Mitarbeiter der DLRG üben die Menschenrettung und Erstversorgung von im Wasser verunfallten Personen anhand einer Puppe.
DLRG rettet 1.120 Menschen das Leben, davon werden 870 vor dem Ertrinken bewahrt. 378 Menschen konnten sie nicht helfen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Christoph Reichwein

DLRG-Bilanz 2023 Ehrenamtliche retten 1.120 Menschenleben

23. Mai 2024, 13:55 Uhr

Die Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft haben im vergangenen Jahr bundesweit 870 Menschen aus dem Wasser gerettet. Insgesamt retteten die Helfer im vergangenen Jahr 1.120 Menschen das Leben. Gleichzeitig stieg aber auch die Zahl der tödlichen
Badeunfälle wieder.

Die Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) haben im vergangenen Jahr 1.120 Menschen das Leben gerettet, einschließlich der Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Herzinfarkten am Strand oder auch abseits des Strandes. Das waren 187 weniger als 2022. Der Großteil der Rettungen erfolgte mit 870 im Wasser, in 62 Fällen sogar unter lebensgefährlichem Einsatz der Retterinnen und Retter. Bereits im Februar teilten die Wasserretter mit, dass 2023 mindestens 378 Menschen in Deutschlands Gewässern ertranken. Der Vergleich der Zahl der Geretteten und Ertrunkenen mache einmal mehr deutlich, wie wertvoll der ehrenamtliche Einsatz unserer Retterinnen und Retter sei, sagte Präsidentin Ute Vogt bei der Präsentation der DLRG Jahresbilanz 2023 in Potsdam.

Zahl der tödlichen Badeunfälle steigt

Ein Strömungsretter der DLRG schwimmt in einen Fluss
Ein Strömungsretter der DLRG schwimmt in einen Fluss. Bildrechte: picture alliance/dpa | Christoph Reichwein

Nach DLRG-Angaben kamen im vergangenen Jahr 23 Menschen mehr im deutschen Gewässern ums Leben als im Jahr zuvor. Wie schon 2022 sei der Großteil der Ertrunkenen – 79 Prozent – männlich gewesen, rund 80 Prozent der Vorfälle seien in nicht überwachten Binnengewässern wie Flüssen und Seen passiert.

Die Wasserretter kamen den Angaben zufolge im vergangenen Jahr bundesweit auf rund 61.000 Hilfeleistungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. In weiteren knapp 4.000 Fällen sicherten sie etwa gekenterte Segelboote, im Wasser verlorene Wertgegenstände oder halfen Tieren in Not und wendeten Gefahren für die Umwelt ab. Im Einsatz waren die Lebensretter in mehr als 1.200 Schwimmbädern und an über 1.100 Freigewässern, darunter viele Strände an Nord- und Ostsee. Allein an den Küsten passten zwischen Anfang Mai und Ende September über 6.000 DLRG Rettungsschwimmer auf die Badegäste auf.

44 Menschen ertrinken in Mitteldeutschland

In Sachsen konnte bei Hunderten Einsätzen 512 Menschen geholfen werden. Dabei ging es etwa um Rettungen, Erste Hilfe, Wundversorgung oder die Suche nach Vermissten, in 26 Fällen um Lebensrettungen. Die Zahl der Badetoten lag 2023 bei 15, drei weniger als 2022. Die meisten Todesfälle wurden mit jeweils sechs in Seen und Flüssen gezählt. Zudem kam je ein Mensch in einem Bach, einem Teich und einem Kanal ums Leben. Todesfälle in einem Schwimmbad gab es laut DLRG-Statistik 2023 nicht. Insgesamt engagierten sich 535 DLRG-Rettungsschwimmer im Freistaat.

In Sachsen-Anhalt konnten die 643 Ehrenamtlichen insgesamt 734 Badegästen helfen, 29 von ihnen sogar das Leben retten. Dazu zählten Rettungen, Erste Hilfe wie Wundversorgung und Personensuchen. 16 Menschen waren jedoch tödlich verunglückt, vier mehr als noch im Jahr 2022. Neben der Wasserrettung engagieren sich nach Angaben der DLRG auch fast 230 Personen in der Schwimmausbildung. Hier ist die Zahl im bundesweiten Vergleich jedoch besonders niedrig.

