
Zum 1. Mai DGB-Vorsitzende Fahimi fordert "Tarifwende" im Osten
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01. Mai 2025, 16:16 Uhr
Zum 1. Mai stellt die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, zahlreiche Forderungen auf. Es brauche politische Impulse für mehr Tariftreue, wirtschaftlichen Aufschwung und höhere Löhne. In vielen Städten bundesweit demonstrierten Menschen für gute Arbeitsbedingungen.
- DGB-Chefin Fahimi fordert mehr Tarifbindung in Ostdeutschland.
- Mindestlohn sei keine Gefahr für Arbeitsplätze im Land.
- Zentrale DGB-Kundgebung zum Tag der Arbeit findet in Chemnitz statt.
Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, hat zum 1. Mai mit Blick auf die Lohnlücke zwischen Ost und West eine Tarifwende gefordert. Bei Vollzeitbeschäftigten liege der Lohnunterschied immer noch bei 19 Prozent, sagte Fahimi am Donnerstag bei der Hauptveranstaltung des DGB zum Tag der Arbeit in Chemnitz. Wo hingegen nach Tarif bezahlt werde, gebe es eine Lohn-Angleichung von 98 Prozent. Fahimi sagte: "Arbeitgeber haben immer noch nicht begriffen, dass sie mit Billiglöhnen und schlechteren Arbeitsbedingungen keine Fachkräfte gewinnen können."
Arbeitgeber haben immer noch nicht begriffen, dass sie mit Billiglöhnen und schlechteren Arbeitsbedingungen keine Fachkräfte gewinnen können.
Die DGB-Vorsitzende forderte in ihrer Rede ein bundesweites Tariftreuegesetz, damit öffentliche Aufträge nur an tarifgebundene Unternehmen vergeben werden. "Wir brauchen eine echte Tarifwende, die allen Beschäftigten Schutz und faire Löhne garantiert", sagte Fahimi.
Tag der Arbeit
Im Jahr 1890 wurde der 1. Mai als "Kampftag der Arbeiterbewegung" begründet. Bis heute wird an dem Tag international Protest zum Ausdruck gebracht. In Deutschland ist der Tag der Arbeit gesetzlicher Feiertag.
Schnelle Wirtschaftsimpulse erforderlich
Im Gespräch mit MDR AKTUELL mahnte Fahimi im Vorfeld des Tags der Arbeit schnelle Wachstumsimpulse für die Wirtschaft an. Sie sagte im Interview: "Mit einem 500-Milliarden-Investitionsprogramm lässt sich erst einmal gut arbeiten." Darauf habe man jahrelang gedrungen. Auch die Senkung der Energiepreise für Unternehmen und Verbraucher seien wichtige Impulse. "Es ist jetzt an der Zeit, dass Arbeitgeber das Jammern beenden und endlich in einen sicheren Standort investieren."
In einem gesetzlichen Mindestlohn von 15 Euro sieht Fahimi keine Gefahr für Arbeitsplätze in Deutschland. Sie erklärte, das Gerede über zu hohe Lohnkosten werde jedes Mal angefacht, wenn es um den Mindestlohn gehe. Befürchtungen über einen angeblichen Arbeitsplatzabbau nach einer Mindestlohnerhöhung hätten sich jedoch niemals bewiesen.
Außerdem könne man es sich volkswirtschaftlich nicht leisten, dass Menschen zu einem Lohn arbeiteten, von dem sie nicht leben könnten. Sie lägen dann den Steuerzahlern auf der Tasche, weil sie aufstockende Leistungen bräuchten. Das sei eine Lohnsubvention von Geschäftsmodellen auf der Basis von Lohndumping. Eine hochentwickelte Volkswirtschaft wie Deutschland dürfe sich das nicht erlauben.
Fahimi sprach sich außerdem für eine Digitalisierung der Arbeitswelt aus. Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) sei kein Widerspruch. Es gebe zahlreiche Einsätze, die die Arbeit erleichterten und sinnhafter machen könnten. Dazu brauche es aber mehr Mitbestimmungsrechte. Die KI müsse Arbeit unterstützen und nicht ersetzen.
Zahlreiche Veranstaltungen bundesweit
In Chemnitz fand in diesem Jahr die zentrale DGB-Kundgebung statt. Dafür gebe es mehrere Gründe, sagte Fahimi. Die Stadt habe einen industriellen Kern und sei als Kulturhauptstadt besonders interessant. Die Arbeitswelt müsse so gestaltet sein, dass sie zu einem guten Leben führe. Dazu gehöre neben Vereinbarkeit und Vielfalt ein Kulturleben. Es sei wichtig, Zeit zum Mensch-Sein zu haben. Menschen seien keine Maschinen, die man beliebig ein- und ausschalten könne.
Die 1. Mai-Kundgebungen stehen in diesem Jahr unter dem Motto "Mach dich stark mit uns!". In zahlreichen Städten wurde für faire Löhne, gute Arbeitsbedingungen und sichere Jobs demonstriert. Kundgebungen gab es in Mitteldeutschland unter anderem auch in in Magdeburg, Erfurt und im sächsischen Freiberg. Am Demonstrationszug in Chemnitz beteiligten sich nach Schätzungen eines MDR-Reporters etwa 1.000 Menschen.
dpa/MDR (lik,ala)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 01. Mai 2025 | 08:00 Uhr