Leopard-2-Panzer schießt.
Scharfer Schuss mit Übungsgranaten: Schießtraining des Panzerbataillons 393 in der Oberlausitz Bildrechte: MDR/Johannes Hornemann

Oberlausitz Einmal im Panzer über die Schießbahn: Thüringer Kommunalpolitiker bei Nato-Eingreiftruppe

16. Juni 2023, 19:22 Uhr

Eine Panzer-Einheit der Bundeswehr aus Thüringen übt in diesen Tagen auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz in Sachsen den scharfen Schuss. Das Panzerbataillon 393 aus Bad Frankenhausen gehört zur schnellen Nato-Eingreiftruppe VJTF. Die muss im Ernstfall innerhalb weniger Tage einsatzbereit sein. Was genau die Soldaten und Soldatinnen der Panzertruppe in der Oberlausitz machen, interessierte auch Kommunalpolitiker aus Nordthüringen.

Porträt Autor Dirk Reinhardt
Bildrechte: MDR/Dirk Reinhardt

Mit brummenden Motoren stehen vier Leopard-Panzer am Waldrand, die Kanonen auf das sandige, flache Gelände vor ihnen gerichtet. Etwas abseits im Wald drei Radpanzer des Typs "Fuchs". Aus einer der Luken des vorderen "Fuchs" schaut die Landrätin des Kyffhäuserkreises, Antje Hochwind-Schneider (SPD), heraus. Neben ihr Oberstleutnant Andy Weißenborn, Chef des Panzerbataillons 393 aus Bad Frankenhausen, das hier in der Oberlausitz scharfes Schießen trainiert.

Die Truppe beim scharfen Schuss beobachten

Die Landrätin ist gemeinsam mit Bad Frankenhausens Bürgermeister Matthias Strejc und weiteren Gästen aus dem Kyffhäuserkreis auf Truppenbesuch. Auf Einladung des Bataillonskommandeurs. Weißenborn spricht davon, dass die Bundeswehr "immer schon" eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Lokalpolitik im Kyffhäuserkreis pflege. "Und um diese gute, ja sehr gute Zusammenarbeit letztendlich auszubauen und zu vertiefen, habe ich sie einfach mal eingeladen, hier auf den Übungsplatz zu kommen und die Truppen hier mal wirklich zu sehen auch im scharfen Schuss", erzählt er MDR THÜRINGEN.

Kommunalpolitiker aus dem Kyffhäuserkreis im Gepräch mit Bataillonskommandeur Oberstleutnant Andy Weißenborn.
Landrätin Antje Hochwind-Schneider und weitere Kommunalpolitiker aus dem Kyffhäuserkreis im Gespräch mit Bataillonskommandeur Andy Weißenborn Bildrechte: MDR/Dirk Reinhardt

Die vier Leopard-Panzer setzen sich in Bewegung und fahren vor auf das Gelände, die Schießbahn. Die drei "Fuchs"-Radpanzer mit den Kommunalpolitikern an Bord rasen hinterher. Einige Hundert Meter weiter stoppen alle Panzer, die Leopards beginnen zu schießen. So sehen und hören die Gäste aus dem Kyffhäuserkreis aus nächster Nähe, wie es kracht und rummst, wenn Panzer ihre Granaten abfeuern.

"Wir verschießen hier Übungsgranaten mit dem Kaliber 120 Millimeter auf Entfernungen von 800 bis 2.000 Metern", erläutert Hauptfeldwebel Eric, Panzerkommandant. Ein- bis zweimal im Jahr könne die Einheit den scharfen Schuss trainieren, die Bedingungen auf der Schießbahn hier in der Oberlausitz seien gut.

Panzerkommandant
Panzerkommandand Hauptfeldwebel Eric Bildrechte: MDR/Johannes Hornemann

Eine Runde im Leopard-Panzer

Später, nach dem Schießdurchgang, steht Landrätin Antje Hochwind-Schneider dann selbst in einem Leopard-Panzer - im Turm, auf dem Platz des Ladeschützen neben dem Kommandanten. In schneller Fahrt dreht der Panzer eine Runde über das Gelände.

Ihre Eindrücke schildert die Landrätin, gekleidet in einen Overall der Bundeswehr, dann dem Chef der Truppe: "Die Panzer sehen so groß aus, aber wenn man drin ist, merkt man, dass da nicht viel Platz ist. Räumlich bis in den kleinsten Zentimeter durchgeplant." Es sei schon beeindruckend, "was die Soldaten dort auf dem Panzer leisten müssen".

