Prof. Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission STIKO
Stiko-Chef Thomas Mertens ist seit rund 20 Jahren Mitglied des Expertenrates. Dieses Kapitel schließt er bald ab. Bildrechte: IMAGO / IPON

Ständige Impfkommission Scheidender Stiko-Chef Mertens sieht radikalen Umbau kritisch

07. Januar 2024, 07:04 Uhr

Die Ständige Impfkomission steht vor einem radikalen Umbruch. Gleich 12 der 17 Mitglieder sollen ausgetauscht werden. Der scheidende Vorsitzende, der Virologe Thomas Mertens, sieht das kritisch.

Thomas Mertens ist eines der Gesichter der Corona-Pandemie. Er war es, der die Entscheidungen der Ständigen Impfkommission zu Corona-Impfstoffen erklärt und auch gegen Kritik verteidigt hat. Es war eine Zeit, als der Expertenrat unter hohem Druck und auf dünner Daten-Basis arbeiten musste. Dass die Stiko jetzt völlig umgekrempelt werden soll, verwundert den Wissenschaftler.

Fachwissen und Routine

Mertens sagte MDR AKTUELL, es sei ein Problem, wenn man in einem solchen Gremium so viele Mitglieder auf einmal austausche. Es gehe nicht nur um das fachliche Wissen, das sich angesammelt habe. Es gehe auch um die eingespielte Arbeitsweise. Insofern müsse man befürchten, dass die Arbeit der Stiko verlangsamt werden könnte, bis sich die neue Stiko eingespielt habe.

Was er damit meint, beschreibt der Virologe aus Ulm am Beispiel eines normalen Arbeitstags während der Pandemie. Es sei damals sehr, sehr hektisch zugegangen. Man habe ein Jahr lang teilweise wöchentlich ein- oder mehrstündige Beratungen der Stiko gehabt. Er habe morgens nicht vor elf Uhr angefangen, aber selten vor abends elf Uhr aufgehört. Insofern sei das eine ganz intensive Zeit gewesen.

Vieles ist liegen geblieben und muss erledigt werden

Thomas Mertens ist seit rund 20 Jahren Mitglied der Stiko und derzeit ihr Vorsitzender. Die Neustrukturierung wird er nicht mehr begleiten. Er hatte schon frühzeitig signalisiert, aus Altersgründen nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Auf seine Nachfolger sieht er viel Arbeit zukommen.

Es sei deshalb viel Arbeit, weil während der Pandemie etliche Dinge liegen geblieben seien, die auch erledigt werden müssten – Dinge, die nichts mit Covid zu tun hätten, sondern mit RSV und mit anderen neuen Impfstoffen. Er wünsche der neuen Leitung viel Glück und gutes Gelingen.

Die Aufgaben der Stiko

Aufgabe der Stiko ist es, Impf-Empfehlungen abzugeben. Daran haben sich gerade während der Pandemie viele Ärzte und auch Politiker orientiert, als Corona-Impfstoffe erst entwickelt werden mussten. Kritiker warfen dem Expertenrat vor, zu zögerlich gehandelt zu haben. Im Frühjahr soll die neue Kommission ihre Arbeit aufnehmen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 07. Januar 2024 | 06:12 Uhr

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