Eine weiblich gelesene Person mittleren Alters reibt sich ihre Augen, während sie am Laptop sitzt.
Rund vier Millionen Frauen in Deutschland können durch starke Wechseljahrsbeschwerden ihren Alltag kaum noch bewältigen oder ihren Beruf regulär ausüben. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Zoonar

Menopause Unbehandelte Wechseljahrsbeschwerden verschärfen Fachkräftemangel

01. Mai 2025, 05:00 Uhr

Millionen Frauen in Deutschland sind durch Wechseljahrsbeschwerden im Arbeitsleben eingeschränkt. Sie verzichten auf Beförderungen, reduzieren ihre Stunden oder steigen sogar frühzeitig aus dem Beruf aus. Das verschärft nicht nur den Fachkräftemangel, sondern sorgt auch für einen wirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe, wie die Ökonomin Andrea Rumler errechnet hat. Auch den betroffenen Frauen selbst entstehen häufig finanzielle Folgen – wie ein höheres Risiko für Altersarmut.

  • Konzentrations- und Schlafprobleme sind die häufigsten Symptome während der Wechseljahre.
  • Wechseljahrsbeschwerden führen bei Millionen Frauen zu Karrierebrüchen, verstärken den Fachkräftemangel und erhöhen das Risiko von Altersarmut deutlich.
  • Auch wenn es in immer mehr Unternehmen ein Bewusstsein für solche Beschwerden gibt, fehlt es oft noch an Sichtbarkeit, Offenheit und Verständnis im Arbeitsumfeld.

950 Personen betreut Paula Fieber als Betriebsmedizinerin für den Gasimporteur VNG in Leipzig. Ungefähr die Hälfte sind Frauen. Das Unternehmen ist einer der größten Arbeitgeber in Mitteldeutschland und auf die Arbeitsfähigkeit seiner Fachkräfte angewiesen.

Fieber erklärt, wie unter anderem in ihrem Unternehmen auf Wechseljahrsbeschwerden Rücksicht genommen wird: "Die flexiblen Arbeitszeiten stehen jedem Mitarbeiter zu, was auch sehr positiv angenommen wird, weil dann auch mal mittags ein Ruhepäuschen eingelegt werden kann. Wir haben aber auch andere Angebote, wie zum Beispiel Kurzkrank-Tage ohne Krankenschein, die auch gerne genutzt werden. Zum Beispiel an Tagen, an denen das Stressempfinden besonders hoch ist oder halt die anderen Symptome auch sehr stark sind."

Fast 10 Milliarden Euro wirtschaftlicher Schaden

Fälschlicherweise denken viele bei den Wechseljahren nur an Hitzewallungen. Dabei sind Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafstörungen die am häufigsten genannte Symptome während der hormonellen Umstellung.

Andrea Rumler, Ökonomin und Professorin für Marketing an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, hat die Studie "MenoSupport" geleitet. Dabei berichteten 2.000 Teilnehmerinnen, wie die Wechseljahre sie auf ihrem beruflichen Werdegang beeinflusst haben oder beeinflussen. Daraus hat sie einen Wirtschaftsschaden von mindestens 9,4 Milliarden Euro errechnet.

Altersarmut wegen Wechseljahrsbeschwerden

Im Podcast "Hormongesteuert" erzählt Andrea Rumler, in diese Summe fließe noch nicht ein, dass zehn Prozent der Frauen wegen der Wechseljahre vorzeitig in Ruhestand gehen. "Jeweils 20 bis 30 Prozent haben Stunden reduziert oder sogar den Job gewechselt oder eine Beförderung ausgeschlagen. Mehr als 40 Prozent der Frauen haben Konsequenzen für ihre Kariere aus den Wechseljahresbeschwerden gezogen."

Die Rede ist hier von rund vier Millionen Frauen, die durch starke Wechseljahrsbeschwerden kaum noch ihren Alltag bewältigen, geschweige denn regulär berufliche Leistung erbringen können. Das heißt, die Wechseljahre befeuern den Fachkräftemangel.

Doch die Folgen sind viel weitreichender, sagt Andrea Rumler. "Auch die Frauen haben ein Problem, wenn sie so früh aufhören, zu arbeiten, wenn sie keinen Versorger oder eine Versorgerin zuhause haben." Weil ihre Rente geringer sei und weil sie stärker von Altersarmut bedroht seien, wenn sie früher aufhörten, zu arbeiten.

Bewusstsein für Beschwerden steigt

Rumler zufolge steigt das Problembewusstsein zum Thema Wechseljahre bei den Unternehmensführungen. Mittlerweile befasse sich mindestens jedes fünfte Unternehmen mit Maßnahmen und passenden Arbeitsbedingungen für Frauen in den Wechseljahren. Vor allem, weil verstanden wurde, dass das für die Arbeitgeberinnen und -geber finanziell einen großen Vorteil bedeute, glaubt die Ökonomin.

Der mitteldeutsche Erdgasgroßhändler VNG hat Unterstützung für Frauen in den Wechseljahren längst in sein betriebsmedizinisches Angebot aufgenommen. Damit sei die Arbeit zu dem Thema im Unternehmen aber noch nicht abgeschlossen, findet Betriebsmedizinerin Paula Fieber: "Woran man natürlich immer noch arbeiten kann, ist einfach die Sichtbarkeit bei den Führungskräften, im Konzern generell, bei anderen Mitarbeitern, die es nicht betrifft, also bei den männlichen Mitarbeitern." Aber das betreffe viele Themen, "nicht nur dieses".

Fieber sagt, sie hoffe, dass das Thema offen und selbstverständlich im Unternehmen besprochen werde. Frauen, die beschwerliche Symptome erlebten, sollten mit Verständnis und Rücksicht rechnen können.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 01. Mai 2025 | 06:00 Uhr

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