Fachbesucher informieren sich bei der «Neuheitenschau» auf der Internationalen Messe «Spiel'23» über neue Spiele.
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Weltgrößte Brettspielmesse öffnet Brettspiele seit Corona-Boom dauerhaft sehr beliebt

03. Oktober 2024, 05:00 Uhr

Am Donnerstag eröffnet in Essen die weltgrößte Publikumsmesse für Brettspiele. Etwa 200.000 Besucher werden bis Sonntag auf der Messe Spiel erwartet – laut Messechefin Carol Rapp so viele wie noch nie. Während der Pandemie hätten viele Leute zum Spielen gefunden und es danach beibehalten. Das zeige sich nicht nur an den Marktzahlen, sondern auch an den Vorverkäufen für die Messe Spiel. Insgesamt ist der Markt für Spiele zuletzt allerdings stagniert, wenn auch auf einem hohen Niveau.

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
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  • Auch wenn der Markt für Spiele zuletzt stagniert, ist die Branche während der Corona-Pandemie stark gewachsen.
  • Der Spielemarkt ist sehr schnelllebig, weil die meisten Spiele nur für wenige Jahre verkauft werden und dann wieder aus den Läden verschwinden.
  • Der Spika-Verlag aus Wilsdruff hat sich auf die Wiederauflage von Spielen aus der DDR spezialisiert.

Mehr als 20 Jahre hat Heike Worel für die Stadt Magdeburg junge Unternehmer beraten. Dann wollte sie zeigen, dass sie selbst Unternehmerin sein kann. Mit 59 Jahren machte sich Worel mit dem Spieleverlag Fragmentis selbstständig – mitten in der Corona-Pandemie. Das wichtigste Produkt ist eine Kombination aus Holzpuzzle und Würfelspiel.

"Bei dem Spiel mache ich so ziemlich alles selbst, außer den Druck. Die Idee kommt natürlich von mir. Ich mache die Grafiken selbst, die Etiketten. Ich entwickle die Verpackungen. Ich habe einen Laser bei mir in der Werkstatt stehen und da werden die Spiele dann auch direkt gefertigt, also geschnitten. Ich verpacke sie in der Werkstatt. Ich verkaufe sie selbst."

Spielend reich wird man mit einem Spieleverlag nicht, aber Worel arbeitet kreativ und selbstbestimmt. In diesem Jahr hat sie bislang 1.000 Spiele für 50 bis 60 Euro verkauft – Tendenz steigend.

Spielemarkt stagniert nach Boom während Pandemie

Insgesamt ist der Markt für Spiele zuletzt allerdings stagniert. Das mag daran liegen, dass er in der Corona-Pandemie geboomt hat und nun viele erst einmal versorgt sind.

Carol Rapp, Geschäftsführerin der Messe Spiel, blickt trotzdem optimistisch nach vorne: "Der Spielemarkt nach Corona ist im Endeffekt besser als vor Corona. Natürlich war die Pandemie ein Peak, weil alle zu Hause saßen und gespielt haben. Man durfte ja nicht so arg viel unternehmen. Das Schöne ist: Es haben während Corona sehr viele Leute zum Spielen gefunden, die das auch danach beibehalten haben."

Das sehe man eindeutig an den Marktzahlen. Aber das zeige sich auch sehr deutlich an den Vorverkäufen für die Messe Spiel. "So voll wie dieses Jahr haben wir es noch nie gesehen", freut sich Rapp.

Deutschland einer der wichtigsten Märkte für Spiele

Bis Sonntag zeigen Spieleentwickler aus aller Welt in Essen Neuheiten. Deutschland gilt als Leitmarkt. Das Geschäft sei schnelllebig, sagt der Spielekritiker Harald Schrapers. Die meisten Brettspiele würden nach vier Jahren wieder aus den Läden verschwinden – aber nicht alle. "Das gibt es immer noch, dass irgendjemand mal wieder ein brillantes Spiel entwickelt, das sich dann über Jahre etabliert. Das ist natürlich gerade bei Spielen so, die als 'Spiel des Jahres' ausgezeichnet werden."

Diese Auszeichnung geht in diesem Jahr an "Sky Team", ein kooperatives Zwei-Personen-Spiel mit einem ganz besonderen Kniff. Schrapers ist sich sicher: "Das wird über Jahrzehnte eine Art Klassiker werden, weil es das so noch nicht gegeben hat."

DDR-Spiele neu aufgelegt

Auf Klassiker hat sich auch Axel Jang verlegt. In Wilsdruff bei Dresden leitet er den Spika-Verlag, der Spiele aus der DDR verkauft. Etwa "Der Bunte Würfel" von 1959 oder "Im Märchenwald" von 1977. Wer in Ostdeutschland geboren wurde, kennt sie vielleicht noch aus dem Kindergarten. Heute leuchten die aufgearbeiteten Spielpläne viel bunter als damals.

"Man fühlt sich da als Großmutter oder Großvater in die Kindheit zurückversetzt und möchte dieses Gefühl den Kindern gern weitergeben. Im Osten läuft es ganz gut. Man kann hier wirklich sehen, wo die Spiele früher verkauft wurden, dort werden sie jetzt auch nachgefragt. Im Westen sind wir nicht erfolgreich. Aber es ist schön, dass wir hier eben noch bekannt sind und dass die Kinder oder Kindergärten und Schulen unsere Spiele wieder spielen."

Vielleicht klappt das mit den Westverkäufen irgendwann ja noch. Zumindest eignen sich die neu aufgelegten Klassiker, um den Osten spielerisch zu entdecken. Nach der Wiederauflage von "Eine Reise durch Thüringen" und "Kreuz und quer durchs Sachsenland" erscheint bei Spika in diesem Jahr noch "Ahoi auf der Saale".

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 03. Oktober 2024 | 06:00 Uhr

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