Zahnfüllung Amalgam wird vor Verbot vor allem im Osten verwendet
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06. Dezember 2024, 17:00 Uhr
Einem Report der Barmer Krankenkasse zufolge werden in den neuen Bundesländern noch wesentlich mehr Amalgam-Füllungen verwendet. Zahnmediziner Michael Walter von der Technischen Universität Dresden sagte dem MDR, dass die Unterschiede sehr deutlich seien. Als Grund nannte er unter anderem finanzielle Gründe. Ab 2025 wird die Füllung ganz verboten.
- Seit 2021 ist die Verwendung von Amalgam als Zahnfüllung gesunken.
- Noch wesentlich häufiger wird der Werkstoff in Ostdeutschland verwendet.
- Zu den Ersatzstoffen gibt es weniger Daten, sagt ein Zahnmediziner der TU Dresden.
Bei der Mehrheit der Deutschen (70 bis 80 Prozent) wurde schon mindestens einmal gebohrt und eine Füllung gemacht. Amalgam kommt dafür in wenigen Wochen nicht mehr in Frage, denn es ist dann in der EU verboten. Kurz vorher hat die Krankenkasse Barmer zusammengestellt, wie viel Amalgam noch verwendet wird. Im vergangenen Jahr (2023) haben bundesweit noch 3,5 Prozent der Patientinnen und Patienten in ihre Seitenzähne eine Amalgamfüllung erhalten. Zwei Jahre vorher, 2021, waren es noch 4,6 Prozent.
Zahnmediziner: Ästhetik ist Ostdeutschen weniger wichtig
Auffällig sind laut Barmer die großen regionalen Unterschiede. Demnach haben Zahnärzte in den neuen Bundesländern noch deutlich mehr Amalgam verwendet als in den alten, erklärt der Autor des Reports, Zahnmediziner Michael Walter von der Technischen Universität Dresden. "Wir sehen eben, dass in Mecklenburg-Vorpommern jeder neunte Patient mit entsprechenden Seitenzahndefekten mit Amalgam versorgt wird, in Baden-Württemberg ist es nur jeder 83." Das sei schon ein deutlicher Unterschied.
Am zweithäufigsten wurde Amalgam nach Mecklenburg-Vorpommern in Sachsen verwendet, Sachsen-Anhalt und Thüringen liegen an vierter und fünfter Stelle. Walter nennt mögliche Gründe für das Ost-West-Gefälle. "Wir gehen mal davon aus, dass das zuzahlungsfreie Amalgam in Anspruch genommen wird, weil finanzielle Aspekte im Vordergrund stehen. Bei anderen Füllungen muss man Zuzahlungen leisten."
Des Weiteren könnte es sein, dass Menschen in Ostdeutschland häufiger bereit seien, die ästhetischen Nachteile, die gräulich-schwarze Farbe der Füllungen, zu akzeptieren – und zum anderen gebe es Hinweise, dass in Ostdeutschland tradierte Behandlungsmuster sehr eingeschliffen seien, sagt Walter.
Unklarheit über Ersatzstoffe
Klar ist: Das geht ab 2025 nicht mehr. Patientinnen und Patienten müssen also eine andere Füllung bekommen. Die steht ihnen kostenfrei zu. Welche das ist, ist aber nicht festgelegt worden. Die Regelung sei sehr offen, sagt Walter. Und ergänzt: "Zu den neuen alternativen Werkstoffen ist noch zu bemerken, dass sie ein zahnähnliches Aussehen haben. Das ist natürlich ein Vorteil gegenüber dem Amalgam." Dem gegenüber stehe eben die weniger vorhandene wissenschaftliche Unterlegung und fehlende Daten über Haltbarkeit. Die sei bei günstigeren Füllungen wahrscheinlich etwas geringer als die hochwertigen Kunststoffe mit Zuzahlung.
Für den Dresdner Zahnmediziner ist vor allem eins wichtig: Bei der Haltbarkeit und Qualität des Materials dürfen keine Abstriche gemacht werden. Eine hochwertige Versorgung für ausnahmslos alle Versicherten müsse weiter im Vordergrund der fachlichen Diskussionen zu dem Thema stehen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 29. November 2024 | 14:21 Uhr
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