Unicef-Bericht Kinderarmut in Deutschland weiterhin hoch
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06. Dezember 2023, 12:01 Uhr
Seit einem Jahrzehnt ist die Zahl der in Armut aufwachsenden Kinder in Deutschland unverändert hoch. Europaweit sind mehr als sechs Millionen Kinder mit dem Thema konfrontiert. Besonders in Frankreich und Großbritannien hat sich die Lage verschärft.
- Dauerhafte Armut kann bei Kindern zu Verhaltensauffälligkeiten führen
- Frankreich und Großbritannien verzeichnen einen zweistelligen Zuwachs bei Kinderarmut
- In Europa sind sechs Millionen Kinder von Einkommensarmut betroffen
Die UN-Kinderhilfsorganisation Unicef fordert von Deutschland größere Anstrengungen im Kampf gegen Kinderarmut. Dem neuen Bericht des Unicef-Forschungsinstituts Innocenti zufolge rangiert Deutschland im unteren Mittelfeld – auf Platz 25 von insgesamt 39 untersuchten OECD- und EU-Staaten.
In Deutschland leben mehr als eine Million Kinder und Jugendliche in dauerhafter Armut, wie es weiter hießt. Seit einem Jahrzehnt sei der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die in Armut aufwüchsen, nahezu unverändert hoch. Eine Person gilt als einkommensarm, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt.
Unicef: Nicht an Kindern sparen
Dauerhaft oder immer wieder in Armut lebende Kinder zeigen demnach mehr als doppelt so häufig soziale und emotionale Verhaltensauffälligkeiten. Viele von ihnen wiesen einen geringeren Wortschatz auf und erkrankten häufiger an Depressionen als Kinder, die in Wohlstand aufwüchsen.
Bei der Bekämpfung der Kinderarmut dürfe nicht gespart werden, sagte Sebastian Sedlmayr von Unicef Deutschland: "Gemeinsam mit vielen anderen Organisationen appellieren wir deshalb an die Bundesregierung sowie die Länder und Kommunen, trotz der aktuellen Haushaltskrise mehr für Kinder zu tun, die in Armut leben." Neben einer effektiven Kindergrundsicherung gehe es dabei um den Erhalt und Ausbau der Infrastruktur für Kinder.
Frankreich und Großbritannien auf letzten Plätzen
Im Vergleich schneiden Frankreich und Großbritannien am schlechtesten ab, wie aus dem Unicef-Bericht hervorgeht. Die Kinderarmut in Frankreich sei von 2012 bis 2021 um zehn Prozent gestiegen. Großbritannien verzeichnete im selben Zeitraum einen Anstieg um 20 Prozent.
Sechs Millionen betroffene Kinder in der EU
In der EU sind dem Bericht zufolge rund sechs Millionen Kinder unmittelbar von Einkommensarmut betroffen. Hinzu kämen weitere Kinder, deren Familien es sich nicht leisten können, die Wohnung ausreichend zu heizen, abgenutzte Kleidung zu ersetzen oder für genügend Lebensmittel, geschweige denn Spielzeug zu sorgen.
Gute Nachrichten betreffen hingegen Polen, Slowenien, Lettland und Litauen: Die genannten Staaten minderten den Angaben zufolge im Untersuchungszeitraum Kinderarmut um mehr als 30 Prozent. "Die Politik hat es weitgehend in der Hand, Kinderarmut effektiv zu bekämpfen", bilanzieren die Autoren des Berichts.
kna, epd, MDR (lik)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 06. Dezember 2023 | 09:07 Uhr