen keine wesentlichen Veränderungen mehr nach oben."

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Allergologe: Heutzutage gibt es gute Mittel gegen Beschwerden

Allerdings beobachtet Bergmann, dass Patienten ihre Symptome im Laufe der letzten zwanzig Jahre als immer stärker wahrnehmen. Mit sogenannten Antihistaminika – also Tabletten, Nasensprays und Augentropfen, die gegen die akute Allergie wirken - lassen sich die Beschwerden heute gut eindämmen. Sie machen nur noch in Ausnahmen müde und wenn doch, können sie abends eingenommen werden.

Allergiker, die eine Immuntherapie machen, müssen nicht mehr zwingend jede Woche zum Spritzen in die Praxis. Dafür gibt es heutzutage Tabletten, die jeden Morgen zu Hause genommen werden können. Und wenn es draußen richtig pollig wird, empfehlen Mediziner die gute alte FFP2-Maske – denn die hält nicht nur Viren fern, sondern auch Pollen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 20. Februar 2024 | 06:31 Uhr

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