Defekte Batterien Versicherer: Ein Fünftel aller Elektrobrände durch Akkus ausgelöst
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10. September 2024, 08:18 Uhr
Etwa jeder fünfte Elektrobrand wird inzwischen von defekten Akkus ausgelöst. Das ergab eine Statistik des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer. Die meisten Akkus würden sich während des Aufladens entzünden. Vorbeugen könne man vor allem durch Hinschauen. Sobald an einem Akku irgendetwas Ungewöhnliches feststellbar ist, sollte man ihn nicht mehr benutzen und vorsichtshalber entsorgen.
- Jede Batterie enthält Sensoren, die Daten liefern, die sich mithilfe einer speziellen Software auswerten lassen, um potenzielle Defekte frühzeitig zu erkennen.
- Den Daten der öffentlichen Versicherer zufolge ist jeder dritte Brand auf eine elektrische Ursache zurückzuführen.
- Defekte Akkus lassen sich meist an einer Reihe von typischen Symptomen erkennen.
Claudius Jehle ist Batterie-Checker. Der Ingenieur hat in Dresden eine Firma gegründet, die Batterien bis in ihre Zellen hinein analysiert. Die Firma heißt Volytica Diagnostics und Jehle verspricht, den Gesundheitszustand von Batterien zu ermitteln.
Jeder Akku enthält Sensoren
"Jede Batterie, ob sie nun in einem Container oder in einem E-Scooter oder in dieser Computermaus hier oder im Handy ist, jede Lithium-Ionen-Batterie hat eine Reihe von Sensoren – immer, auch im Rasenmäher. Da wird eine Spannung gemessen. Da wird ein Strom, der raus und rein fließt, gemessen. Und eigentlich immer wird eine Temperatur gemessen."
Jehle analysiert diese Daten mit einer eigens entwickelten Software. So sorgt er dafür, dass Akkus lange genutzt und schadhafte rechtzeitig ausgetauscht werden können, bevor sie sich womöglich selbst entzünden.
Der Service ist vor allem für Besitzer von Großspeichern gedacht. Etwa für Auto-Werkstätten, die Batterien prüfen. Allerdings kann sich auch der Akku eines Handys entzünden. Doch wie häufig kommt das vor?
Jeder dritte Brand ist auf elektrische Ursache zurückzuführen
Eine behördliche Statistik gibt es dazu nicht, sagt Lorenz Wiegleb vom Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer. "Wir haben eben unsere eigene Statistik. Und in den Fällen ist es eben so, dass jeder dritte Brand auf eine elektrische Ursache zurückzuführen ist. Und unter diesen elektrischen Brandursachen spielen die Akkus mittlerweile ganz vorne mit."
Konkret: Bei jedem fünften Elektrobrand sei ein Akku der Auslöser. Wobei sich die meisten Akkus während des Aufladens entzünden. Zuerst wird der Akku sehr heiß, dann entsteht Rauch und schließlich entflammt das gesamte Bauteil, das dabei regelrecht explodieren kann.
Vorbeugen durch Hinschauen
Vorbeugen könne man vor allem durch Hinschauen, so Wiegleb: "Sobald ich an einem meiner Lithium-Ionen-Akkus irgendetwas Ungewöhnliches feststelle, dann sollte ich den nicht mehr benutzen und entsorgen. Es kann sein, dass der sich aufbläht. Das kennt man vielleicht sogar von Handy-Akkus oder so. Es kann auch sein, dass der komisch riecht oder dass irgendetwas ausläuft. Oder auch, dass er nicht mehr richtig funktioniert und sich zum Beispiel nicht mehr laden lässt. Das sind alles Hinweise, die mich in Alarmbereitschaft versetzen sollten, um den Akku dann aus dem Verkehr zu ziehen."
Wiegleb rät davon ab, Akkus im Schlafzimmer zu laden. Im genutzten Raum sollte es an der Decke einen Rauchmelder geben.
Außerdem empfiehlt er, Markenprodukte und immer das Ladegerät zu benutzen, das zum Akku mitgeliefert wurde. Trotzdem betont Wiegleb: Sich selbst entzündende Akkus seien gemessen an den Unmengen an Akkus, die es mittlerweile gibt, wirklich selten.
Akkus werden oft früher getauscht als nötig
Batterie-Checker Claudius Jehle findet sogar, Akkus würden oft früher ausgewechselt als nötig. "Wir tauschen Batterien viel zu häufig. Von den großen Containern bis zum Rasenmäher. Deswegen ist auch unser Firmenslogan 'Every battery must be used to its true potential' – 'Jede Batterie muss bis zu ihrem wahren Potenzial ausgeschöpft werden.'"
Bei Batterien von Elektroautos gilt als Faustregel: Bis sie nur noch 70 Prozent ihrer Kapazität haben, vergehen mindestens acht Jahre. Oft halten sie aber länger. Ein Batterie-Test kann Schwachstellen aufdecken und ohnehin seltene Brände nochmal unwahrscheinlicher machen. Absolute Sicherheit gibt aber auch der nicht. Es ist im Grunde wie bei jeder Vorsorgeuntersuchung: Man kann immer hingegangen sein und im ungünstigsten Fall trotzdem krank werden.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 10. September 2024 | 06:15 Uhr