In Thüringen waren im vergangenen Jahr 382 aktive DLRG-Mitglieder an Rettungseinsätzen beteiligt. In 307 Fällen konnten sie erste Hilfe leisten, eine Lebensrettung gab es nicht. Die Helfer versorgten etwa Schnittwunden oder Insektenstiche. Aber auch in solchen Situationen, wie wenn Kinder an vollen Badestellen ihre Eltern aus den Augen verloren hatten, waren die Helfer zur Stelle. Die Retter waren an acht Thüringer Freigewässern und 30 Schwimmbädern im Einsatz. Die Zahl der Badetoten stieg im Vorjahresvergleich um fünf auf 13 Menschen an. Vor allem Seen und Flüsse waren Unfallschwerpunkte – Gewässer, die in der Regel unbewacht sind.

Über 56.000 Seepferdchen

Ute Vogt
DLRG-Präsidentin Ute Vogt stellte die Bilanz für 2023 in Potsdam vor. Bildrechte: picture alliance/dpa | Stefan Puchner

Ungeachtet der Statistik zog DLRG-Präsidentin Vogt für den Verband, der im vergangenen Jahr 110 Jahr alt geworden ist, eine positive Bilanz. Zum einen sei die Marke von bundesweit über 600.000 Mitgliedern erreicht worden. Zum anderen habe die DLRG einen Rekord von fast 95.000 Schwimmabzeichen erreicht, davon über die Hälfte, rund 56.000 Schwimmerabzeichen für Frühschwimmer, das "Seepferdchen". Die Schwimmausbildung liege damit wieder auf dem Vor-Corona-Niveau.

Staatliche Unterstützung gefordert

Für die anstehende Badesaison stehen die Vorzeichen Vogt zufolge gut. Man habe im vergangenen Jahr viele Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer ausbilden können. Beim Rettungsschwimmabzeichen Silber zählte die DLRG 45.525 erfolgreiche Prüfungen (2022: 43.304). Damit erwarben so viele Menschen die für die Badeaufsicht erforderliche Qualifikation wie seit zehn Jahren nicht. Auch die Zahl der Kinder, die mit dem Abzeichen Juniorretter schon früh den Weg in die Rettungsschwimmausbildung einschlagen, erreichte mit 8.459 einen langjährigen Höchstwert. Zudem erfährt die aktive Nachwuchsarbeit des Verbandes weiteren Zulauf: 8.067 Jungen und Mädchen ab zwölf Jahren (2022: 7.455) bereiten sich in rund 560 Jugend-Einsatz-Teams auf das künftige Engagement im Wasserrettungsdienst vor.

Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass etliche Schwimmbäder über Personalmangel klagen, zahlreiche Gewässer weiter unbewacht seien und die Freiwilligen inzwischen weniger Zeit für ihr Ehrenamt aufbringen könnten, mahnte Vogt. Die DLRG will deshalb in den kommenden Jahren ihre Arbeit auf noch weit mehr Füße stellen. Neue Aktive sollen gewonnen werden.

Zusätzlich zu den eigenen Bemühungen und der Unterstützung von der Wirtschaft sieht die DLRG auch Bund, Länder und Kommunen in der Pflicht sich stärker einzubringen. "Unsere Einsatzkräfte haben über den Jahreswechsel im Hochwassereinsatz wieder einmal gezeigt, dass auf sie in Katastrophenlagen Verlass ist. Ihr Wert wird seitens der öffentlichen Hand aber weiterhin nicht ausreichend anerkannt", so Vogt. Auch beim Erhalt der Bäderlandschaft wünscht sich der Verband weiterhin ein stärkeres Engagement durch die Verantwortlichen auf allen politischen Ebenen. Mindestens jede fünfte Grundschule kann mangels eines Schwimmbades in erreichbarer Nähe keinen Schwimmunterricht anbieten.

Größte Wasserrettungsorganisation der Welt

Die DLRG ist nach eigenen Angaben mit über 1,7 Millionen Mitgliedern und Förderern die größte Wasserrettungsorganisation der Welt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1913 hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. Schirmherr ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die DLRG ist der größte private Anbieter in der Schwimmausbildung und die Nummer eins in der Rettungsschwimmausbildung in Deutschland. Von 1950 bis 2020 hat sie über 22,7 Millionen Schwimmprüfungen und fast fünf Millionen Rettungsschwimmprüfungen abgenommen. In rund 2.000 Gliederungen leisten die ehrenamtlichen Helfer pro Jahr fast rund sechs Millionen Stunden freiwillige Arbeit für die Menschen in Deutschland.

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KNA, dpa (das)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL - Das Nachrichtenradio | 23. Mai 2024 | 13:00 Uhr

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