Tarifkonflikt bei der Bahn EVG lässt über unbefristete Streiks abstimmen
Hauptinhalt
22. Juni 2023, 18:32 Uhr
Nach der gescheiterten Tarifrunde mit der Deutschen Bahn will die Eisenbahnergewerkschaft EVG erneut streiken. Darüber sollen die Mitglieder in einer Urabstimmung entscheiden, teilte die EVG am Donnerstag mit. Auch vor Ende der Abstimmung kann es demnach zu Arbeitsniederlegungen kommen.
Nach dem Scheitern der Tarifgespräche mit der Deutschen Bahn stehen die Zeichen auf Streik: "Wir werden jetzt in die Vorbereitung der Urabstimmung gehen, mit allen damit verbundenen Folgen", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft EVG, Martin Burkert, am Donnerstag in Berlin. "Unbefristete Streiks werden dadurch möglich."
Der Prozess der Urabstimmung könne "vier bis fünf Wochen in Anspruch nehmen", hieß es weiter. Arbeitskämpfe während der Sommerferien könnten nicht ausgeschlossen werden.
Auf Fahrgäste der Bahn könnten aber auch schon vor Ende der Urabstimmung Streiks zukommen. Burkert zufolge sind "Warnstreiks weiterhin nicht ausgeschlossen".
Bahn: Eskalation in Tarifverhandlungen absolut unnötig
Die Bahn hat die Ankündigung der Gewerkschaft EVG zu einer Urabstimmung über unbefristete Streiks scharf kritisiert. "Diese Eskalation ist absolut unnötig, wir waren ganz kurz vor dem Abschluss", erklärte Bahn-Sprecher Matthias Waha am Donnerstag. Es sei ein "Unding", Reisende mit Streikdrohungen zu verunsichern und ihnen möglicherweise "die Sommerferien zu vermiesen", fügte er hinzu.
Alles bisher in den Verhandlungen Erreichte sei nun weg und ein Abschluss der Tarifrunde werde durch die Urabstimmung um Monate verzögert. An der Bahn liege es nicht, betonte Waha, "sie ist weiterhin lösungsbereit".
EVG fordert mindestens 650 Euro mehr Geld für alle Beschäftigten
Die EVG hatte die Tarifgespräche mit der Bahn am Mittwochabend für gescheitert erklärt. Sie stört sich vor allem an der von der Bahn angebotenen langen Laufzeit des Tarifvertrags von 27 Monaten sowie an der Höhe der angebotenen Lohnerhöhung. Die EVG fordert mindestens 650 Euro mehr Geld für alle Beschäftigten und zwölf Monate Laufzeit.
Die Gewerkschaft verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei rund 50 Bahn- und Busunternehmen, darunter etwa 180.000 Mitarbeiter bei der Deutschen Bahn. Inzwischen hat die EVG Tarifabschlüsse mit mehreren privaten Bahn-Konkurrenten erzielt.
AFP, dpa (nvm)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 22. Juni 2023 | 14:00 Uhr