Preise Warum sind Bananen billiger als heimische Äpfel?
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16. November 2023, 06:56 Uhr
Trotz höherer Import- und Zollkosten sowie langer Wege sind Bananen in unseren Supermärkten viel günstiger als Äpfel. Das liegt zum einen an der Beliebtheit der Bananen und dem enormen Wettbewerbsdruck – aber auch an den geringen Produktionskosten in Südamerika.
- Weil die Produktionskosten der Bananen so gering sind, kosten sie weniger als Äpfel.
- Supermärkte machen Bananen oft besonders günstig, weil sie eine Art Preisaushängeschild sind.
- Laut Fairtrade müsste eine Kiste Bananen 7,11 Euro kosten, damit alle Beteiligten einen existenzsichernden Lohn erhalten.
Äpfel und Bananen führen die Liste der wichtigsten Produkte für die Verbraucher in Deutschland an. Äpfel stünden dabei auf Platz eins, sagt Stephan Rüschen, Professor für Lebensmittelhandel an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.
Den Preisvergleich gewinnen dagegen die Bananen. Und das liegt vor allem an den Produktionsbedingungen. Denn Bananen kommen aus Südamerika und dort sind die Kosten – vor allem die Lohnkosten – wesentlich niedriger als hier. "Das heißt bei einem Kilogramm Banane, wenn wir mal von einem Euro ausgehen, sind dort die Produktionskosten inklusive der Löhne für die Arbeiter in Südamerika bei circa 10 bis 15 Cent für ein Kilogramm Banane", sagt Rüschen. Die restlichen 85 bis 90 Cent sind Kosten für Logistik, Import, Zoll.
Beliebtheit der Banane macht sie günstig
Rüschen zufolge sind die Produktionskosten bei Äpfeln in Deutschland wesentlich höher: "Das sind wir bei einem Kilogramm bei 60 Cent. Da haben wir dann schon einen wesentlichen Unterschied, warum eine Banane günstiger ist als einen Apfel."
Auf den Apfel kommen zwar keine Import- oder Zollkosten, aber die Banane bleibt trotzdem billiger. Und das liege an ihrer Beliebtheit, erklärt Rüschen. Die Banane zählt zu den sogenannten Eck- oder Schlüsselartikeln: Dinge, die jeder und jede häufig kauft und deren Preis leicht vergleichbar ist, weil es keine große Produktvielfalt gibt. Aus Sicht der Supermärkte ist sie also auch ein signalgelbes Aushängeschild.
Damit Kunden nicht zum Wettbewerber gehen, gehen Supermärkte laut Rüschen sehr preis-aggressiv vor, um die Kunden in den Laden zu locken: "Das bedeutet, dass der Handel bereit ist, bei der Banane deutlich weniger eigene Marge zu machen als es beim Apfel der Fall ist. Diese beiden Effekte: günstigere Produktionskosten und die höhere Preisaggressivität, die die Banane einfach hat, dadurch, dass sie in Eckartikel ist, führen dazu, dass tatsächlich Bananen billiger sind als Äpfel."
Fairtrade: Arbeiter aus Herkunftsländern können Existenz nicht sichern
Für die Arbeiterinnen und Arbeiter auf Bananenplantagen in den Herkunftsländern heißt das aber, dass sie oft nicht genug Lohn bekommen, um ihre Existenz zu sichern, sagt Claudia Brück, Vorstandsvorsitzende bei Fairtrade Deutschland. Dabei ginge das auch anders: "Wir haben bei Fairtrade eine Rechnung aufgestellt, dass zum Beispiel Bananen aus Ecuador im Durchschnitt für eine Kiste 7,11 Euro bedeuten würden, damit alle Beteiligten einen existenzsichernden Preis und Lohn bekommen würden. Diese Bananen, die gibt es schon bei uns auf dem Markt und kosten ungefähr zwischen 1,70 bis 2 Euro."
Wer also bereit ist, für faire Produktionsbedingungen etwas mehr auszugeben, kann beim Bananenkauf auf das entsprechende Siegel achten. Gleichzeitig kritisiert Brück auch die Supermärkte für ihren harten Preiskampf beim Schlüsselartikel Banane.
Und auch die Politik sei gefragt: Bananen für weniger zu verkaufen, als sie beim Import kosten, das sollte nicht möglich sein, sagt Brück.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 16. November 2023 | 06:22 Uhr