Im Schmelzbetrieb der Gießerei Keßler & Co GmbH füllt ein Gießereimechaniker das bei etwa 1.600 Grad Celsius geschmolzene Metall in bereitgestellte Formen für Pumpenspiralgehäuse. 5 min
Audio: Der DGB und die Ost-West-Lohnlücke von 19 Prozent. Was ist dran? Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Waltraud Grubitzsch
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Interview mit Prof. Joachim Ragnitz - Ifo-Institut Dresden

MDR AKTUELL Di 22.10.2024 16:17Uhr 04:44 min

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Ifo-Institut Dresden kritisiert DGB-Rechnung zu Ost-West-Lohnlücke

22. Oktober 2024, 18:21 Uhr

Der Deutsche Gewerkschaftsbund kritisiert die weiterhin bestehende Lohnlücke zwischen Ost und West von 19 Prozent. Der DGB beklagt deshalb, dass Ostdeutsche ab sofort bis zum Jahresende umsonst arbeiten würden. Für das Ifo-Institut Dresden stimmt die Rechnung so nicht. Auch im Westen würde es Regionen geben, denen es ähnlich gehe. So würden Sachsen und Schleswig-Holsteiner gleich viel verdienen.

Das Ifo-Institut Dresden hat die Rechnung des Deutschen Gewerkschaftsbundes zur Lohnlücke zwischen Ost und West kritisiert. Dem DGB zufolge liegt die Lohn-Differenz bei 19 Prozent.

Unterschiede bei Löhnen zwischen Branchen und Berufen

Joachim Ragnitz
Joachim Ragnitz Bildrechte: picture alliance / dpa | Arno Burgi

Der stellvertretende Leiter des Ifo-Instituts in Dresden, Joachim Ragnitz, sagte dem MDR, im Durchschnitt über alle Beschäftigten stimme diese Lohnlücke. Es gebe aber sehr große Unterschiede zwischen einzelnen Berufen und Branchen.

So bestehe etwa im öffentlichen Bereich gar keine Lohnlücke zwischen Ost und West mehr, in der Industrie betrage sie dafür 30 Prozent und in der Kleidungsindustrie liege sie sogar über 40 Prozent.

Sachsen und Schleswig-Holsteiner verdienen gleich viel

Ragnitz wies zudem daraufhin, dass es im Westen ebenfalls Regionen gibt, die genauso schlecht dastehen. So würden im Landesschnitt die Sachsen genauso viel verdienen wie die Schleswig-Holsteiner. Der westdeutsche Durchschnittslohn werde von den hohen Löhnen in Bayern und Baden-Württenberg sowie dem Stadtstaat Hamburg geprägt.

Wirtschaft im Osten von kleinen Betrieben geprägt

Als weiteren Grund für die geringeren Löhne nannte Ragnitz, dass die Wirtschaft im Osten von kleineren Betrieben geprägt sei. Diese würden sowohl im Osten als auch im Westen geringere Löhne zahlen, weil sie sich höhere nicht leisten könnten. Weil es im Osten mehr kleinere Firmen als im Westen gebe, sei auch das Lohnniveau im Osten geringer. Das habe erstmals nichts mit Gerechtigkeit zu tun, sondern mit wirtschaftlicher Leistungskraft.

DGB: Ostdeutsche arbeiten wegen Lohnlücke bis Jahresende umsonst

Susanne Wiedemeyer
DGB-Landeschefin von Sachsen-Anhalt, Susanne Wiedemeyer. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte die weiter bestehende Lohnlücke zwischen Ost und West kritisiert. Die Lohndifferenz von 19 Prozent bzw. 800 Euro führe rein rechnerisch dazu, dass Beschäftigte im Ostdeutschland seit heute bis Jahresende ohne Lohn arbeiten würden. Die DGB-Landeschefin von Sachsen-Anhalt, Susanne Wiedemeyer, sagte, die Lohnlücke führe unweigerlich zu Verdruss.

Der DGB hatte nach eigenen Angaben Daten des Statistischen Bundesamtes zu Durchschnittsverdiensten in Ost- und Westdeutschland aus. Laut Verdiensterhebung des Statistischen Bundesamtes 2023 bekamen Vollzeitbeschäftigte in den ostdeutschen Bundesländern durchschnittlich 3.563 Euro brutto im Monat, in westdeutschen Ländern dagegen rund 4.401 Euro.

Gewerkschaftsbund fordert mehr Tarifbindung

Um die Lohnlücke zu schließen, dringt der DGB auf mehr Tarifverträge. Stefan Körzell vom DGB-Bundesvorstand sagte, mit diesen seien höhere Löhne möglich. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes arbeiten bundesweit 49 Prozent der Beschäftigten mit einem Tarifvertrag. In Ostdeutschland sind es demnach nur 44 Prozent, im Westen 51 Prozent.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 22. Oktober 2024 | 16:30 Uhr

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