Technische Daten werden auf einem Display im Auto angezeigt.
Wieviele Daten sammelt die Software des Autos und wo werden diese hingeschickt? Bildrechte: IMAGO/NurPhoto

Datenschutz "Datenkrake" Auto? Das weiß das Fahrzeug über den Fahrer

01. November 2023, 14:47 Uhr

Alles wird heute miteinander verbunden, natürlich auch das Mobiltelefon mit dem Auto. In modernen Fahrzeugen werden jede Menge persönliche Daten gespeichert. Doch Fahrer wissen oftmals nicht, welche Informationen gesammelt und wohin diese verschickt werden oder wer alles darauf zugreifen kann. MDR-AKTUELL-Hörer Jürgen Scherf fragt sich deswegen, ob die Software der Autokonzerne auf diesem Weg sogar an die Gesundheitsdaten seiner Fitness-App kommt.

Fluch oder Segen? Diese Frage taucht fast immer auf, wenn es um Daten in modernen Fahrzeugen geht. Beim ADAC lautet die Antwort: beides. Fakt ist, dass moderne Autos riesige Datenmengen sammeln und diese in Echtzeit an Verkehrsleitsysteme senden – auch an die Hersteller. Das ist einerseits gut, sagt ADAC-Sprecherin Katrin van Randenborgh, weil es die Sicherheit erhöhe. Es berge aber auch Risiken.

Auto als rollender Computer: keine Transparenz

Randenborgh sagt: "Fahrzeuge sind ja eine Art rollender Computer inzwischen. Und das hat nicht nur Nachteile, sondern ist natürlich auch ganz sinnvoll. Wenn ein Fahrzeug erkennt, wenn ein Fahrer nicht mehr in der Lage ist, ein Fahrzeug zu steuern und dann das System einsteigt, dann hat das natürlich große Vorteile."

Das Problem sei aus ADAC-Sicht, dass es keine Transparenz darüber gebe, welche Daten genau gesammelt und an die Hersteller gesendet würden. "Und was dann damit passiert und ob diese Daten dann wirklich sicherheitsrelevant sind und gebraucht werden oder ob es weit darüber hinaus geht", erklärt Randenborgh.

Gesammelte Daten vor allem technischer Natur

Aktuell gehe es bei den gesammelten Daten vor allem um den technischen Zustand des Fahrzeugs und die Sicherheit. Weniger, so van Randenborgh, speziell um sensible Gesundheitsdaten. Auch wenn diese, etwa vom Fahrer, quasi ins Fahrzeug mitgebracht werden. 

"Also beruhigen kann man ihn aus unserer Sicht in der Hinsicht, dass jetzt zum Beispiel Gesundheitsdaten, die auf dem Handy gespeichert sind, nicht in das Fahrzeug transportiert werden, sondern dort wird das Handydisplay gespiegelt. Und das heißt nicht sofort, dass diese Daten auch im Fahrzeug gesammelt und dann weitergegeben werden. Und Ziel der Gesundheitsdaten, die gesammelt werden, ist in aller Regel, die Verkehrssicherheit zu verbessern und dazu beizutragen, dass ein Fahrzeug erkennt: der Fahrer ist müde oder erkrankt und kann sein Fahrzeug nicht mehr führen."

ADAC fordert einen rechtlichen Rahmen auf EU-Ebene

Um Autofahrenden die Kontrolle über ihre Daten zu geben, sollte laut ADAC aber schnellstmöglich auf EU-Ebene ein rechtlicher Rahmen geschaffen werden, der die Hersteller zu mehr Transparenz verpflichtet. Und dazu, dass man immer zustimmen muss, wenn Daten übertragen werden. Ein zentraler Ort, an dem im Fahrzeug relevante Informationen gesammelt werden, ist übrigens der Autositz.

Dazu erklärt Christian Neyrinck von Forcia, einem führenden Autozulieferer: "Der Autositz ist sicherlich ein Element, was prädestiniert dafür ist, Daten zu sammeln. Was Gesundheitsdaten betrifft, sammelt heute der Autositz nichts. Wir haben allerdings seit vielen Jahren Versuche am Laufen, wie wir Herzdaten sammeln können, also die Herzfrequenz und die Atemfrequenz. Dass man erkennen kann, ob jemand müde ist. Da war eigentlich gar nicht das Ziel, Gesundheitsdaten zu sammeln, sondern: Ist jemand in der Lage, überhaupt Auto zu fahren? Und in der Richtung passiert tatsächlich sehr viel, nicht nur in Richtung Sitzsensoren, sondern auch Anhand von Radar- und Kamerasystemen."

Klare Rechtsprechung und Datenhoheit beim Fahrer wichtig

Absolut ausgereift sei das alles heute noch nicht, erklärt Neyrinck. Hersteller wie Zulieferer arbeiteten aber daran, verlässliche Daten zu bekommen, um sicheres Fahren zu gewährleisten. Beim Datenschutz setzt er auf strenge deutsche Gesetze – und auch auf die Nutzer selbst: "Also ich persönlich habe aufgrund unserer Datenschutzgesetze das Vertrauen, dass, solange wir uns im deutschen Raum bewegen, das gewährleistet ist, dass diese Daten nicht verwendet werden, um damit Dinge zu tun, die letztlich nicht gewünscht sind. Viele Leute, die sich Gedanken zur Datensicherheit machen, kommunizieren sehr freimütig mit dem Mobiltelefon oder tragen zum Beispiel so eine Fitnessuhr. Die sind sogar sehr viel besser als Autositze, Daten aufzuzeichnen."

Zwei Dinge sind also wichtig: eine klare Rechtsprechung, wer wann welche Daten erheben und nutzen darf. Und die Datenhoheit beim Fahrer. Der, wenn es nicht sicherheitsrelevant ist, das System auch abschalten kann.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL - Das Nachrichtenradio | 01. November 2023 | 06:20 Uhr

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