Ungewollte Schwangerschaften Gibt es in Mitteldeutschland genügend Ärzte, die Abtreibungen vornehmen?
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16. Januar 2023, 12:15 Uhr
Schwangerschaftsabbrüche sind in Deutschland nach wie vor umstritten. In manchen Bundesländern wie Bayern und Baden-Württemberg führt das zu großen Problemen bei der Versorgung ungewollt schwangerer Frauen. So bieten einzelne Praxen gar keine Abtreibungen mehr an – weil Abtreibungsgegner vor Praxen protestieren oder weil der Nachwuchs an Ärztinnen und Ärzten fehlt. Gibt es dieses Problematik auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen?
- Für Sachsen sieht der Berufsverband der Frauenärzte keine Versorgungsprobleme bei der Betreuung von Frauen mit Abtreibungswunsch.
- Vor allem in ländlichen Regionen und in Süddeutschland ist die Versorgung laut "Pro Familia" schwieriger. Das liege auch am Nachwuchsmangel.
- Schwangere Frauen wünschen sich einen sensibleren Umgang bei der Begleitung des Schwangerschaftsabbruchs.
In Sachsen kann Cornelia Hösemann keine Versorgungslücke bestätigen. Sie ist Frauenärztin und sagt: Es gebe in letzter Zeit keine Region mit Versorgungsnotstand. Alle Frauen, die eine Abtreibung durchführen lassen möchten, könnten dies auch zeitnah im Freistaat tun.
Hösemann ist die Landesvorsitzende des Berufsverbands der Frauenärzte in Sachsen. "Es ist so, dass wir die sogenannte Zwei-Stunden-Regelung überall in unseren Regionen schaffen. Das heißt, jede Frau, die einen Wunsch zur Behandlung hat, erreicht in zwei Stunden eine entsprechende Behandlungsstelle."
Pro Familia: Fehlender Ärzte-Nachwuchs verschärft Situation
Trotzdem gab es in letzter Zeit Berichte, dass in Deutschland immer weniger Praxen und Kliniken Abtreibungen vornehmen würden. Katharina Rohmert arbeitet beim Bundesverband von Pro Familia – eine Beratungsstelle rund um Partnerschaft und Sexualität. Rohmert sagt, es gebe große regionale Unterschiede. Schlechter sei die Versorgung in Bayern und Baden-Württemberg, vor allem im ländlichen Raum. Als Grund nennt Rohmert den Nachwuchsmangel.
Es gibt immer weniger niedergelassene Ärzte, die Abbrüche anbieten möchten.
"Es gibt immer weniger niedergelassene Ärzte, die Abbrüche anbieten möchten. Die Ärzte, die dies tun, gehen sukzessive nach und nach in den Ruhestand", sagt Rohmert. "Wir werden wahrscheinlich in den kommenden Jahren eine größere Welle von Ärztinnen und Ärzten haben, die aus Altersgründen das Angebot nicht mehr aufrechterhalten."
Diese fänden überhaupt nicht selbstverständlich Nachfolger und Nachfolgerinnen, die das Angebot dann weiterführen, erläutert Rohmert. Sie kann sich gut vorstellen, dass manche auch Angst vor Bedrohung hätten. Dazu gebe es aber keine Befragung. In sehr seltenen Fällen komme es sogar vor, dass Frauen wegen fehlender Praxen die Frist von zwölf Wochen nicht mehr einhalten könnten.
Rohmert sagt, es gebe Frauen, die ihre Schwangerschaft sehr spät bemerkten und dann einfach mit der Frist zu knapp seien zwischen Beratung und Behandlung. "Da muss ja auch die Drei-Tages-Frist eingehalten werden und das ist dann manchmal ein Problem."
Betroffene beklagt unsensiblen Umgang bei Abtreibung
MDR AKTUELL hat mit einer Frau gesprochen, die einen Abbruch hat vornehmen lassen. In der Großstadt Berlin sei es natürlich leicht gewesen, eine Praxis zu finden. Die Frau zeigt sich aber schockiert vom Umgang mit ihr, wie sie per Messenger schreibt: "Du hast irgendwie gemerkt, dass sie dich dahin bringen wollen, dass du es nicht machst mit der Abtreibung." Es seien auch Fragen gekommen wie 'Sie wissen schon, dass es die Möglichkeit gibt, dass man danach keine Kinder mehr kriegen kann?'
Bei der Abtreibung habe sie dann Tabletten bekommen. Sie erzählt weiter: "Du liegst da drei Stunden und blutest extrem. Auch da war die Schwester so unfreundlich, es wirkte wie Fließbandarbeit."
Auch Katharina Rohmert von "Pro Familia" kennt solche Geschichten – und wünscht sich einen sensibleren Umgang. Ihr Vorschlag für die Zukunft: Familienplanungszentren, wo alle Dienstleistungen zur Schwangerschaft oder Verhütung gebündelt angeboten werden.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 16. Januar 2023 | 06:00 Uhr