Bundesweite Demonstrationen Klimabewegung Fridays for Future kämpft gegen abnehmende Sichtbarkeit
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14. Februar 2025, 21:25 Uhr
Bundesweit sind am Freitag tausende Menschen einem Aufruf von Fridays for Future gefolgt, um für besseren Klimaschutz zu demonstrieren. Dabei kämpfte das Bündnis zuletzt mit sinkenden Teilnehmerzahlen. Politikwissenschaftler sehen die zunehmende Polarisierung der Bewegung als Grund dafür. Zudem spiele Klimaschutz für viele Menschen aufgrund der Krisen der vergangenen Jahre derzeit eine untergeordnete Rolle.
- Deutschlandweit sind am Freitag tausende Menschen einem Demonstrationsaufruf des Klimabündnisses Fridays for Future gefolgt.
- Der Zulauf zu den Demonstrationen der Klimaaktivisten sank zuletzt. Fridays for Future kritisiert die untergeordnete Rolle des Klimaschutzes im Wahlkampf.
- Politikwissenschaftler sehen die zunehmende Polarisierung der Bewegung sowie weltweite Krisen als Grund für den sinkende Sichtbarkeit der Bewegung.
In Deutschland haben am Freitag tausende Menschen für einen besseren Klimaschutz demonstriert. Die Klimabewegung Fridays for Future hatten dazu aufgerufen. Auch in Mitteldeutschland fanden mehrere Kundgebungen statt – etwa in Erfurt, Jena oder Leipzig.
Mit dem bundesweiten Demonstrationsaufruf kämpfen die Klimaaktivisten auch gegen ihre zunehmend sinkende Sichtbarkeit. Nachdem die 2018 gegründete Bewegung ihren Höhepunkt im September 2019 erreichte und bei einem globalen Klimastreik gut sechs Millionen Teilnehmer auf die Straße brachte, ebbte der Zulauf zu den Veranstaltungen zuletzt immer stärker ab.
Fridays for Future sieht Klimaschutz im Wahlkampf als Alibi-Thema
Grund für den mangelnden Zulauf der Veranstaltungen seien die großen Krisen der vergangenen Jahre sowie die derzeit geführte Sicherheitsdebatte in Deutschland, sagte Alexander Kilse von Fridays for Future Leipzig MDR AKTUELL. "Das wirklich große Sicherheitsrisiko Klimawandel und die Gefährdung unserer Lebensgrundlagen spielt eine viel zu kleine Rolle im derzeitigen Wahlkampf." Bei vielen Parteien komme das Gefühl auf, Klimaschutz sei ein "Alibi-Thema", so der Klimaaktivist.
Politikwissenschaftlerin: Junge Menschen resignieren zunehmend
Die sinkenden Teilnehmerzahlen bei den Veranstaltungen von Fridays For Future beobachtet auch die Politikwissenschaftlerin Nina Kolleck von der Universität Potsdam. "Wir sehen, dass der Zuspruch geringer geworden ist […] und wir sehen auch, dass die Klimabewegung zunehmend zersplittert ist und innerhalb der Bewegung die Polarisierung zunimmt."
Es gibt eine zunehmende Resignation unter jungen Menschen in Bezug auf den Klimaschutz und auch auf die Wirksamkeit von Protesten.
Hinzu käme eine große Frustration der jungen Generation über den mangelnden Klimaschutz älterer Menschen, erklärt Kolleck. "Es gibt eine zunehmende Resignation unter jungen Menschen in Bezug auf den Klimaschutz und auch auf die Wirksamkeit von Protesten sowie politischen Prozessen." In der Gesamtbevölkerung sei das abnehmende Interesse am Klimawandel sogar noch stärker zu beobachten.
Migration und Wirtschaft statt Klimaschutz im Fokus
Im Wahlkampf für die anstehende Bundestagswahl spiele der Klimawandel lediglich eine untergeordnete Rolle, erklärt der Politikwissenschaftler Oliver Lembcke von der Ruhr-Universität Bochum im Gespräch mit MDR AKTUELL. "Migration und Wirtschaft sind die Themen, die aus bekannten Gründen im Fokus stehen."
Migration und Wirtschaft sind die Themen, die aus bekannten Gründen im Fokus stehen.
Darunter habe der Klimaschutz gelitten. Dazu hätten auch die Grünen beigetragen, indem sie das Thema ökonomisiert hätten, meint der Politikwissenschaftler. Im Wahlprogramm der Partei sei es eng mit der Schuldenbremse verzahnt. "Als Wähler kommt man schnell zu dem Schluss, dass man sich Ökologie offenbar leisten können muss."
Politikwissenschaftler: Klimaschutz ist kein Gewinnerthema mehr
Um wieder sichtbarer zu werden, müsste Fridays For Future dieser internen Spaltung nach Ansicht der Politikwissenschaftlerin Kolleck zukünftig entgegenwirken. Auch sollte versucht werden, die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen. "Die Rhetorik muss mehr dahingehen, dass es weniger um Verzicht geht."
Das sieht Lembcke ähnlich. Das Thema sei seit der vergangenen Bundestagswahl stark polarisiert worden. So würde Klimaschutz bei Wählern der Grünen zwar nach wie vor mobilisieren, bei anderen Parteien sei die Akzeptanz aber weitaus geringer, sagte Lembcke. "Es war 2021 ein Gewinnerthema. Das ist es nun nicht mehr."
Zukünftig müsse der Klimaschutz deshalb entideologisiert werden. "Das Thema darf nicht mehr so polarisieren, wie es das derzeit noch tut." Zudem müsse deutlicher werden, welches Interesse die gesamte deutsche Wählerschaft generationenübergreifend am Klimaschutz habe.
MDR/dpa(mbe)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 14. Februar 2025 | 18:00 Uhr
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