Leopard-2-Panzer fährt durch staubiges Gelände.
Eine Runde über die Schießbahn: Landrätin Antje Hochwind-Schneider (li.) im Leopard-2-Panzer Bildrechte: MDR/Johannes Hornemann

Bataillonskommandeur Weißenborn ist sichtlich zufrieden. Er hat die Kommunalpolitiker stundenlang auf dem Gelände herumgeführt, ihnen "ihre" Soldaten und Soldatinnen aus Bad Frankenhausen vorgestellt. Hat ihnen die verschiedenen Typen der Granaten erläutert, welche die Panzer verschießen.

"Gut, wenn Politiker den direkten Einblick in die Truppe haben"

"Sicherlich ist es immer gut, wenn die Politiker den direkten Einblick in die Truppe haben und wissen, wie die Truppe läuft und wovon sie reden", sagt er dem MDR. Daher seien solche Einladungen zu Besuchen sicherlich "auch ein bisschen Lobbyarbeit". Zwar gehe es hier konkret vor allem um die Regionalpolitik. Doch die strahle ja auch auf Landes- und Bundesebene aus.

Die Landrätin des Kyffhäuserkreises, Antje Hochwind-Schneider und der Kommandeur des Panzerbataillons 393, Oberstleutnant Andy Weißenborn.
Ein Stück Lobbyarbeit für die Bundeswehr: Bataillonskommandeur Andy Weißenborn im Gespräch mit Landrätin Antje Hochwind-Schneider Bildrechte: MDR/Johannes Hornemann

Landrätin Hochwind-Schneider verweist im Gespräch mit MDR THÜRINGEN ebenfalls auf enge Beziehungen im Kyffhäuserkreis zwischen Bundeswehr und Politik und Bevölkerung. Die Region habe vor einigen Jahren bei der letzten Bundeswehr-Reform um die beiden Bundeswehr-Standorte in Bad Frankenhausen und Sondershausen gebangt. "Viele Einwohner aus dem Landkreis haben mitgekämpft, dass die beiden Standorte erhalten bleiben."

Landrätin: Bundeswehr ist in der Mitte der Region

Dass dies geglückt sei, habe auch die Verbundenheit eines Großteils der Bevölkerung mit der Bundeswehr weiter wachsen lassen. Es gebe Partnerschaften zwischen mehreren Orten im Kreis und Einheiten der Bundeswehr. Die Truppe sei "in der Mitte der Region", wie etwa öffentliche Gelöbnisse oder gemeinsame Veranstaltungen zeigten. "In Sondershausen nutzen wir die Bundeswehr-Schwimmhalle, dort können unsere Schulkinder schwimmen lernen."

Nach Gesprächen mit Journalisten geht es für die Besucher aus dem Kyffhäuserkreis wieder zurück zu den "Fuchs"-Radpanzern. Eine andere Besuchsstation wartet noch auf sie, ebenfalls eine Schießübung.

Panzer-Einheit gehört zur Nato-Eingreifruppe

Die Panzertruppe aus Bad Frankenhausen ist insgesamt zwei Wochen in der Oberlausitz. Zwei Kompanien wechseln sich hier mit dem Schießtraining ab, jede von ihnen verfügt über 14 Kampfpanzer. Sie gehören in diesem Jahr zur schnellen Nato-Eingreiftruppe VJTF, die im Fall eines Angriffs auf die Nato mit als erste gegen den Aggressor vorgehen muss.

"Uns ist schon klar, was wir für einen Auftrag haben, sagt Panzerkommandant Eric. "Man geht viel aktiver, viel wacher in die Übung rein und denkt sich Szenarien aus, was kann passieren. Man hat einfach einen viel größeren Blick fürs Große und Ganze."

Die Landstreitkräfte der VJTF bestehen aus insgesamt rund 12.000 Soldaten und Soldatinnen, die von mehreren Nato-Ländern gestellt werden. Neben der Thüringer Panzer-Einheit gehört beispielsweise auch eine Panzertruppe aus Norwegen dazu.

Ukraine: Wie schlägt sich der Leopard-Panzer im Gefecht?

Diese Panzer-Einheiten fahren den Leopard 2 - die Thüringer haben dessen neueste Version A7V. Bataillonskommandeur Weißenborn räumt auf Nachfrage ein, dass er und seine Leute in diesen Wochen noch aufmerksamer das Geschehen im Kriegsgebiet in der Ukraine verfolgen.

"Wir wollen wissen: Wie schlägt sich der Leopard 2 A6, die wir ja aus Deutschland abgegeben haben, im Gefecht? Da brauchen wir nicht drumherumreden. Das will der deutsche Panzermann wissen, wie das ist mit dem Leopard im Gefecht", sagt er. Welche Erkenntnisse die Panzermänner aus dem Leopard-Einsatz durch die ukrainische Armee gewonnen haben, will er allerdings nicht verraten.

MDR (dr)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Exakt - Die Story | 05. April 2023 | 20:45 Uhr

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