Drogenschmuggel Drogenscanner bald in mitteldeutschen Gefängnissen

27. Juli 2023, 07:26 Uhr

Im Kampf gegen Drogen setzen immer mehr Haftanstalten auf Drogenscanner, die auch moderne synthetische Drogen gut erkennen können. Auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sollen solche Scanner bald zum Einsatz kommen.

Während klassische Drogen, wie Cannabis oder Kokain relativ leicht durch Schnelltests oder Drogenspürhunde erkannt werden können, ist das bei synthetischen Drogen eine große Herausforderung. Vor allem sogenannte neue psychoaktive Substanzen (NPS) machen Justizvollzugsanstalten zu schaffen.

Jörn Patzak leitet die JVA in Wittlich in Rheinland-Pfalz und erlebt im Alltag die verheerende Wirkung von NPS: "Wir haben ein bis zwei Mal im Quartal einen Notarzteinsatz, weil Gefangene einen solchen Stoff rauchen und die Wirkung so stark und heftig eintritt, dass sie umfallen, kollabieren. Wir haben zum Glück Stand heute noch keinen Drogentoten in Rheinland-Pfalz nach dem Konsum einer solchen Substanz. Aber es ist nicht eine Frage, ob irgendwann einer stirbt, ist es nur die Frage, wann."

Mit einem Scanner könne man aber sehr gut dagegen arbeiten, sagt Patzak. Sein Gefängnis hat in einem Pilotprojekt früh auf Hightech-Drogenscanner gesetzt, um geschmuggelte synthetische Drogen zu erkennen.

Eigentlich wurde das Gerät entwickelt, um Sprengstoffrückstände an Flughäfen zu erkennen. Es ist Schuhkarton-groß und analysiert die chemische Zusammensetzung von Substanzen. Beim Scannen greift es auf eine umfangreiche, deutschlandweit verfügbare Datenbank des LKA zurück. So erkennt der Scanner innerhalb von Sekunden, ob es sich um eine Droge handelt oder nicht.

Hohe Dosierung führt zu Aggressivität

Das Gerät hilft den Vollzugsbeamten enorm, denn die Substanzen werden zum Teil in Lösungsmittel verflüssigt und dann auf ein Stück Papier eines Briefes geträufelt. Ohne Scanner sind sie fast nicht zu erkennen. Für die Gefangenen ist nicht nur unklar, ob die Drogen entdeckt werden, das Träufeln führt auch zu sehr unterschiedlichen, schlecht dosierbaren Konzentrationen: "Da gibt es keine Gebrauchsanweisung, weil auch der Hersteller, also die Freundin zum Beispiel, die das für ihren Freund draußen vorbereitet und hier reinschickt, kann nicht draufschreiben, welche Konzentration sie draufgemacht hat, weil es für sie auch völlig unvorhersehbar ist", sagt Platzak.

Das ist nicht nur für die Gefangenen ein Problem, sondern auch für die Vollzugsbeamten. Sie werden immer wieder mit Gefangenen im Rausch konfrontiert, die nach dem Rauchen der Substanzen teilweise sehr aggressiv sind. Ganz verhindern lässt sich der Schmuggel bei etwa 200 bis 300 Blatt Papier, die jeden Tag an die Gefangenen der JVA Wittlich geschickt werden, aber nicht.

Drogenscanner bald auch in Mitteldeutschland

Auch die drei mitteldeutschen Länder wollen künftig auf Drogenscanner setzen, das bestätigen sie auf Anfrage von MDR AKTUELL. Das Land Sachsen hat sich bereits für ein Modell entschieden und wird es frühestens Ende des Jahres einsetzen. Sachsen-Anhalt will in allen Justizvollzugsanstalten des Landes Drogenscanner einsetzen. Besorgt werden sollen sie noch in diesem Jahr.

In der Antwort des Landes Thüringen heißt es: "Ausreichende finanzielle Mittel zur Anmietung der Drogendetektionsgeräte stehen im Thüringer Haushalt 2023 zur Verfügung. Der Einsatz im regulären Dienstbetrieb hängt von den Ergebnissen der aktuellen Gerätetestungen ab und lässt sich derzeit noch nicht spezifizieren."

Jörn Patzak von der JVA Wittlich ist davon überzeugt, dass der Einsatz von Drogenscannern sinnvoll ist. Selbst wenn sie nur stichprobenartig eingesetzt werden können: "Wir wissen, dass wir bei den Gefangenen auch Wirkungstreffer damit erzielen, dass wir mit diesem Gerät unterwegs sind. Insoweit hat sich das nicht nur in Rheinland-Pfalz mittlerweile etabliert, sondern fast alle Bundesländer sind Kooperationspartner von uns geworden und nutzen dieses Gerät oder werden es in Kürze nutzen."

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 27. Juli 2023 | 06:00 Uhr

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